Holz-Heiz-Akademie in Hattenhofen

Ofenbesitzer in BW überrascht: Methode zum Anheizen von Holzöfen sorgt für Aha-Effekt

Stand
Autor/in
Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin

Wie sauber und umweltfreundlich ist das Heizen mit Holz? Was ist mit Schadstoffen und Ruß? Bei der Holz-Heiz-Akademie in Hattenhofen heißt es, man habe die Lösung. Was ist dran?

Deutlich weniger Schadstoffe, weniger Verschmutzung der Sichtscheibe und mehr Wärme aus der gleichen Menge Holz - das sind laut Christian Siller die Vorzüge der von ihm propagierten Heizmethode. Siller war jahrzehntelang Chef eines Fachbetriebs für Kamin- und Kachelöfen. Seit vier Jahren ist er Direktor der von ihm in Hattenhofen (Kreis Göppingen) gegründeten Holz-Heiz-Akademie. Dort entstand auch ein 32-seitiger Heiz-Leitfaden.

Wie funktioniert die Methode der Holz-Heiz-Akademie?

"Die Anheizphase ist das Entscheidende", sagt Christian Siller. Was er damit meint, demonstriert er im Privathaus von Eugen Kälberer in Hattenhofen. Dieser legt zwei Scheithölzer in die nicht entfernte Asche seines Ofens, zwei weitere in gleicher Richtung obendrauf. Ofenexperte Siller zündet außerhalb des Ofens einen langen Anzündstab aus Holzfasern und natürlichem Paraffin (oberes Foto) an beiden Ecken an und wartet bis die Flammen mehrere Zentimeter lang sind. Dann legt er ihn zwischen die beiden oberen Scheite. Die Ofentür lehnt er erst einmal nur an.

Die Flammen züngeln und schnell lodert es kräftig im Ofen - und das ganz ohne weitere Anzündhilfen wie Reisig oder dünnes Holz. "Eine hohe Temperatur von mehr als 260 Grad im Ofen ist wichtig", erklärt Siller.

Ein Holzofen-Kamin, in dem wenige Holzscheite brennen.
Vier bis sechs Holzscheite reichen, heißt es bei der Holz-Heiz-Akademie. So haben die Flammen Platz, und die bei der Verbrennung freigesetzten Gase verbrennen sauber.

Holzöfen: Anzünden von oben und nicht von unten

Viele zünden ein Feuer von unten her an. Das bewirke nur die Ausgasung des Holzes, sagt Siller. Ein Großteil des Gases könne nicht von der Flamme verbrannt werden und entweiche als Schadstoffe durch den Kamin. Ein Holzfeuer brenne nur sauber, wenn es von oben her angezündet werde. Denn nicht das Holz verbrennt, sondern das bei der Ofenhitze aus den Scheiten ausströmende Holzgas. "Holz ist ein langflammiger Brennstoff", erklärt Siller. Was das heißt, sieht man an den Flammen. Diese erstrecken sich von den oberen Holzscheiten bis fast ans obere Ende des Ofenraums.

Ist der Ofen mit Holzscheiten zu vollgestopft, dann schlagen die Flammen gegen die Decke und können das Holzgas nicht weiter verbrennen. Auch so kann es dazu kommen, dass Schadstoffe durch den Kamin ins Freie gelangen. Siller zeigt ein passendes Foto auf seinem Handy.

überfüllter Holz-Ofen: Flammen schlagen an der Decke um.
Dieser Ofen ist zu voll, sagt Christian Siller. Die Flammen schlagen an der Umlenkung um, der Abbrand wird beendet und die nicht gezündeten Holzgase gelangen als Schadstoffe ins Freie.

Meist reichten vier bis sechs Scheite Holz, erklärt Eugen Kälberer. Er setzt seit längerem auf die Methode von Christian Siller und ist "hochzufrieden".

Welche Erfahrungen haben Ofenbesitzer gemacht?

Heinz Renz aus Kirchberg an der Murr (Rems-Murr-Kreis) hat seit rund 30 Jahren einen Kachelofen. Eigentlich dachte er, er wisse alles übers Heizen mit Holz, erklärt er. Als er vor drei Jahren mit Ofenexperte Siller ins Gespräch kam, sei er zunächst skeptisch gewesen. Es habe ihn erst einmal Überwindung gekostet, sich auf die neue Methode einzulassen - also von oben statt unten zu heizen, anders zu lüften und nicht mehr wie bisher die mächtigen Holzscheite zu nutzen, sondern nur noch maximal zehn Zentimeter breite Hölzer.

