Schwangere und Babys gelten zur Zeit nicht als besondere Risikogruppen für Covid-19. Allerdings konnten französische Forscher erstmals eine Infektion über die Plazenta nachweisen.
Ärzte haben schon einige wenige Fälle von infizierten Neugeborenen beobachtet. Unklar war aber bisher, ob sie sich bei der Geburt, über die Umwelt oder schon im Mutterleib über die Planzenta angesteckt haben.
Jetzt haben französische Forscher erstmals eine Infektion über die Plazenta nachweisen können. Der Fallbericht ist gerade in „Nature Communications“ erschienen.
Was genau haben die französischen Ärzte jetzt neu herausgefunden?
Die Mediziner um Daniele de Luca haben einen eher ungewöhnlichen Fall ganz genau dokumentiert: Eine junge Schwangere wurde mit Fieber und schwerem Husten in die Universitätskliniken von Paris-Saclay eingeliefert. Der Test auf Sars-Cov-2 war positiv. Ihr Kind brachte die junge Frau per Kaiserschnitt zur Welt.
Einen Tag nach der Geburt zeigte das Baby dann schwere neurologische Symptome und Hirnschwellungen: Der Körper des Kindes wurde steif, der Säugling war sehr reizbar und es waren Schäden an der weißen Substanz des Gehirns nachweisbar. In Rachen, Blut und Bronchien des Kindes fanden sich schon eine Stunde nach der Geburt Spuren des neuen Coronavirus. Andere Infektionen konnten die Ärzte ausschließen. Dann haben die Ärzte nochmal genauer hingeschaut: Die meisten Viren fanden sie in der Plazenta -- mehr noch als im Fruchtwasser oder im Blut der Mutter.
Und das ist jetzt der Beweis dafür, dass eine Ansteckung über die Plazenta möglich ist?
Ja, so werten das auch unabhängige Experten. Bisher hatten Fachleute das für eher unwahrscheinlich gehalten. Jetzt ist klar: es ist prinzipiell möglich. Aber es passiert vermutlich sehr selten. Es gibt also keinen Grund für Panik bei Schwangeren!
Bei dem französischen Fall ist übrigens auch alles gut ausgegangen, Mutter und Kind konnten nach drei Wochen gesund entlassen werden. Wahrscheinlich ist die Infektion über die Plazenta auch nur zu bestimmten Zeitfenstern in der Schwangerschaft möglich.
Es kann auch sein, dass bestimmte genetische Voraussetzungen dabei eine Rolle spielen, zum Beispiel Immundefekte in der Familie. Da sind noch ganz viele Fragen offen. Es zeichnet sich aber ab, dass nur ein kleiner Teil infizierter Mütter das Virus weitergibt. Das zeigt das CRONOS-Register der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin: Von 88 Müttern mit positivem Corona-Test waren bisher nur 5 Babys infiziert. Und schwere Verläufe wie bei dem französischen Säugling gelten als extrem selten.
Was bedeuten denn jetzt diese neuen Erkenntnisse für schwangere Frauen?
Mehrere deutsche Experten haben sich schon zu den Ergebnissen geäußert und schätzen das Risiko einer Corona-Infektion im Mutterleib mit gravierenden Folgen als sehr gering ein. Grundsätzlich ist jeder Infekt mit Fieber in der Schwangerschaft gefährlich.
Vor allem die Erreger von Toxoplasmose und Zytomegalie können den Embryo schädigen. Deshalb sollten Schwangere die bisher schon üblichen Vorsichtsregeln weiter strikt befolgen. Und sich natürlich auch an alle Coronaregeln zu Abstand, Maskenschutz und häufiges Händewaschen halten. Besonders heikel sind immer Infektionen der Mutter in den ersten Wochen der Schwangerschaft.
Da weiß man noch gar nichts darüber, ob und wie sich das neue Coronavirus auswirkt. Das soll jetzt die Scenario-Studie der Universitäts-Frauenklinik Erlangen beantworten: Die Ärzte und Ärztinnen wollen 2400 Schwangere auf akute Infektion und Antikörper gegen Sars-Cov2 testen und dann engmaschig betreuen. Denn gerade bei jungen Frauen sind Infektionen ohne Symptome möglich. Wie oft das bei Schwangeren passiert und welche Folgen es fürs Kind hat, muss dringend geklärt werden.