Der OECD Bildungsbericht hat in diesem Jahr den Fokus auf die 18 Monate in der Pandemie gelegt. Die OECD Mitgliedsländer haben ganz unterschiedlich auf die gleichen Herausforderungen reagiert.
Schulschließungen
Die Schulen in Deutschland waren im Schnitt nicht ganz so lang geschlossen wie der Durchschnitt aller OECD-Länder. Das liegt auch daran, dass deutsche Schulen die Strategie der Teilöffnung fuhren - Wechselunterricht in Abhängigkeit von der Inzidenz.
Im vergangenen Jahr stand Deutschland recht gut da, dieses Jahr jedoch schnitten wir ziemlich schlecht ab. Im laufenden Jahr haben viele andere Länder trotz hoher Inzidenzen die Schultore offen gehalten. Nur in Lettland waren 2021 bisher die Schulen häufiger geschlossen als in Deutschland.
Insgesamt waren im OECD-Schnitt Vorschulen etwa 55 Tage geschlossen, Grundschulen 78 Tage, und weiterführende Schulen zwischen 92 und 101 Tagen - immer gerechnet auf die 18 Monate Pandemie zwischen Januar 2020 und Mai 2021.
Betroffene Schülerinnen und Schüler
Vor allem die Schülerinnen und Schüler der oberen Klassen der weiterführenden Schulen litten unter den Schulschließungen. Sie wurden am häufigsten vom Präsenzunterricht ausgeschlossen. Sie haben im Schnitt mehr als 56 % ihrer regulären Unterrichtszeit nicht oder nur im Online-Unterricht verbracht.
Außerdem waren Schülerinnen und Schüler benachteiligt, die schon weniger Ressourcen mitgebracht hatten als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie konnten in den Phasen des Fernunterrichts nicht auf Hardware, Unterstützung durch Eltern oder auch einen eigenen Raum zurückgreifen.
Daten darüber, wie viel Lernstoff verloren beziehungsweise nicht gelernt wurde, gibt es aus Deutschland übrigens leider nicht.
Forderungen des Bildungsberichts für Deutschland
Der Bildungsbericht mahnt weitere Anstrengungen zur Chancengerechtigkeit in Deutschland an. Bildungserfolg hängt immer noch sehr stark von der Herkunft ab. Trotz Anstrengungen und Förderung von benachteiligten Schülerinnen und Schülern.
So ist zum Beispiel der Anteil der Klassenwiederholungen noch sehr hoch, obwohl bekannt ist, dass diese Maßnahme nicht besonders zielführend ist. Die soziale Schere ist immer noch zu weit auf. Gerade sozial benachteiligte Jungs fallen da raus.
Außerdem macht der OECD Bericht deutlich, dass Schulschließungen in Zukunft vermieden werden sollten. Wenn sie doch notwendig werden, dann sollten die Schülerinnen und Schüler täglich und individuell Kontakt zu ihren Lehrern haben. Lange Phasen von Fernunterricht sollten vermieden werden, tägliche Stundenpläne und Aufgaben seien für das Hybridlernen deutlich besser als Wochen oder Monatsaufgaben und Pläne.
Wie geht es weiter?
In der Pressekonferenz sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, dass in den kommenden Monaten in den Schulen gecheckt werde, wo die Schülerinnen und Schüler stehen. Darauf werde dann durch verstärkende Maßnahmen vor allem in den Fächern Mathe, Deutsch und in den Fremdsprachen reagiert. Außerdem soll auch das soziale Miteinander ganz stark gefördert werden. Mit einem Milliardenprogramm unterstützt der Bund nun diese zusätzlichen Maßnahmen in den Schulen. Aber dazu brauche es deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer.
Situation der Lehrerinnen und Lehrer
Deren Situation ist in Deutschland sehr gut. Bei den Lehrergehältern liegt Deutschland OECD-weit an erster Stelle und das bei vergleichsweise geringen Stunden, die sie unterrichten. Der größte Teil der Bildungsausgaben bei uns sind Personalkosten.
Aber anders als in anderen Ländern steigen bei uns Lehrerinnen mit einem recht hohen Gehalt ein, können sich aber durch besondere Leistungen nicht mehr stark steigern. Das könnte man nach Meinung von OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher verändern. Insgesamt sei der Lehrerberuf trotz OECD-weit sehr geringen Stundenzahlen und hohem Gehalt immer noch unattraktiv. Daran sollte man arbeiten. Schleicher spricht davon, dass der Beruf Weiterentwicklungen bieten sollte. Das sei in Deutschland noch zu sehr beschränkt auf bloßen Schulunterricht.