Prozess am Amtsgericht Ravensburg

"Horror-Familie" aus Weingarten zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt

Stand

Eine vierköpfige Familie aus Weingarten ist vom Amtsgericht Ravensburg zu Geldstrafen und Haftstrafen auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sie ihren Nachbarn nachgestellt hat.

Das Amtsgericht Ravensburg hat eine vierköpfige Familie aus Weingarten (Kreis Ravensburg) verurteilt, weil sie Nachbarn systematisch ausspioniert haben soll. Die Eltern erhielten je neun Monate Haft auf Bewährung und müssen jeweils 100 Sozialstunden leisten, die beiden Töchter wurden zu Geldstrafen in Höhe von 800 und 900 Euro verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Familie mehrere Jahre lang ihre Nachbarn nicht nur ausgespäht, sondern auch belästigt hat. Nachstellung und Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes - so die juristischen Tatvorwürfe.

Nach Aussage von Zeugen sollen Nachbarn auch bereits wegen der Familie umgezogen sein, andere sind laut Staatsanwaltschaft in psychologischer Behandlung. Nachbarn sprechen in Interviews von "psychischem Terror". Die Familie soll es sich mit nahezu der gesamten Nachbarschaft verscherzt haben. 

Angeklagte Familie hält vierstündige Abschlussrede

Die Familie hingegen sah sich bis zuletzt als Opfer: In einer mehr als vierstündigen Abschlussrede wiesen alle vier angeklagten Familienmitglieder die Vorwürfe von sich. "Wir sind Christen und werden sehr verfolgt von unseren Nachbarn. So sieht der Sachverhalt aus", sagte die Mutter. Sie seien unschuldig.

Ihre 25 Jahre alte Tochter erklärte, dass sie mit Feuerfackeln verfolgt würden. Die Nachbarskinder würden angestiftet, mit Wasserpistolen auf ihr Haus zu schießen. Ein etwa 1,40 Meter hoher Penis aus Schnee sei vor ihrer Auffahrt aufgestellt worden. Die Schwestern fühlten sich von den Nachbarn auch sexuell belästigt.

Dass die Schlussworte der Familie Zeit in Anspruch nehmen würden, konnte man schon beim Einlauf der vier erahnen. Alle hatten Sitzkissen dabei, mehr als vier Liter Wasser, stapelweise Redemanuskripte und zig sogenannte Beweisbücher, die das Stalking der Nachbarn beweisen sollten. Vor Gericht wurden auch Fotos gezeigt. Nicht sie, sondern die Nachbarn gehörten auf die Anklagebank, sagte die Familie.

Richter: "Respektloser Umgang vor Gericht"

Der Richter hingegen sprach von einem respektlosen Umgang der Familie vor Gericht. Die Angeklagten würden die Schuld bei anderen suchen, der Impuls sei aber von ihnen gekommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte die Familie mehr als 150 Videos von ihren Nachbarn gemacht und Telefonate ohne Zustimmung der Beteiligten mitgeschnitten.

Was läuft da falsch bei ihnen?

Mehr als einhundert Mal war die Polizei in den vergangenen 13 Jahren wegen des ausgeprägten Disputs in Weingarten ausgerückt. Bei einer Durchsuchung im Februar 2023 hatte die Polizei mehrere installierte Videokameras auf dem Grundstück der angeklagten Familie beschlagnahmt. Außerdem fanden die Beamten zahlreiche Datenspeicher und etwa 400 Liter Benzin. Vater und Mutter der Familie sind laut Staatsanwaltschaft bereits vorbelastet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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