Zum 15-jährigen Bestehen der Raumfahrtausstellung in Speyer kamen zwei ganz besondere Astronauten: Der erste westdeutsche Astronaut im All und der bislang letzte: Ulf Merbold und Matthias Maurer –zwei Astronautengenerationen, die sich und dem Publikum im Museum viel zu erzählen hatten.
Blitzlicht, Fernsehkameras und hunderte Besucher, die mit ihren Smartphones Fotos machen – Matthias Maurer und Ulf Merbold können sich vor Aufmerksamkeit kaum retten. Museumsmitarbeiter navigieren sie durch die Raumfahrtausstellung in Speyer. Beim gemeinsamen Interview erzählt Matthias Maurer, dass Ulf Merbold für ihn ein Vorbild sei.
Ulf Merbold war als bislang einziger Deutscher dreimal im All
Ulf Merbold winkt ab, er ist ein bescheidener Mensch. 82 Jahre ist er inzwischen alt und hält bis heute einen Rekord: Er ist der einzige deutsche Astronaut, der dreimal im All war.
Die beiden verstehen sich prächtig, obwohl sie fast 30 Jahre voneinander trennen. Die Liebe zur Raumfahrt und die Erfahrungen im All einen. Beim Interview stehen sie vor einem ganz besonderen Ausstellungsstück im Speyrer Technikmuseum – einer originalen russischen Sojuskapsel - genau die Kapsel, mit der Ulf Merbold 1994 bei seiner dritten und letzten Weltraummission zurück zur Erde flog.
Raumfahrt war früher wesentlich unbequemer
Matthias Maurer schaut sich die enge, ordentlich ramponierte Kapsel an und vergleicht sie mit der modernen Crew Dragon-Kapsel von SpaceX, mit der er 2021 zur ISS geflogen ist:
Ulf Merbold stimmt Matthias Maurer zu:
Ulf Merbold fordert Regeln für den Weltraum
Auch zu aktuellen Entwicklungen in der Raumfahrt äußern sich die beiden Astronauten. Die Kommerzialisierung im Weltraum schreitet voran, längst sind nicht nur Staaten und Weltraumagenturen die Akteure. Immer mehr Privatunternehmen engagieren sich und die Zahl der Satelliten im Weltraum nimmt rapide zu.
Ulf Merbold sieht die Entwicklung durchaus kritisch: So würden Figuren wie Elon Musk zwar auch Gutes tun, gleichzeitig aber auch den Weltraum mit Starlink-Satelliten vermüllen. Merbold hält es für längst überfällig, "dass in der Raumfahrt jetzt irgendwelche Regeln kommen, dass diejenigen, die viel Geld haben, nicht im Weltraum machen können und auch machen, was sie wollen."
Wenn es eben insgesamt eher schädlich sei, gebe es momentan keine Möglichkeit, jemanden daran zu hindern. Er hält es daher für wichtig, dass "zum Beispiel die UN oder irgendeine international agierende Organisation die Raumfahrt jetzt auch in irgendeiner Weise reglementiert.“
Weltraumtouristen produzieren auch Weltraumschrott
Ulf Merbold hofft, dass in Zukunft nicht nur reiche Menschen die Möglichkeit haben, als sogenannte Weltraumtouristen ins All zu fliegen.
Gerade was bemannte Flüge angeht, sei es mit Sicherheit wünschenswert, dass viele Menschen diese Chance bekommen, einmal die Erde in einer niedrigen Umlaufbahn zu umrunden. Innerhalb von 90 Minuten lege man dann den gesamten Umlauf zurück. Die Erde wird damit, so Merbold, in der eigenen Gedankenwelt "kleiner, verletzbarer und schützenswerter."
Matthias Maurer zögert bei seiner Antwort ein wenig und verweist darauf, dass zu viele Touristen im All auch Weltraumschrott erzeugen. Er kann durchaus nachvollziehen, dass jeder Mensch diesen Traum hat, hoch zu fliegen und runter zu schauen auf die Erde.
Ulf Merbold plant keine weiteren Raumfahrten
Am Ende unseres Interviews müssen wir Ulf Merbold noch eine Frage stellen: Ob er mit seinen 82 Jahren nicht vielleicht doch noch einmal ins All fliegen möchte. Das klingt verrückt, wäre aber theoretisch möglich. 2021 hatte der Schauspieler William Shatner alias Captain Kirk für Schlagzeilen gesorgt, weil er mit 90 Jahren in einer Raumkapsel des Unternehmens Blue Origin Richtung Weltraum geflogen war und einige Minuten in der Schwerelosigkeit verbrachte. Aber Ulf Merbold winkt ab – entweder richtig oder gar nicht:
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