Wenn Kinder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, steckt dahinter oft ein Hilfeschrei oder sogar Trauma. Ein gemeinnütziger Verein in Köln bietet bundesweit eine Beratung an, um die seelische Widerstandsfähigkeit von Kindern in Krisensituationen stärken.
Mobbing oder andere seelische Verletzungen, Gewalt, Vernachlässigung und vielleicht auch Kriegserfahrungen oder Vertreibung – all das können Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern sein. Doch wie lassen sich diese Probleme individuell angehen? Ein gemeinnütziger Verein in Köln bietet bundesweit eine sogenannte Traumabewältigung und Resilienzberatung an und will mit speziellen Programmen die seelische Widerstandsfähigkeit von Kindern in Krisensituationen stärken.
Stärken der seelischen Widerstandsfähigkeit
Gerade im Zuge der Corona-Pandemie sind Kinder durch soziale Einengungen die Leidtragenden gewesen. Ausgangsverbote, Angst vor Ansteckung, Spannungen in der Familie und verpasster Schulstoff haben ihnen zu schaffen gemacht. Aber auch mit traumatischen Erfahrungen wie Mobbing in der Schule, Flucht- oder Vertreibung haben Kinder zu kämpfen, erläutert Antje Poser. Sie leitet seit 2016 die Akademie für Resilienz und Traumaberatung in Köln, kurz Art e. V.. Ihr Ziel: Kindern und Jugendlichen helfen, ihre seelische Widerstandsfähigkeit – die Resilienz – in persönlichen Krisen und inneren Konflikten zu stärken.
Eine extreme Seite seien, so Poser, Geflüchtete mit Kriegserlebnissen. Da seien die Kinder sehr belastet, weil auch die Eltern sehr belastet sind, und die Kinder von ihren Eltern dadurch gar nicht die nötige die Stabilität haben können. Diese Kinder müssten für ihre schlimmen Erlebnisse einen Raum bekommen.
Auch Corona hat, so Poser, bei den Kindern „wahnsinning viel ausgelöst“. Es seien eher die sozial schwächeren Familien, die es doppelt getroffen habe. Da konnte die Situation auch zu Hause nicht so gut aufgefangen werden, weil es zu Hause entweder zu eng war, man nicht lernen konnte und daraus Konflikte entstanden sind. Die Eltern waren überfordert, die Kinder litten unter der Anspannung ihrer Eltern.
Raum zur Aufarbeitung negativer Erfahrungen
Mit dem Projekt ART e. V. wollten Antje Poser und ihre Kolleginnen und Kollegen Kindern „eine Erste Hilfe anbieten, damit ihre Resilienz, ihre Widerstandsfähigkeit gestärkt wird“. Es gebe sehr viele Kinder, die da auffällig seien.
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Zehn Kinder zwischen sieben und neun Jahren und ebenso viele Erwachsenen stehen zusammen im Kreis und singen kräftig drauflos. Alle stimmen sich für die nächste Stunde ein. Dann darf munter gespielt werden.
Unterdessen haben die Kinder jeweils mit einer erwachsenen Betreuungsperson an den Tischen Platz genommen. Alle Begleiterinnen und Begleiter haben eine Ausbildung zum Traumaberater abgeschlossen. Auf den Tischen: Mit Sand gefüllte große Kästen und eine Auswahl an verschiedenen Spielzeugen. Playmobil-Figuren sind dabei, Tiere, Häuser, Murmeln, Blüten aus Stoff aber auch Panzer, Dinosaurier, böse Zwerge und Hexen, gute Feen, Soldaten, Rennwagen oder Kranken- und Feuerwehrautos.
Die Kinder können nun mit ihren Spielzeugen Situationen nachstellen, Landschaften erschaffen oder auch schön oder hässlich anzusehende Bilder kreieren. Die Begleiterinnen und Begleiter sitzen mit dabei, schauen aber nur zu. Die Gruppenleiterin, Lerntherapeutin und angehende Psychologin Ulrike Jahn, erklärt die Vorgehensweise:
Diese traumapädagogische Maßnahme soll den Kindern dabei helfen, zu Wachsen und resilienter zu werden. Das absolut Wichtigste dabei, so Jahn, seien die zehn Erwachsenen, die mit im Raum sind.
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Therapeutische Spiel-Nachmittage sollen bei Verarbeitung belastender Erfahrungen helfen
Das ist ein ritualisierter Vorgang, der in zehn Sitzungen immer gleich abläuft, immer genauso aufgebaut ist. Begonnen wird immer mit Singen, das die Verbindung untereinander stärken soll und auch entspannend wirkt.
Seit 2019 werden in das Konzept auch Schulen miteinbezogen. Schülerinnen und Schüler, die Belastendes erlebt haben, können mit solchen therapeutischen Spiele-Nachmittagen in der Schule Hilfe und Unterstützung bekommen, betont die pädagogische Leiterin der Friedrich-List-Grundschule in Köln, Sonja Berkemeier:
Die Rückmeldungen der Lehrkräfte und Eltern, die Verhaltensänderungen der Schülerinnen und Schüler wie auch die Evaluationen auf wissenschaftlicher Grundlage seien durchweg positiv, betont ART e. V.. Allerdings ist die Skepsis bei Schul- und Jugendämtern mitunter groß. Aktuell sind die Nachmittag freiwillige Angebote interessierter Schulen, die mit Art e. V. zusammenarbeiten. Für Gründerin Antje Poser zählt jeder konkrete Erfolg: