Burnout, chronische Erschöpfung, Stress - Psychische Erkrankungen sind der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Bei einem Kongress in Berlin werden derzeit die Auswirkungen der extremen Beschleunigung auf unsere Psyche diskutiert.
Zahlreiche Menschen haben das Gefühl, dass die Dinge zunehmend und immer schneller aus den Fugen geraten. Doch welche Faktoren sind es, die Menschen immer häufiger in die Erschöpfung treiben? Damit beschäftigt sich beschäftigt sich ab dem 13. März der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM).
Erschöpfung durch chronischen Stress: Die extreme Beschleunigung hat Auswirkungen auf unsere Psyche
Kongresspräsident Martin Teufel betont, wie stark diese teils extreme Beschleunigung unser Erleben prägt und auch für unsere psychische Gesundheit von großer Bedeutung sei:
Depressionen, Burnout und Erschöpfung - Zahl psychischer Erkrankungen steigt
Mittlerweile sind psychische Erkrankungen der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Und bei reduzierter Erwerbsfähigkeit oder Erwerbsunfähigkeit sind die psychischen Erkrankungen mit 42 Prozent die wichtigste Ursache, berichtet Psychotherapeut Teufel.
Jüngste Befragungen hätten gezeigt, wie ausgeprägt seelische Belastungen am Arbeitsplatz seien. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berichten, es sei vorrangig der Zeitdruck, der sie belaste. Oft seien es aber auch eigene Ansprüche: denn man wolle ja auch gut sein im Job.
Gesellschaftliche Krisen erhöhen psychische Belastung vieler Menschen
Die hohe psychische Belastung vieler Menschen sei jedoch nicht allein den beschleunigten Arbeitsabläufen zuzurechnen, sagt Psychotherapeut Teufel. Arbeit könne auch Halt geben und sei für viele Menschen ein stabiler Posten in ihrem Leben. Stephan Herpertz, Präsident des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin, erläutert:
Krisen erzeugen Stress und können auch zu körperlichen Störungen führen
Diese psychisch belastenden Krisen brechen zudem gefühlt immer schneller über uns herein. Martin Teufel beobachtet das auch als Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Essen:
Burnout und Erschöpfung vorbeugen: Reden kann helfen, Stress abzubauen
Doch was kann man tun? Wie das Kontrollgefühl wieder zurückgewinnen? Der Kongresspräsident und Psychotherapeut rät im Bezug auf Arbeitsplatz oder Arbeitsabläufe erst mal zu schauen, was man selbst beeinflussen kann:
Manches kann man als Einzelner aber gar nicht beeinflussen. Vor allem wenn es um größere Krisen geht wie Klimawandel oder auch um Kriegsgefahr: Therapeut Teufel sieht die Lösung darin, den Menschen wieder ein Kontrollgefühl zu geben. Das könne zumindest ansatzweise durch mehr Mitbestimmung im Arbeitsprozess erreicht werden.
Angesichts des Beschleunigungsdruckes, aber auch der zahlreichen Krisen sei es enorm wichtig, das Gefühl zu haben, ich selbst kann auch etwas gestalten und mitbestimmen.
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