Die Vogelgrippe H5N1 ist eigentlich eine Tier-Krankheit. Jetzt hat Finnland begonnen, Menschen gegen Vogelgrippe zu impfen. Wieso machen die Finnen das, droht eine neue Pandemie? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wer bekommt in Finnland eine Vogelgrippe-Impfung?
Das ist eine freiwillige Impfung für Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, sich mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 anzustecken. Denn dies kann auch auf Menschen übergehen. In Finnland geht es dabei um Tierärztinnen und Tierärzte oder Menschen, die auf Vogel- oder Pelzfarmen arbeiten.Es gab in Finnland immer wieder Ausbrüche auf Nerzfarmen. Daher gibt es die Sorge, dass Menschen sich hier anstecken könnten.
Vogelgrippevirus H5N1 selten auch von Säugetier zu Säugetier übertragen
Warum verbreitet Vogelgrippe sich auf Nerzfarmen besonders gut?
In Nerzfarmen leben viele Wildtiere eng zusammengepfercht. Dadurch können Viren sich sehr schnell verbreiten und auch Reservoire bilden. Sie bieten beste Bedingungen für Mutationen, weil die Viren von einem Tier zum nächsten springen können. Solche Farmen sind wie ein Trainingsplatz für die Erreger, um sich für den Befall von Säugetierzellen optimieren zu können.
Bei Nerzen ist das Besondere, dass ihre Atemwege Ähnlichkeiten mit denen von Menschen haben und empfänglich für Vogel- und für Menschenviren sind. Das heißt: Es ist durchaus realistisch, dass wilde Vögel und das Personal auf einer Farm gleichzeitig Influenza-Viren der Vogelgrippe und der Menschengrippe einschleppen, diese gleichzeitig auf der Farm kursieren, und ein Tier sich mit beidem ansteckt.
Dann können die Viren genetische Informationen austauschen, und es könnte eine Variante der Vogelgrippe entstehen, die optimiert ist für den Befall von Menschen. Deshalb werden jetzt in Finnland die Menschen geimpft, die nah mit den Nerzen zusammenarbeiten.
Wie gut schützt die Impfung gegen Vogelgrippe?
Das lässt sich noch nicht sagen: Bisher weiß man nur, dass die Impfung eine schützende Immunreaktion auslöst. Das haben die Zulassungsstudien gezeigt.
Aber das Problem bei den Studien ist, dass das Virus H5N1 nicht unter Menschen kursiert. Daher kann man keine normale Wirksamkeitsstudie machen, bei der man schaut, wie viele Menschen sich mit oder ohne Impfung anstecken.
Es könnte sein, dass die Impfung nicht komplett vor einer Ansteckung schützt. Fachleute sagen daher, dass es wichtiger wäre, den menschlichen Kontakt mit infizierten Tieren so klein wie möglich zu halten. Denn je mehr Kontakt das Virus mit Menschen hat, desto wahrscheinlicher wird es, dass es sich so verändert, dass es irgendwann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
Welches Risiko geht aktuell vom Virus H5N1 für Menschen aus?
Laut dem Europäisches Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten ist das Risiko für die Allgemeinbevölkerung im Moment gering - für exponierte Gruppen hingegen gering bis moderat.
Aber eine Ansteckung kann auch tödlich enden. In den vergangenen 20 Jahren sind laut Weltgesundheitsorganisation WHO mehr als 450 Menschen an Vogelgrippe gestorben.
Bisher gibt es aber keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung und das ist entscheidend. Erst dann hätte das Virus das Potenzial für eine Pandemie, die auch Menschen wirklich gefährlich würde. Bis dahin wären es noch einige Mutationsschritte. Aber Fachleute sind schon besorgt - auch wegen der Situation in USA, wo viele Milchkühe betroffen sind.
Kann man überhaupt noch von Vogelgrippe sprechen, wenn viele Milchkühe betroffen sind?
Am meisten erkranken schon Vögel. Auf der ganzen Welt gab es Millionen erkrankte und häufig auch verstorbene Vögel.
Aber der Übergang zu Säugetieren ist definitiv geschafft: Es gibt Berichte von Alpakas, Bären und anderen Wildtieren, aber eben auch von Nutztieren. Und bei Kühen und Nerzen gibt es auch Ansteckungen innerhalb der Art.
Kühe können sich zum Beispiel über das Euter durch verunreinigtes Melkgeschirr anstecken oder wenn die Tiere eng zusammenstehen. Auch in Rohmilch - also in nicht pasteurisierter Milch - kann man die Viren in einer Konzentration feststellen, über die man sich anstecken kann. Auf diesem Weg ging das Virus wahrscheinlich auf Katzen und Mäuse über, die auf solchen Milchhöfen leben - und durch engen Kontakt auch auf Mitarbeitende.
Droht jetzt eine neue Pandemie?
Fachleute sind schon besorgt. Das Virus verändert sich und hat regelmäßig Kontakt zu Menschen. Es ist zumindest plausibel, dass sich das Virus so verändern kann, dass es irgendwann von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Wie schnell das geht und ob es überhaupt passiert, lässt sich im Moment nicht sagen.
Deshalb wäre es jetzt wichtig, viel zu testen, um ein umfassendes Bild über die Lage zu erhalten und wo man eingreifen muss. Den USA wird teilweise vorgeworfen, dass sie nicht konsequent in den Kuhställen und unter dem Farmpersonal durchtesten, und man keinen Überblick über das Infektionsgeschehen hat. Das ist natürlich ein Risiko.
Christian Drosten fordert zum Beispiel ein entschlossenes Vorgehen in den USA - etwa mit Quarantänen für die betroffenen Tiere, mit Hygienemaßnahmen und vielleicht auch mit Impfungen von Kühen. In anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich werden Vögel oder Zootiere schon geimpft.
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