Neben einem Bach am Stadtrand von Altenkirchen steht ein unscheinbarer, brauner Kasten. Es ist die Falle von Jäger Benedikt Börgerding. Damit fängt er die Waschbären zunächst lebend. In der Falle liegt ein Köder. Wenn ein Waschbär sich den schnappt, löst er damit einen Mechanismus aus und die Falle geht zu.
"Waschbären mögen gern Süßes. In der Weihnachtszeit haben wir sie mit Lebkuchen gelockt und gefangen. Das restliche Jahr über nehmen wir dafür Kekse, Schokoladencreme oder Trockenfrüchte", erklärt Benedikt Börgerding.
Handy zeigt Jäger an, wenn Falle zuschnappt
Wenn die Falle ausgelöst wird, bekommt Börgerding eine Nachricht auf sein Handy. Ein Sender an der Falle macht das möglich. Er fährt dann hin und schaut nach, wer in die Falle getappt ist. Wenn es zum Beispiel ein Iltis, ein Igel oder eine Wildkatze ist, lässt er sie wieder frei. Ist es ein Waschbär, erschießt der Jäger ihn.
"Man muss da über seinen eigenen Schatten springen. Es ist nicht immer einfach, wenn die Waschbären einen angucken", so Börgerding. Es gehöre aber eben dazu. Er persönlich habe damit kein Problem, er tue das, um andere Arten zu schützen.
Benedikt Börgerding ist einer von 20 Jägern im Kreis Altenkirchen, der Ende letzten Jahres von der Kreisverwaltung kostenlos eine solche Falle erhalten hat. Die Nachfrage unter den Jägern war nach Angaben der Kreisverwaltung sogar noch größer.
Waschbären gefährden zum Teil seltene Tierarten im Westerwald
Warum die Waschbären jetzt intensiver bejagt werden, erklärt Christian Heidtmann von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Altenkirchen. Er ist selbst Jäger und hat das Projekt angestoßen.
"Waschbären sind sehr anpassungsfähig, sie können schwimmen, klettern, Dinge greifen und sind überwiegend nachtaktiv", erklärt Heidtmann. Viele heimische Tierarten seien daran nicht angepasst und fielen Waschbären zum Opfer. Denn Waschbären sind in Deutschland nicht heimisch, sie stammen ursprünglich aus Nordamerika.
Zwei Waschbär-Angriffe in der Region der letzten Jahre sind gut dokumentiert: 2021 filmte eine Webcam im Ahrtal, wie ein Waschbär die Jungen eines Uhus gefressen hat. Im letzten Jahr filmte eine Webcam im Siegerland, wie ein Waschbär das Nest eines Rotmilans plünderte.
Waschbären im Kreis Altenkirchen auf dem Vormarsch
Im Kreis Altenkirchen haben sich Waschbären stark ausgebreitet, so Heidtmann. Das zeige die Jagdstatistik der letzten Jahre. "Im Jagdjahr 2015/16 wurden im Kreis 27 Waschbären erlegt, im Jagdjahr 2023/24 waren es 435." Das sei eine gewaltige Steigerung innerhalb weniger Jahre.
Die Waschbären sollen durch die Jagd aber nicht ausgerottet werden. Sie würden vor allem in Naturschutzgebieten gefangen und getötet, um die dort lebenden Tiere wie Kröten, Frösche oder Vögel vor ihnen zu schützen.