"Vom kleinsten Plankton bis zum größten Walׅ": Der Großteil der Meerestiere ist schon jetzt von Plastikverschmutzung betroffen. Und die Plastikflut könnte noch deutlich zunehmen.
Plastik ist fast überall: Tiere verfangen sich in Netzen oder Six-Pack-Plastikringen, sie werden verwundet, stranguliert. Korallen, Schwämme oder der Meeresboden werden von kleinen Plastikteilchen bedeckt und bekommen so weniger Licht und weniger Sauerstoff. Oder Plastikstücke werden von den Tieren mit Nahrung verwechselt. 90 Prozent aller untersuchten marinen Arten in den Ozeanen sind bereits von negativen Folgen der Plastikverschmutzung betroffen.
Korallenriffe, Mangrovenwälder, Tiefsee: Plastik in allen Teilen der Meere
Zu diesem Schluss kommt das Alfred-Wegener-Institut in einer Studie über die Auswirkungen des Plastikmülls im Meer. Das Team um Dr. Melanie Bergmann hat mehr als 2.500 Studien zum Thema aus den vergangenen Jahrzehnten ausgewertet und so den aktuellen Wissensstand zusammengetragen. Und der alarmiert.
Auch Korallenriffe sind stark von der Plastikverschmutzung betroffen – ein wichtiges Ökosystem, das auch schon unter der Klimaerwärmung leidet. Mangrovenwälder oder die Tiefsee sind weitere Hotspots. Plastik ist überall.
Menge an Plastikmüll könnte sich vervierfachen
Schon jetzt überschreitet die Konzentration von kleinsten Plastikteilchen den kritischen Schwellenwert in Brennpunktregionen wie dem Mittelmeer oder dem Meereis der Arktis. Hier gibt es ein erhebliches Risiko für die Ökosysteme.
UN könnte Plastikmüll-Abkommen anstoßen
Dringender Handlungsbedarf besteht auch deswegen, weil die Berechnungen ergeben: pro Minute landen fast zwei Lkw-Ladungen Plastikmüll vom Land in den Gewässern der Welt. Bis 2050 könnte sich die Menge an Plastikmüll im Meer vervierfachen. Die Umweltschutzorganisation WWF fordert deswegen ein weltweites verbindliches Abkommen.
Dazu sei ein Zusammenschluss unter einem internationalen eigenständigen Abkommen notwendig, das die Vermüllung der Meere verhindern soll, so WWF-Meeresexpertin Heike Vesper.
Ende des Monats kommt die UN-Umweltversammlung zusammen, die ein solches globales Plastikmüll-Abkommen anstoßen könnte. Doch damit sich die drohende Plastifizierung der Ozeane zumindest noch bremsen ließe, müsste ein solches Abkommen knappe Zeitfenster haben und klare Vorgaben für die einzelnen Mitgliedsländer.