Auch Hunde, Katzen oder Hamster können sich mit Coronaviren infizieren. Was Tierhalter*innen darüber wissen sollten.
In Hong-Kong sollen wegen eines Corona-Ausbruchs in einer Tierhandlung 2.000 Hamster getötet werden. Die Behörden vor Ort stellten fest, dass einige Hamster sich mit Corona infiziert hatten. Kann das auch deutschen Haustierhaltern drohen? Welche Rolle spielen Tiere und insbesondere Wildtiere bei der Corona-Pandemie?
Um diese Frage geht es schon seit Beginn der Pandemie, als der Wildtiermarkt der chinesischen Stadt Wuhan als möglicher Ausgangspunkt identifiziert wurde. Bekannt ist, dass Fledermäuse und Nerze, sowie Hunde und Katzen sich mit Covid-19 anstecken und es auch wieder an Menschen übertragen können.
Covid-19 ist also eine Zoonose, eine Infektionskrankheit, die sich eben zwischen Tieren und Menschen übertragen kann. Bedeutet das, dass wir uns auch im Umgang mit Haustieren wie Hunden und Katzen in Bezug auf mögliche Infektionen Sorgen machen müssen?
Tieren können zum Reservoir von Coronaviren werden
Weltweit steigen momentan die Corona-Infektionen beim Menschen an. Ob das bei Tieren genauso ist, ist leider nicht klar. Professor Fabian Leendertz, Biologe, Tierarzt und Experte für Zoonosen, sagt, dass das Risiko steigt, dass wir auch Tiere infizieren. Das sei wiederum auf mehrere Weisen gefährlich.
Zum einen gebe es durchaus Tierarten, die an Corona erkranken und sterben können. Auf der anderen Seite könnten diese Tiere zu einem neuen Reservoir für das Virus werden. Dort könne es sich womöglich verändern und dann wieder zurück auf den Menschen übertragen werden.
In jedem Wirt entwickelt sich ein Virus unterschiedlich. Je nach Tierart gibt es also eine hohe Wahrscheinlichkeit für neue, gefährlichere Mutationen bei der Übertragung zwischen Mensch und Tier. Die Immunsysteme von Menschen und Tieren arbeiten verschieden und üben somit auch einen unterschiedlichen Druck auf das Virus aus. Laut Fabian Leendertz sollte man das im Auge behalten.
Welche Tiere infizieren sich mit dem Coronavirus?
Das Spektrum an Tieren, die sich mit dem SARS-CoV2-Virus infizieren ist sehr groß und hat sich sogar auch noch ausgeweitet. Die ursprünglichen Varianten, die unter uns Menschen zirkuliert sind, haben zum Beispiel keine Mäuse infizieren können. Das sei, so Leendertz, jetzt anders. Das Virus habe sich so verändert, dass es zum Beispiel auch Mäuse infizieren kann.
Aus den USA weiß man von einer bestimmten Reh-Art, die mit dem Coronavirus infiziert ist. In Zoos gibt es Fälle bei katzenartigen Tieren, wie Tigern. Auch Primaten stecken sich an, im Zoo Antwerpen gab es Infektionen sogar bei Flusspferden. Mit welcher Virusvariante sich die Tiere anstecken ist nicht genau bekannt. Aber es werden aktuell, so Fabian Leendertz, Experimente gemacht und Daten gesammelt.
Eigentlich sei es eher ungewöhnlich, dass sich Krankheitserreger zwischen Mensch und Tier übertragen. Dabei komme es immer sehr darauf an, von welchem Tier und welchem Erreger die Rede ist. Zum Beispiel wechseln Schnupfenerreger nach Aussage von Fabian Leendertz leicht zwischen Menschenaffen wie Schimpansen, Gorillas oder Bonobos und Menschen hin und her. Das geschieht aber nicht bei Hunden und Menschen.
Strenge Regeln in Zoos und bei der Wildtierforschung
Dänemark hat nach Ansteckungen auf Pelztierfarmen schon im Jahr 2020, also zu Beginn der Pandemie, Millionen von Nerzen töten lassen. Zoos und Tierparks haben sehr strenge Regeln etabliert. Tierpfleger folgen Hygienemaßnahmen, werden dazu angeregt, sich impfen zu lassen.
Da tue man, so Leendertz, was man machen kann, im Prinzip wie bei jedem Altersheim. Wirklich freilebende Wildtiere seien natürlich wesentlich seltener im engen Kontakt mit uns Menschen. Aber es bestehe durchaus Anlass zur Sorge, dass zum Beispiel streunende Katzen infiziert sein könnten und das Virus so raus in die Natur gebracht wird.
Fabian Leendertz spricht sich auch dafür aus, dass die Schutzmaßnahmen in der Wildtierforschung entsprechend angepasst werden. So könnte zum Beispiel bei Fledermausforschern durch das Tragen von Masken nicht nur die Gefahr minimiert werden, sich zu infizieren, sondern auch umgekehrt das Risiko für Fledermäuse sinken, sich bei Menschen anzustecken.
Umgang mit Haustieren bei Corona-Infektion
Auch Hunde und Katzen können sich vielleicht beim Schmusen bei Herrchen oder Frauchen mit dem Coronavirus anstecken. Nach Einschätzung von Fabian Leendertz besteht in der Regel keine direkte Gefahr für das Tier. Epidemiologisch scheinen Haustiere keine große Rolle zu spielen, dass sich Menschen auf diese Weise infizieren. Leendertz spricht sich allerdings dafür aus, das weiter im Auge zu behalten. Wir haben, so Leendertz, ein bewegliches Ziel.
Fabian Leendertz rät dazu, auf jeden Fall die Augen zu offen halten und zu schauen, wie es dem Tier geht. Wenn beim Haustier irgendwelche Symptome auftreten, sollte man das sofort testen lassen.
Im Falle einer Infektion sollte man z.B. bei Hunden nicht unbedingt Gassigehen auf dem Hundeplatz, wo andere Hunde sind.