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Krach in Mainz über Theater-Flatrate für Studierende

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Olaf Lemcke
Olaf Lemcke
Tjada Huchtkötter

Für zwei Euro pro Semester umsonst ins Theater - Wein und Snacks inklusive. Das klingt nach einem unschlagbaren Angebot. Doch für die Studierenden der Uni Mainz wird daraus (erst einmal) nichts.

Seit vielen Jahren zahlen die Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz pro Semester einen Euro und können so kostenlos Restkarten für Vorstellungen am Staatstheater bekommen. Ein Angebot, das jetzt nicht mehr gilt, denn Theater und der Allgemeine Studierendenausschuss (AstA) der Uni haben sich darüber mächtig verkracht.

Konkret geht es um die neue Gastro-Pauschale. Sie gilt seit etwa eineinhalb Jahren. Sieben Euro wurden auf alle Tickets aufgeschlagen. Dafür gibt es beim Theaterbesuch so viele Getränke und Brezeln mit Spundekäs, wie man möchte. Auch Programmheft und Garderobe sind inklusive. Ein Angebot, das von allen Gästen sehr gut angenommen werde, sagt Theater-Intendant Markus Müller.

Streit über Gastro-Pauschale eskaliert

Auch die Studierenden in Mainz müssten diese sieben Euro eigentlich bei jedem Theaterbesuch zahlen. Dass diese Erhöhung aber das gesamte Flatrate-Modell zerstören würde, war schnell allen klar. Es brauchte eine andere Lösung.

Daher sollte auch hier der solidarische Ansatz weitergeführt werden: Alle Studierenden sollten statt einem Euro pro Semester zwei Euro bezahlen. Laut Intendant schien diese Lösung auch aus Sicht des AstA der Mainzer Uni die beste zu sein. 2023 wurde ein entsprechend neuer Vertrag aufgesetzt und an den AstA geschickt.

Weingläser werden gefüllt (Archivbild)
Im Staatstheater Mainz sind Getränke und Snacks im Ticketpreis inbegriffen.

AStA unterschreibt neuen Vertrag nicht

Der AstA hat diesen Vertrag allerdings nie unterschrieben. Man habe unzählige Mails an den AstA verschickt, so Müller, aber es sei nicht vorangegangen. Mal änderten sich die dortigen Zuständigkeiten, mal war das Studierendenparlament, das über die Erhöhung des Beitrags entscheidet, nicht beschlussfähig.

Seit eineinhalb Jahren nutzen die Studierenden der Universität Mainz also diese neue Flatrate inklusive kostenloser Getränke und Essen, zahlen aber weiterhin nur einen Euro pro Semester. Das Theater gehe seitdem in Vorleistungen und warte seit mindestens zwei Spielzeiten auf die Nachzahlungen des AstA, sagt Intendant Müller. Deshalb sei der Vertrag jetzt gekündigt worden.

AStA: Es gab nie einen Vertrag über zwei Euro

Über einen Anwalt teilt der AStA seine Sicht mit: Es sei nie zu einem neuen Vertragsabschluss über die zwei Euro pro Semester gekommen. Also habe der alte Vertrag noch Gültigkeit. Und diesen Zahlungen ist der AstA laut Anwalt auch immer fristgerecht nachgekommen. Daher könne das Theater diesen auch nicht kündigen.

Intendant Müller räumt ein, dass der AStA den neuen Vertrag nie unterschrieben habe. Vielleicht sei man zu gutgläubig gewesen, was die Rücksendung des geänderten Vertrags angeht.

Die Studierenden nutzen seit eineinhalb Jahren das Angebot, also müssen sie sich beteiligen. Da führt kein Weg dran vorbei.

Müller: AStA muss sich bewegen

"Da wir aus rechtlichen Gründen zwingend kündigen mussten, liegt der Ball nun beim AStA", so Müller. Solange die Vertragssituation nicht geklärt sei, könnten die Studierenden der Mainzer Universität auch nicht mehr kostenlos ins Theater - und schon gar nicht kostenlos essen und trinken.

Vermutlich nicht nur für den Intendanten eine mehr als unglückliche Situation: "Teilhabe von Studierenden an dem kulturellen Angebot des Theaters ist uns extrem wichtig." Man habe ein Top-Angebot für einen Theaterbesuch samt Getränken und mehr. Stand jetzt, hätten aber beide Seiten verloren.

Neues Studierendenparlament könnte entscheiden

In diesen Tagen wird ein neues Studierendenparlament an der Uni Mainz gewählt. Vielleicht gibt es danach Bewegung im "Ein-Euro-Streit" zwischen AStA und Theater.

Für die Studierenden an der Hochschule Mainz und der Katholischen Hochschule Mainz gibt es übrigens weiterhin die Flatrate. Dort zahlen alle pro Semester zwei Euro und können so auch weiterhin kostenlos ins Staatstheater Mainz - inklusive Essen und Trinken.