Der Feldhamster war früher auf vielen deutschen Feldern zu Hause. Heutzutage gilt er als vom Aussterben bedroht. Was man dagegen machen kann, wird auch wissenschaftlich untersucht – beispielsweise in Rheinland-Pfalz.
Auf einem Getreidefeld südlich von Mainz werden verschiedene Feldhamster-Schutzflächen getestet. Darauf bewirtschaften Bauern ihre Felder so, dass die Feldhamster möglichst viel Schutz und Nahrung finden – beispielsweise, indem sie höhere Stoppeln stehen lassen.
In diesem Gebiet leben noch die meisten verbleibenden Feldhamster von Rheinland-Pfalz – knapp 300 Stück. Die Forscherin Dr. Doris Dannenmann von der Technischen Hochschule Bingen kommt mehrmals im Jahr hierher. Aber nicht um die Feldhamster selbst zu untersuchen, sondern ihr Futter: Die Insekten und Spinnen, die auf diesen Schutzflächen leben.
Insekten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Feldhamster
"In diesem Gebiet werden verschiedene Feldhamster Fördermaßnahmen durchgeführt, unter anderem hohe Stoppeln oder ein Feld mit Luzerne-Untersaat. Auch ein Blühstreifen und nebendran der Ernteverzicht. Und in diesen verschiedenen Streifen haben wir jeweils unsere Bodenfallen aufgebaut.", erklärt Dr. Dannenmann.
Die Art der Bewirtschaftung hat einen Einfluss auf die dort lebenden Insekten – und damit auf eine wichtige Nahrungsquelle für die Feldhamster.
"Gerade für die Aufzucht der Jungen brauchen die Wirbeltiere, also auch die Hamster, eiweißhaltiges Futter. Und das ist eigentlich nur in anderen Tieren, also hier in den Insekten und Spinnentieren gegeben.", so Dr. Dannenmann weiter.
Nahrung für Feldhamster: Genaue Bestimmung der Proben unter dem Mikroskop
Um zu untersuchen, welche Insekten auf den Schutzflächen leben, vergräbt die Biologin mit ihrem Team senkrechte Röhren im Boden. Darin befindet sich jeweils ein Glas mit Salzlösung.
Durch eine schmale Öffnung fällt alles, was über den Boden krabbelt, in die Falle hinein. Knapp 100 solcher Gläser hat das Team an diesem Tag eingesammelt. Damit geht es ins Labor, um die Anzahl und Art der gefangenen Krabbeltiere zu untersuchen.
Dr. Doris Dannenmann gehört zu den wenigen Menschen, die Insekten ganz genau bestimmen können. Dafür kommen die Proben unters Mikroskop, ein sogenanntes Binokular:
"Unter dem Bino gucken wir uns an, welche Tiere finden wir? Sind es Käfer? Sind es Spinnen? Sind es Hautflügler oder Zweiflügler oder Ohrwürmer? Und das wird dann sortiert und gezählt, die einzelnen Gruppen."
Auch andere heimische Tiere profitieren von den Maßnahmen zum Schutz der Feldhamster
So soll bewertet werden, welche Schutzmaßnahmen besonders förderlich für die Feldhamster sind. Davon profitieren auch andere heimische Tierarten. Denn Insekten stehen weit unten in der Nahrungskette:
"Dadurch, dass sie Futter für sehr viele andere Tiere sind, ist natürlich das besonders wichtig, dass eine große Anzahl verschiedener Insekten in den Flächen vorkommt, von denen dann auch wieder andere Tiere leben können.", so Dr. Dannenmann.
Untersuchung der genetischen Vielfalt der Feldhamster
Doch nicht nur eine vielfältige Nahrungsgrundlage ist wichtig für das Überleben der Feldhamster. Auch Antonia Schraml und ihre Kollegin Silvia Waldinger von der rheinland-pfälzischen Stiftung Natur und Umwelt sind regelmäßig auf den Feldern bei Mainz unterwegs.
Sie suchen nach Feldhamster-Bauen und sammeln Kotproben oder Haare ein, um die genetische Vielfalt der Feldhamster zu untersuchen. Untersucht werden die Proben anschließend von Dr. Tobias Erik Reiners vom Senckenberg Institut für Wildtiergenetik:
"Wir haben in Deutschland eigentlich zwei große Feldhamster-Vorkommen. Das sind einmal die in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, das sind die westlichen Feldhamster. Und dann haben wir die zentraldeutschen Feldhamster, die sind in den eher neueren Bundesländern.", erklärt der Forscher.
Gezielte Züchtung und Auswilderung von Feldhamstern
Das Problem dabei: Wenn es nur noch wenige Feldhamster gibt, kommt es häufiger zu Inzucht, wodurch die genetische Vielfalt innerhalb der Kolonien abnimmt. Das zeigt der Vergleich mit älteren Proben aus dem Museum.
Mit dem genetischen Fingerabdruck der Feldhamster will sich der Biologe ein Bild davon verschaffen, wie vielfältig das Erbgut der Tiere derzeit noch ist. Wenn die Vielfalt zu stark abgenommen hat, können Feldhamster gezielt gezüchtet und ausgewildert werden.
Auch in Rheinland-Pfalz könnte so die genetische Vielfalt wieder erhöht werden. In Kombination mit den Feldhamster-Schutzflächen könnten so in Zukunft wieder mehr Feldhamster auf diesen Feldern ihr Zuhause haben.
Artenschutz Forschung für den Feldhamster in Rheinland-Pfalz
Der Feldhamster zählt zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Europas. In Deutschland gibt es deshalb Feldhamster-Schutzflächen, auf denen die Tiere mehr Insekten als Nahrung finden. Ein Besuch auf einem Forschungsfeld in der Nähe von Mainz.
Ulrich Weinhold hat ein Herz für Feldhamster
Der Heidelberger Biologe tut alles dafür, die Feldhamster vor dem Aussterben zu retten. Dafür ist er in ständigem Kontakt mit Landwirten. Seit über 10 Jahren leitet Ulrich Weinhold ein Projekt zur Zucht von Feldhamstern. Im Interview erzählt er, wie wir alle zum Schutz der Feldhamster beitragen können.