Rund 50 Menschen verfolgten die öffentliche Sitzung des Ortsbeirates im Schloss Sinzig. Zunächst stellte der Architekt des geplanten Neubaus dem Ortsbeirat als auch den anwesenden Befürwortern und Kritikern die Pläne im Einzelnen vor, anschließend konnten Fragen gestellt werden. Entscheidungen wurden nicht getroffen.
Lebenshilfe Sinzig will wieder in die Innenstadt
Bei der Tragödie in der Flutnacht war auch das Wohnheim direkt an der Ahr zerstört worden. Ein Wiederaufbau an gleicher Stelle kam für die Beteiligten mit Blick auf die überlebenden Bewohner nicht in Frage und wäre auch rechtlich schwierig geworden, da es im neu ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet lag. Seit der Flutkatastrophe nutzt die Lebenshilfe ein Provisorium außerhalb der Stadt, direkt an der B9.
Das sei eine gute Notlösung gewesen, heißt es von einem Sprecher der Lebenshilfe, aber keine Dauerlösung. Für die Bewohner sei es enorm wichtig, dass sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben, dass sie etwa einen geregelten Alltag haben, in dem sie zum Beispiel selbst beim Bäcker einkaufen oder im Park spazieren gehen können. All das sei am jetzigen Standort nicht möglich, denn der Weg in die Innenstadt von Sinzig sei zu weit.
Im neuen Wohnheim sollen 24 Menschen leben
Die Pläne für ein neues Wohnheim sind schon fortgeschritten. So hat die Lebenshilfe bereits ein Grundstück mit einem baufälligen Gebäude im Sinziger Zentrum nahe des Kaiserplatzes ins Auge gefasst. Dort will sie an gleicher Stelle ein neues, größeres Gebäude errichten. Insgesamt sollen im neuen Wohnheim dann 24 Menschen leben können.
Die Stadt Sinzig betont, dass eine Genehmigung seitens aller Nachbarn nicht nötig sei. Lediglich von einem direkt angrenzenden Haus brauche es eine Zustimmung. Der private Kaufvertrag sei ohnehin eine Sache zwischen der Lebenshilfe und dem Eigentümer des Grundstücks. Und der Neubau werde nach öffentlichem Baurecht beurteilt, wie jedes andere Bauvorhaben in der Stadt auch.
![Ein Haus mit Ladenlokal in der Sinziger Innenstadt. Dort soll die neue Einrichtung der Lebenshilfe Sinzig entstehen. (Foto: SWR) Ein Haus mit Ladenlokal in der Sinziger Innenstadt. Dort soll die neue Einrichtung der Lebenshilfe Sinzig entstehen.](/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/1737375269760%2Cneuer-standort-lebenshilfe-sinzig-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Anwohner wollen die Lebenshilfe Sinzig nicht in der Nachbarschaft
Nachbarn des neuen Grundstücks wehren sich gegen die Pläne und haben ihre Kritik in einem offenen Brief an die politisch Verantwortlichen geschickt. Die Anwohner begründen ihre Ablehnung in dem Schreiben, das dem SWR vorliegt, unter anderem mit der jetzt schon schwierigen Parkplatzsituation vor Ort.
Diese werde sich durch das Personal und die Besucher der Einrichtung weiter verschlechtern, so ihre Vermutung. Des Weiteren stört sie die Höhe des geplanten Gebäudes, welches drei Meter höher werden soll als die umliegende Bebauung.
Außerdem sehen sie in den Plänen eine Zumutung, da sie bereits ein Altenheim in der Nähe haben, welches sie als Lärmbelästigung empfinden. Ihrer Ansicht nach werden auch die Menschen mit Behinderung für zusätzlichen Lärm in der Nachbarschaft sorgen. Das Vorhandensein von Altenheim und Wohnheim für Menschen mit Behinderung stellt ihrer Ansicht nach einen Standortnachteil für die Sinziger Innenstadt dar.
Demonstration gegen offenen Brief der Nachbarn
Die Stadt Sinzig teilt diese Bedenken nach eigenen Angaben nicht. Wie ein Sprecher mitteilt, steht die Verwaltung zur Lebenshilfe, die zur Stadt Sinzig gehöre. Auch die Leitung der Lebenshilfe zeigt sich empört, dass die Menschen mit Behinderung als Belastung dargestellt werden. Sie hat die Unterzeichner des offenen Briefes aber für Mittwoch zu einem Ortstermin eingeladen - an den Standort des geplanten Neubaus.
Bereits am Wochenende hatte es eine Demonstration von etwa 300 Menschen aus Sinzig gegeben, die ihr Unverständnis über den offenen Brief der Nachbarn und deren Begründung gegen die Lebenshilfe geäußert haben.