In China ist ein neues Grippevirus aufgetaucht, das von Schweinen auf Menschen übertragen werden kann. Droht jetzt die nächste weltweite Pandemie?
Die Covid-19 Pandemie rollt noch um den Globus und dominiert auch in Deutschland nach wie vor das öffentliche Leben. Da kommt eine Meldung aus China höchst ungelegen. Forscher berichten, dass sich in den riesigen Schweineställen dort ein neues Influenzavirus ausbreitet. Dieses Virus macht nicht nur Schweine krank, sondern hätte auch „pandemisches Potential“ wie die wissenschaftliche Zeitschrift PNAS schreibt.
Influenzaviren sind sehr flexibel
Influenzaviren sind sehr flexibel, jedes Jahr sorgen leicht veränderte Versionen für viele Krankheitsfälle rund um den Globus. Immer wieder entstehen auch ganz neue, tödlichere Varianten und das häufig bei Schweinen. Denn in Schweinen können sich ganz unterschiedliche Influenzaviren aus Vögeln, Säugetieren und Menschen mischen.
Ein solches Mischvirus aus drei Elementen breitet sich seit 2013 unter den Schweinen in China aus und ist in den Ställen dort inzwischen zur dominierenden Variante geworden, berichten die Forscher von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in der Fachzeitschrift PNAS.
G4-Schweinegrippe befällt auch menschliche Zellen
Das alleine ist nicht ungewöhnlich. Aufmerksam wurden die Wissenschaftler, als sie die Eigenschaften der neue Influenzavariante namens G4 im Labor genauer untersuchten. Das Virus infiziert nicht nur Schweinezellen, sondern auch Zellen aus den menschlichen Atemwegen. Es verbreitet sich auch leicht zwischen Frettchen, die als gutes Modell für die Grippeausbreitung gelten.
Antikörper gegen das G4-Virus bei Arbeitern aus Schweinebetrieben
Tatsächlich konnten die Forscher Antikörper gegen das G4-Virus auch bei jedem zehnten untersuchten Arbeiter aus Schweinebetrieben nachweisen. Allerdings sind bislang nur zwei Fälle dokumentiert, bei denen das Virus auch eine schwere Krankheit ausgelöst hat. Ein 46-jähriger Mann verstarb. Bislang waren solche Fälle aber Sackgassen für das Virus, es wurde noch nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben.
Derzeit keine Anzeichen für neue tödliche Grippewelle
Experten wie die Grippe-Forscherin Martha Nelson von den amerikanischen National Insitutes of Health oder der Virologe Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems, halten es deshalb zwar für angebracht, das Grippevirus G4 weiter genau zu beobachten, sehen aber aktuell keine konkreten Anzeichen einer neuen, tödlichen Grippewelle.
Dafür müsste G4 noch zwei Hürden überwinden:
- Sich leicht von Mensch zu Mensch zu verbreiten, so wie die Schweinegrippe 2009
- Anders als die damalige Schweinegrippe – auch ungewöhnlich schwere Krankheitsverläufe auslösen.
Entwicklung von Impfstoffen bei Grippeviren ist Routine
Timm Harder verweist darauf, dass sich auch bei europäischen Schweinen neu kombinierte Grippevarianten mit ganz ähnlichen Eigenschaften wie G4 nachweisen lassen. Gelegentlich stecken sich auch Stallmitarbeiter mit diesen neuen Influenzaviren an. Solche Infektionen sind weltweit meldepflichtig.
Wenn sich irgendwo auf dem Globus ein neues Grippevirus in landwirtschaftlichen Betrieben oder innerhalb von Familien ausbreitet, erfährt das die Weltgesundheitsorganisation. Dann kann schnell mit der Produktion eines passenden Impfstoffs begonnen werden, denn die Grippeimpfung ist – anders als die gegen Covid-19 – Routine.