Studien zeigen: Menschen schlafen immer weniger und immer schlechter. Auf einer Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin diskutierten Fachleute auch über Schlaftherapie per App und neue Medikamente.
Große Studie von Samsung liefert neue Schlafdaten
Ist es nur ein subjektiver Eindruck, oder schlafen die Menschen tatsächlich immer schlechter? Einzeluntersuchungen im Schlaflabor können darauf keine Antwort geben. Eine große Studie von Samsung aber liefert neue Daten: der Handyhersteller hat kürzlich weltweit anonym Informationen aus Schlaf-Apps auf Samsung-Geräten ausgewertet: von Juni 2021 bis Mai 2023 wurden rund 700 Millionen Nächte analysiert.
Im Schnitt schliefen die App-Nutzer im zweiten Untersuchungsjahr vier Minuten kürzer als im ersten. Gleichzeitig sank die Schlafqualität.
Durchschnittliche Schlafzeit fällt auf unter sieben Stunden
Im ersten Studienjahr schliefen die Nutzerinnen und Nutzer der Apps noch sieben Stunden und drei Minuten; ein Jahr später waren es nur noch sechs Stunden neunundfünfzig.
Schlafende kommen weniger zur Ruhe
Dabei verbrachten die Studienteilnehmer genau so viel Zeit im Bett wie früher – aber sie sind weniger zur Ruhe gekommen, daher die kürzere Schlafdauer.
Studiendaten stammen meist von jüngeren Menschen
Natürlich muss man bei der Samsung-Studie eines bedenken: Die Nutzerinnen und Nutzer von Schlaf-Apps sind meist eher jüngere Menschen; Schlafprobleme bei Senioren werden dadurch nur selten erfasst.
Für den Berliner Schlafforscher Ingo Fietze ist das aber erst recht ein Alarmsignal.
Stress gilt als zentrale Ursache für schlechten Schlaf
Laut Umfragen in den USA ist aktuell der Stressauslöser Nummer eins die Inflation, also finanzielle Sorgen. Danach kommen Kriege, Kriminalität, Klimaextreme und schließlich Covid und andere Erkrankungen. Bei so vielen Belastungen und Ängsten wundert es kaum, dass der Schlaf bei vielen Menschen schlechter wird.
Aber wir müssen versuchen gegenzusteuern, sagt die Psychiaterin und Schlafforscherin Prof. Kneginja Richter, Chefärztin der CuraMed-Tagesklinik Nürnberg. Sonst funktioniert unser Gehirn mit der Zeit immer schlechter.
Chronische Schlafstörungen können zu Depressionen führen
Außerdem kann eine Insomnie, also eine schwere chronische Schlafstörung, zu Depressionen führen.
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Ein guter Schlaf kann das Risiko für Krankheiten senken. Der Schlafforscher Albrecht Vorster forscht nach Möglichkeiten, den Schlaf von Krankenhauspatienten zu verbessern.
Beginnende Schlafstörungen lassen sich oft noch mit Entspannungsübungen oder einfachen Verhaltensänderungen behandeln.
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Wie gesund ist Yoga wirklich? Kann es bei Bluthochdruck, chronischem Stress, Nacken- und Rückenschmerzen oder schlechter Laune helfen?
Bei einer Insomnie brauchen Betroffene aber professionelle Hilfe. Dabei ist die Therapie für diese schwere Schlafstörung heute viel besser als früher.
Therapie bei schweren Schlafstörungen ist heute viel besser als früher
Quviviq heißt das neue Medikament, das seit einem Jahr auf dem Markt ist. Es soll nicht abhängig machen und ist seit kurzem auch zur Dauertherapie zugelassen – als erstes Schlafmittel seit dreißig Jahren. Der Berliner Schlafmediziner Ingo Fietze setzt große Hoffnungen in das neue Medikament – es sollte aber nur bei nachgewiesener Insomnie zum Einsatz kommen.
Ärztinnen und Ärzte anderer Fachrichtungen dürfen das neue Mittel zwar auch auf eigene Faust verordnen – das hält der Leiter der Schlafmedizin an der Charité aber für riskant: