Bienen haben in ihrer Sprache auch Dialekte. Dabei geht es zwar weniger um Worte, als um Tänze, das Prinzip ist aber das gleiche. Lange war umstritten, ob es diese Dialekte wirklich gibt, jetzt konnten Forscher das beweisen.
Hochbetrieb im Bienenstock: Im scheinbaren Chaos wuseln die Honigbienen durcheinander. Doch einige der Bewegungen verstecken eine wichtige Information: Durch einen Tanz erklären erfolgreiche Sammlerinnen nach der Rückkehr, wo sie fündig geworden sind, ein heißer Tipp für alle anderen.
Die Dauer von diesem Schwänzeltanz verrät, wie weit das Futter entfernt ist. Und an der Ausrichtung des Tanzes erkennen die anderen, in welche Richtung sie fliegen müssen. Patrick Kohl von der Universität Würzburg erforscht diesen Schwänzellauf der Honigbienen.
Schwänzeltanz lockt andere Bienen an richtigen Ort
Trotzdem ist der Tanz genau genug, um die Kolleginnen an den richtigen Ort zu lotsen.
Nobelpreis für Erforschung der Kommunikation bei Bienen
Für die Entschlüsselung dieser Art der Kommunikation hat Karl von Frisch 1973 den Nobelpreis bekommen. Und er war es auch, der als erster Unterschiede in den Tänzen entdeckte. Die Unterschiede in der Tanzsprache nannte er Dialekte.
Bereits in den 1940er Jahren hatte Karl von Frisch entdeckt, dass unterschiedliche Bienenarten auch unterschiedlich kommunizieren:
Vor allem die Schwänzeldauer bei ansteigender Distanz verläuft bei verschiedenen Unterarten unterschiedlich schnell.
Forscher erkunden Dialekte der Bienensprache
Ob es diese Dialekte aber wirklich gibt, darüber waren sich die Forscher lange nicht einig. Patrick Kohl und seine Kollegen konnten das jetzt in einer Studie beweisen.
In Indien konnten die Forscher mit drei unterschiedlichen Honigbienenarten arbeiten, deren Stöcke wurden nacheinander an der gleichen Stelle platziert. Die Wissenschaftler gewöhnten die unterschiedlichen Bienen an künstliche Futterstellen, deren Distanz zum Bienenstock veränderten sie nach und nach.
So konnten sie sicher gehen, dass alle Bienen die gleiche Testbedingungen hatten.
Dialekte durch Anpassung an besondere Lebensbedingungen
Mit Videokameras haben sie dann den Schwänzeltanz der Bienen aufgenommen und am Computer ausgewertet. Das Ergebnis zeigte klare Unterschiede:
Der Grund für diese Unterschiede könnte eine Anpassung an die Lebensbedingungen sein.
Fleißige Bienen haben wenig Zeit zur Kommunikation
Denn um die Information an die anderen Bienen weiterzugeben, haben die Sammlerinnen nicht ewig Zeit. Im Bienenstock ist viel los, damit die Zuschauerinnen folgen können, muss man sich kurzhalten.
Bienenarten, die häufig weite Strecken zurücklegen, können also nicht ausführlich und genau die Distanz tanzen. Bei ihnen bedeutet „zwei Sekunden tanzen“ eine andere, eine weitere Strecke als bei Arten, die nicht so weit fliegen – eine Anpassung an die Umwelt
Patrick Kohl und seine Kollegen konnten aber auch zeigen, dass sich diese Dialekte nicht nur zwischen unterschiedlichen Honigbienen-Arten entwickelt haben.
Imker sollten nur regionale Honigbienen einsetzen
Für den Doktoranden hat die Erforschung der Bienensprache aber auch einen ganz praktischen Aspekt. Auf der Suche nach der perfekten Honigbiene würden von Imkern auch Unterarten gekreuzt, die an völlig unterschiedliche Umgebungen angepasst sind – die demnach auch andere Dialekte sprechen, beziehungsweise tanzen.
Er appelliert daher dafür, nur regionale Honigbienen einzusetzen, die an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst sind.