Mehl, Nudeln, Windeln – langsam füllen sich die Kisten am Samstagvormittag vor einem Supermarkt in Freiburg-Zähringen. Zum sechsten Mal organisiert die Ukrainehilfe in Freiburg einen Hilfstransport. Die Idee: Das Team spricht Menschen vor ihrem Einkauf an und bittet sie zusätzlich Hygieneartikel und unverderbliche Lebensmittel einzukaufen, um diese zu spenden. Zu Beginn des Russischen Angriffskriegs hätten aber noch mehr Menschen gespendet, sagen die Helferinnen und Helfer.
Stefan Landgraf ist heute eigentlich nur in den Supermarkt gefahren, um ein neues Bügelbrett zu kaufen. Während seines Einkaufs hat er sich aber dazu entschieden, zusätzlich noch einige andere Lebensmittel einzukaufen und anschließend zu spenden. "Weil es einfach verdammt richtig ist. Wir machen glaube ich auch viel zu wenig", sagt Landgraf. Zwar liefere die Deutsche Regierung Waffen, was richtig sei. Aber an humanitärer Hilfe mangele es. "Die Bevölkerung leidet halt extrem", so Landgraf.
Spenden-Hype ist vorbei
Vor dem Supermarkt stehen die Helferinnen und Helfer mit Einkaufwägen und Kisten. Ein Paar kommt vorbei und gibt Zahnbürsten und Zahnpasta ab, eine Frau eine Konservendose. So viel wie zu Kriegsbeginn kommt nicht mehr zusammen. Damals sei es ein richtiger Hype gewesen, sagt der Hauptorganisator der Sammelaktion, Dietmar Klausmann. "Da haben Leute gespendet ohne Ende. Inzwische hat das deutlich nachgelassen." Aber wenn man die Leute persönlich anspricht und erklärt, an wen die Spenden gehen, steige die Spendenbereitschaft.
Spenden gehen an Waisenhaus und Flüchtlingsheim im Westen der Ukraine
Mindestens drei Transporter will die Organisation füllen und in den Westen der Ukraine bringen. "Es gibt Menschen, die alles verloren haben: Familie, Haus, Hof, Heim. Menschen die traumatisiert sind und nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen", sagt Klausmann. An diese Menschen liefert das Team die Hilfsgüter persönlich. So stellen sie sicher, dass die Spenden auch wirklich ankommen. Ziel des Hilfstransports ist ein Waisenhaus in Mukatschewo und ein Flüchtlingsheim in Berezynka. Beide Städte sind nahe der ungarischen Grenze im Westen der Ukraine.
Bei der ersten Einreise in die Ukraine über Ungarn sei man "noch etwas grün hinter den Ohren" gewesen, so Klausmann und fügt hinzu: "Wir hatten nur Kopien von den Fahrzeugpapieren dabei". Das habe aber nicht ausgereicht, weshalb ein Transporter nicht über die Grenze durfte. In der ungarischen Grenzstadt Zahony habe das Team aber auf große Hilfsbereitschaft getroffen. Privatpersonen hätten die Sachspenden in ihre Autos umgeladen. So konnten die Spenden schlussendlich die Grenze überqueren und in einen anderen Transporter umgeladen werden. Inzwischen sind die Hilfstransporte in die Ukraine aber Routine. "Und die Papiere natürlich tipptopp", so Klausmann.
Weitere Sammelaktion vor Bad Krozinger Supermarkt
Nächste Woche ist eine weitere Sammelaktion vor einem Supermarkt in Bad Krozingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) geplant. Der Hilfstransport soll am 17. November Richtung Ukraine starten. Die nächste Sammelaktion plant die Ukrainehilfe in Freiburg bereits. Ostern soll es soweit sein. Denn die Helferinnen und Helfer haben das Ziel, zwei Mal im Jahr Sachspenden in die Ukraine zu transportieren.