Muss sich die Stadt kümmern?

Rattenplage sorgt für Streit unter Nachbarn in Andernach

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Anwohner in Andernach sind wegen einer Rattenplage verzweifelt: Sie geben einer Nachbarin die Schuld und fordern, dass die Stadt etwas tut.

Sara Halimi und Regina Kröger stehen in einem kleinen Innenhof in der Andernacher Innenstadt. Auf den Dächern rundherum sitzen Dutzende Tauben. Sie warten, so sagt es Kröger, auf Futter. Das soll ihnen eine Nachbarin geben. Und genau da liege das Problem. Das Taubenfutter ziehe nämlich nicht nur Tauben an, sondern auch Ratten. "Die kommen bis ins Erdgeschoss", erzählt Halimi, deren Mutter hier ein Haus hat.

Seit zwei Jahren gebe es das Problem in ihrer Nachbarschaft in der historischen Altstadt, erzählen die beiden Frauen und zeigen ein Video, auf dem eine ganze Horde von Ratten zu sehen ist. Sie sprechen von toten Ratten, die irgendwo in den Mauern verwesen und stinken, von Maden und Mistfliegen. Aber nicht nur sie, sondern auch andere Anwohner und Hauseigentümer haben sich über die Zustände beschwert.

Hausbesitzerinnen in Andernach sagen: Die Ratten kosten uns Geld

Eine andere betroffene Nachbarin, die nicht genannt werden will, rechnet vor, dass die Ratten in ihrem Haus bislang mehr als 21.000 Euro an Kosten verursacht haben sollen: 1.700 Euro für den Kammerjäger, 9.600 Euro Mietausfall wegen des Leerstands, und weitere 10.000 Euro für eine neue Mauer im Keller, damit sich die Ratten nicht nochmal in den Keller reinfressen können. Dort haben sie laut der Frau die Heizungsrohre angeknabbert.

Stadt und Kreis kennen das Rattenproblem

Die Stadt und die Kreisverwaltung wissen nach eigenen Angaben von dem Rattenproblem. Die Kreisverwaltung ist laut Infektionsschutzgesetz zuständig und hat sich vor Ort umgeschaut. Danach hat sie verfügt, dass die Hauseigentümer einen Kammerjäger einschalten müssen, der die Rattenplage beseitigen soll.

Alexander Barkin arbeitet für eine Schädlingsbekämpfungsfirma und legt nach eigenen Angaben in einem betroffenen Innenhof in Andernach regelmäßig neues Rattengift aus. Viel bringe das aber nicht: "Ich kann immer wieder herkommen und die Köder auslegen", sagt Barkin. "Aber solange die Ursache nicht bekämpft wird, werden die Ratten immer wieder kommen."

Ein Schädlingsbekämpfer übergibt Rattenfallen an Anwohnerinnen aus Andernach
Schädlingsbekämpfer Alexander Barkin stellt regelmäßig Rattenfallen in Andernach auf. Hier übergibt er sie an die Anwohnerinnen Regina Kröger und Sara Halimi.

Rattenplage, weil Nachbarin Tauben füttert?

Schuld an der Rattenplage soll laut den Anwohnern eine Frau aus der Nachbarschaft sein, die immer wieder Tauben füttere. Sie will ihren Namen nicht nennen, bezieht aber im Gespräch mit dem SWR Stellung zu den Vorwürfen. Sie weist die Schuld von sich und äußert den Verdacht, dass die Ratten kommen, weil andere ihre Mülltonnen aufließen.

Das Problem mit den Ratten, sagt die Frau, habe ohnehin die ganze Innenstadt. Nach eigenen Aussagen hilft sie auch in der Taubenhilfe. Laut der Stadttaubenhilfe Koblenz/Neuwied ist sie in deren Verein nicht aktiv. Wie der Kammerjäger Barkin mitteilt, ist das Rattenproblem Andernachs vergleichbar mit den Innenstädten von Neuwied oder Koblenz.

Die Stadtverwaltung Andernach erklärt auf Anfrage des SWR, dass die Taubenfütterung zumindest als eine der Ursachen für die Rattenproblematik gesehen werden kann. Sie habe die betreffende Person bereits gebeten, von dem Füttern der Tauben auf ihrem Grundstück abzusehen. Diese habe das Füttern danach zumindest eingeschränkt.

Anwohnerinnen fordern für Nachbarin ein Fütterungsverbot

Den Nachbarn geht das nach eigenen Angaben jedoch nicht weit genug. Sie sehen die Stadt in der Verantwortung und fordern, dass sie ein Taubenfütterungsverbot gegen ihre Nachbarin verhängen soll. Das könne die Verwaltung aber nicht, sagt die Pressesprecherin der Stadt Andernach. Denn es gebe keine rechtliche Grundlage, um solche "Rattenbekämpfungsmaßnahmen" anzuordnen.

Halimi und Kröger sehen es dagegen so, dass die Stadt ihren Pflichten zur Gefahrenabwehr für die Bürgerinnen und Bürger nicht nachkomme. Dabei seien doch alle Menschen in Andernach betroffen, weil die Ratten überall herumliefen: Sollte sich nicht bald etwas ändern, dann wäre der nächste Schritt eine Klage, sagt Kröger.

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SWR