Wale sind gigantische Kohlenstoffspeicher. Und sie scheiden wertvolle Nährstoffe für Meerespflanzen aus. Dadurch schützen sie das Klima. Aber wie groß ist der Effekt wirklich?
Wale schützen das Klima auf gleich zwei Arten. Die Meeresgiganten essen Unmengen kohlenstoffhaltige Nahrung und sind damit enorme Kohlenstoffspeicher. Ihre Ausscheidungen sind außerdem eine wertvolle Nährstoffquelle für Pflanzen, die klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre filtern.
Forschenden zufolge könnte Wale im Ozean in Sachen Klimaschutz sogar eine ähnliche Bedeutung haben, wie Bäume an Land. Als gigantischer Kohlenstoffspeicher habe ein einziger Wal möglicherweise dieselbe Klimawirkung wie 1000 Bäume, schätzt Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum.
Walkot – Dünger der Meere
Die Hinterlassenschaften von Walen lagern sich an der Meeresoberfläche ab. Dort werden wertvolle Nährstoffe, wie Eisen und Stickstoff, freigesetzt. Blauwale und all ihre Artgenossen düngen also mit ihren Ausscheidungen die Ozeane und lassen das Phytoplankton sprießen, die winzigen Pflanzen- und Algenpartikel im Meer. Für circa 25 Prozent des Pflanzenwachstums könne der Walkot mancherorts verantwortlich sein. Darauf deute eine Studie im Golf von Maine hin, so der Meeresbiologe Morten Iversen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Und das hat einen erheblichen Effekt auf das Klima:
Wale als wandelnde Kohlenstoffspeicher
Ebenso wie Bäume an Land, speichert das Phytoplankton also Kohlenstoff durch Photosynthese. Wale wiederum ernähren sich von Plankton und nehmen den Kohlenstoff damit auf. Sterben die Wale, sinken sie auf den Meeresgrund und mit ihnen auch der gebundene Kohlenstoff. Ein Schwarm Wale hat also einen ähnliche Klimaschutzwirkung wie ein Wald an Land.
Walfang gefährdet das Klima
Jahrhundertelang wurden Wale intensiv gejagt. Der Bestand der „Bäume der Meere“ ist drastisch geschrumpft und damit auch der klimaschützende Effekt. Vor Walfangzeiten sollen die Meeresriesen global an die 72.000 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr zum Meeresboden getragen haben, so der Meeresbiologe Morten Iversen vom Alfred-Wegener-Institut. Mittlerweile sollen es nur noch 1.000 Tonnen sein. Damit kompensiert der gesamte Walbestand noch heute pro Jahr so viel Kohlenstoff, wie bei knapp 400 Flügen von München nach New York freigesetzt werden.
Walschutz ist Klimaschutz
Mit intensivem Schutz könnte der Wal in Zukunft für den Klimaschutz an Bedeutung gewinnen. Aber das dauert. Denn ebenso wie unsere Kohlenstoffspeicher an Land wachsen Wale ausgesprochen langsam. Eine Rückkehr zum ursprünglichen Bestand könnte Jahrhunderte, wenn nicht sogar 1.000 Jahre dauern, schätzt Meeresbiologe Michael Dähne. Um das zu erreichen, sollte nicht nur der Walfang gestoppt werden, auch die Nahrung der Wale müsse in Zukunft verfügbar bleiben. Denn ihre Leibspeise, der Krill, leidet unter den steigenden Meerestemperaturen.
Wale sind also Klimaschützer und Opfer der Klimaveränderungen zugleich. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel, kann der Schutz der Wale auch den Menschen vor drohenden Klimakatastrophen schützen. Denn der globale CO2-Ausstoß und die Erderwärmung müssen so schnell wie möglich gestoppt werden.