Doch dann kam der "Aha-Effekt". Deutlich weniger Holzverbrauch, praktisch kein Ruß mehr an der Scheibe und kein stinkender Rauch - die Begeisterung ist ihm anzusehen.

Erst war es eine Überwindung, dann kam der Aha-Effekt.

Ein Nachbar, den offenbar die früher zum Schornstein herauskommenden Schadstoffe gestört hatten, meinte anerkennend, dass man gar nicht mehr merke, dass Renz mit Holz heize. Schaut man sich den Chat-Verlauf von Holz-Heiz-Akademie-Direktor Siller mit seinen Kundinnen und Kunden an, dann liest man viele Kommentare in diese Richtung. Entweder stehen dort noch Fragen, wie man das Heizen optimieren könne oder große Begeisterung.

Christian Siller, Direktor der Holz-Heiz-Akademie, sitzt vor einem Kaminofen und hält eine Borschüre zum Heizen in der Hand
Christian Siller hat zusammen mit seinem Team von der Holz-Heiz-Akademie eine Broschüre geschrieben. Darin wird anhand von Bildern seine Heiz-Methode erklärt.

Ofenexperte Siller hält nichts von Holz nachlegen

Ist das Holz im Ofen heruntergebrannt, würden die meisten neue Holzscheite nachlegen. Siller setzt auf eine andere Methode. Nach der intensiven Anheizphase schließt er die angelehnte Ofentür und macht - wenn vorhanden - die Drosselklappe am Ofenrohr zu. Weniger Hitze entweicht so über den Kamin, die Flammen brennen ruhiger - und zwar weiter bei hoher Temperatur. Siller spricht von "Zeitbrand".

Weitere 45 bis 60 Minuten später ist das Holz in der Regel abgebrannt. Siller reguliert die Luftzufuhr auf "Gluthaltung". Was bleibt, ist die Glut, die meist mehrere Stunden weiter große Hitze abgibt. Dies funktioniere, weil nicht ständig vergleichsweise kühle Zimmerluft durch den Ofen ziehe und damit die wertvolle Hitze zum Kamin rausjage. Nachlegen ist damit meistens nicht notwendig. Siller macht den Ofen oft erst am nächsten Tag wieder an. Wenn jemand länger heizt und es beim Nachlegen nicht optimal brennen sollte, kann auch nochmals ein Anheizstab dazugelegt werden - so der Tipp von Siller.

Holzscheite auf einer Wiese: Links gut getrocknete kleinere, rechts größere die noch feucht sind
Auf das richtige Holz kommt es an. Links ist gut getrocknetes Holz mit einem Durchmesser von acht bis zehn Zentimetern, rechts sind dickere Scheite, die nicht gut durchgetrocknet sind.

Wie beurteilen Wissenschaftler der Uni Stuttgart die Heiz-Methode?

Marc Oliver Schmid ist Wissenschaftler am Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik an der Universität Stuttgart und dort stellvertretender Leiter der Abteilung Rauchgasreinigung und Luftreinhaltung. In weiten Teilen stimmt er Sillers Heizmethode zu. So sei es unstrittig, dass ein Feuer in der Anzündphase von oben nach unten sauberer verbrennt als - wie früher öfters üblich - von unten nach oben. Auch sei es wichtig, dass beim Anzünden schnell eine hohe Temperatur erreicht werde. Dabei bewerten die beiden allerdings die Bedeutung des langen Heizstabs unterschiedlich. Während Siller der Ansicht ist, dass nur dieser Anzünder von Anfang an eine saubere Verbrennung ermöglicht, legt sich der Uni-Wissenschaftler bei den Anzündern nicht auf eine bestimmte Art fest.

Für beide ist gut gelagertes trockenes Holz die Voraussetzung für ein gutes Feuer. Behandeltes Holz, Eierkartons oder andere Brennstoffe lehnen sie ab. Und beide wissen, dass man beim Heizen mit Holz viel richtig, aber auch viel falsch machen kann. Der Uni-Wissenschaftler empfiehlt Bürgerinnen und Bürgern, sich möglichst viel Sachkunde anzueignen - eventuell auch über den Erwerb eines sogenannten Ofenführerscheins. Außerdem ist er angetan von hochwertigen wie modernen Öfen mit elektrostatischer Feinstaubabscheidung sowie teilautomatischer Luftzufuhr. Holz-Heiz-Akademie-Direktor Siller hält hingegen beides für übertrieben. Er ist überzeugt, die richtige Heizmethode erreiche dieselben Ergebnisse.

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