Totgebissenes Damwild entdeckt

Möglicherweise Wolf bei Bad Sobernheim unterwegs

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Autor/in
Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann

Am Naheufer bei Bad Sobernheim sind drei Damtiere mit durchgebissener Kehle entdeckt worden. War es ein Wolf?

Es gibt kaum ein Tier, zu dem wir Menschen ein so zwiespältiges Verhältnis haben wie zum Wolf. Auf der einen Seite löst er Angst und Schrecken aus, zum Beispiel unter Weidetierhaltern. Auf der anderen Seite wird seine Rückkehr in deutsche Wälder als großer Erfolg und Bereicherung für das Ökosystem gefeiert.

Jetzt streift möglicherweise rund um Bad Sobernheim wieder ein Wolf durch den Wald. Zuerst hatte die Allgemeine Zeitung darüber berichtet.

Gleich drei weibliche Damtiere waren dort am Ufer der Nahe entdeckt worden - grausig anzusehen, mit durchgebissenen Kehlen und blutigem Fell. Der zuständige Jagdpächter Klaus Nieding sagt, er wolle nicht leichtfertig Gerüchte in die Welt setzen, aber es spreche tatsächlich einiges für einen Wolf.

Durchgebissene Kehlen deuten auf Wolf hin

Zum einen sei es die Art der Verletzungen, denn die seien typisch für einen Wolf. Die Tiere wurden mit nur einem Kehlbiss getötet, aber nicht angefressen. Ein normaler Hund würde gar nicht erst drei Tiere hintereinander erwischen und außerdem würde der sie gewöhnlich auch anfressen, sagt Klaus Nieding.

Ein Wolf kommt geradezu in einen Blutrausch.

Anders ein Wolf: Der komme in einen regelrechten "Blutrausch" und töte dann wahllos auch mehrere Tiere nacheinander, ohne sie zu fressen.

Pfotenabdrücke zu groß für jagenden Hund

Zum anderen habe er rund um die toten Tiere sehr große Pfotenabdrücke entdeckt, sagt Klaus Nieding. Wenn die von einem Hund stammten, müsste der so groß wie eine Dogge sein. Hunde in dieser Größe können laut Nieding aber nicht auf diese Weise jagen.

Ein großer Pfotenabdruck auf dem Waldboden bei Bad Sobernheim - zum Größenvergleich daneben eine Frauenhand.
Ein großer Pfotenabdruck auf dem Waldboden bei Bad Sobernheim - zum Größenvergleich daneben eine Frauenhand.

DNA-Proben von Bissstellen werden untersucht

Klaus Nieding informierte sofort das zuständige "Koordinationszentrum Luchs und Wolf" bei der rheinland-pfälzischen Behörde Landesforsten. Die entnahm DNA-Proben an den Bissstellen der getöteten Damtiere. Diese werden jetzt vom Senckenberg-Institut und einem weiteren unabhängigen Gutachter analysiert.

Die zweite Probe sei auf seine Veranlassung hin entnommen worden, so Nieding. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen und jeden Zweifel auszuschließen.

Wolfsrudel werden sich weiter ausbreiten

Für Nieding steht fest: Wolfsrudel werden sich in Deutschland und damit auch im Raum Rheinhessen-Nahe weiter ausbreiten. Erste Funde gab es hier in den vergangenen Jahren immer wieder. So wurde beispielsweise vor fünf Jahren ein toter Wolf an der A60 bei Mainz entdeckt. Ende 2024 hielt ein Wolf die Menschen im Westerwald in Atem.

Wenn man sagt, man will den Wolf in der Kulturlandschaft haben, dann muss man sich auch der Folgen bewusst sein.

Für ihn gehöre jedes Tier in die Natur, das früher schon einmal da gewesen sei, sagt Nieding. Nur müsse man sich eben auch im Klaren sein, dass das in unserer dicht besiedelten Landschaft Probleme mit sich bringt, etwa für die Weidetierhaltung. Die sei dann so wie bisher nicht mehr möglich.

Nieding: Wolf sollte keine Panik auslösen

Jetzt müsse man aber erst einmal die Ergebnisse der DNA-Proben abwarten. Wenn es sich tatsächlich um einen Wolf handeln sollte, so plädiert Nieding dafür, nicht in Panik zu geraten.

Dann müsse man diese Tatsache und alle denkbaren Folgen sachlich und unaufgeregt besprechen. Bestenfalls hätten sich die zuständigen Stellen in der Region schon auf diese Situation vorbereitet und überlegt, wie wir letztlich mit dem Wolf leben können.

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