In Deutschland ist die Hoffnung groß, dass sich mit der Zulassung des Proteinimpfstoffes von Novavax zahlreiche Ungeimpfte von der Schutzimpfung gegen Corona überzeugen lassen. Alles was man über den neuen Impfstoff wissen muss:
- Wann wird der Novavax-Impfstoff ausgeliefert?
- Wer soll bei der Impfstoff-Vergabe priorisiert werden?
- Wirkt der Impfstoff auch bei Kindern und Jugendlichen?
- Ist Novavax ein "Totimpfstoff"?
- Was unterscheidet Novavax von den bisher verfügbaren Impfstoffen?
- Benötigt der Novavax-Impfstoff Wirkverstärker?
- Wie gut schätzt Novavax gegen die Delta- und Omikron-Varianten?
- Was weiß man über die Nebenwirkungen von Novavax?
- Welche Vor- und Nachteile hat Novavax gegenüber anderen Impfstoffen?
- Sollte man sich mit Novavax boostern lassen?
Wann wird der Novavax-Impfstoff ausgeliefert?
„Nuvaxovid“ heißt der neue Corona-Impfstoff der Firma Novavax, der jetzt in den meisten Bundesländern, auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, verfügbar ist. Insgesamt fünf Millionen Dosen sind für dieses Jahr bestellt. Schon seit Ende Januar konnten sich Menschen in Rheinland-Pfalz für eine Impfung mit Novavax anmelden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat den Proteinimpfstoff zur Grundimmunisierung von Personen ab 18 Jahren empfohlen. Dafür sind zwei Impfdosen im Abstand von mindestens drei Wochen nötig. Zum jetzigen Zeitpunkt wird der Novavax-Impfstoff allerdings nicht für Schwangere und Stillende empfohlen.
Wer soll bei der Impfstoff-Vergabe priorisiert werden?
Nach einem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom 20. Januar 2022 sollen den Impfstoff priorisiert bisher nicht geimpfte Beschäftigte erhalten, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind. Die Herausforderung bestehe - wie zu Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 - darin, dass zunächst nur sehr begrenzte Mengen des Impfstoffs Novavax zur Verfügung stehen werden, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Wirkt der Impfstoff auch bei Kindern und Jugendlichen?
Laut einer Mitteilung von Novavax war die Wirkung des Impfstoffs bei einer Untersuchung mit Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren vergleichbar zu der bei Erwachsenen. Gegen die Delta-Variante zeigte die Impfung eine Wirksamkeit von 82 Prozent. Dabei war die Immunreaktion bei Jugendlichen gegen alle untersuchten Varianten etwa zwei bis drei Mal höher als bei Erwachsenen. Zudem war der Impfstoff gut verträglich. Mit weiteren Daten plant Novavax noch bis Ende März eine globale Zulassung des Corona-Impfstoffs für 12- bis 17-jährige zu beantragen.
Der neue Corona-Impfstoff Nuvaxovid (3sat nano)
Ist Novavax ein "Totimpfstoff"?
Der Impfstoff mit dem Handelsnamen „Nuvaxovid“ vom Unternehmen Novavax ist ein rekombinanter Proteinimpfstoff. „Rekombinant“ bedeutet, dass die enthaltenen Proteine in gentechnisch veränderten Zellkulturen hergestellt wurden. In diesem Fall handelt es sich um das Spike-Protein von SARS-CoV-2, welches das Virus nutzt, um in die Zellen zu gelangen.
Viele bezeichnen den im Dezember 2021 von der EMA zur Zulassung empfohlenen Impfstoff von Novavax als "Totimpfstoff". Allgemein bedeutet das, dass ein Impfstoff keine vermehrungsfähigen Krankheitserreger, sondern abgetötete Erreger oder nur Teile von diesen enthält. Je nach Definition werden auch synthetisierte Impfstoffe, wie mRNA- und Vektor-Impfstoffe dazugezählt, die auch keine lebenden Erreger enthalten.
So bezeichnet das Robert Koch-Institut neben dem Proteinimpfstoff von Novavax alle bisher verfügbaren Corona-Impfungen als Totimpfstoffe. Allerdings basiert der Impfstoff von Novavax auf einer anderen Technik als die bisher zugelassenen mRNA- und Vektor-Impfstoffe.
Was unterscheidet Novavax von den bisher verfügbaren Impfstoffen?
Alle bisher zugelassenen Impfstoffe benutzen zur Abwehr des Coronavirus das stachelige Spike-Protein, dass das Virus umhüllt. Denn das Spike-Protein hilft SARS-CoV-2 an die Zellen des menschlichen Körpers anzudocken. Auch Novavax setzt da an.
Doch die mRNA- und Vektorimpfstoffe schleusen nur den Bauplan für das Spike-Protein ein. Das muss unser Körper zunächst selbst bilden und in der Folge dann Antikörper dagegen entwickeln. Der Impfstoff von Novavax enthält dagegen direkt winzige Nanopartikel des künstlich hergestellten Spike-Proteins, das mit künstlichen Lipid-Nanopartikeln kombiniert wird.
Benötigt der Novavax-Impfstoff Wirkverstärker?
Allerdings reagiert unser Immunsystem auf den Protein-Impfstoff nicht so stark wie auf die mRNA- und Vektor-Impfstoffe, deshalb wird den Protein-Impfstoffen ein Wirkstoffverstärker zugesetzt. Bei der Novavax-Impfung basiert der Wirkverstärker auf Saponinen, die zusammen mit Lipiden aus dem chilenischen Seifenrindenbaum gewonnen werden. Saponine sind Bitterstoffe, die zum Beispiel für die Schaumbildung auf Bier oder bei der Verwendung von Shampoos sorgen.
Wie gut schützt Novavax gegen die Delta- und Omikron-Varianten?
Nach den bisher bekannten Studiendaten wurde Novavax vor allem gegen die Alphavariante des Coronavirus getestet. Da war die Wirksamkeit mit etwa 90 Prozent gut. Auch gegen die Delta-Variante soll der Novavax noch ausreichend gut schützen, dann allerdings nur als Dreifachimpfung.
Im Bezug auf Omikron liegen bisher nur eingeschränkte Beobachtungsdaten vor. Diese deuten aber darauf hin, dass Novavax weniger gut vor dem mutierten Virus schützt als die bisher zugelassenen mRNA-Impfstoffe. Christian Drosten gibt in einem Interview im Tagesspiegel an, dass er davon ausgehe, dass Proteinimpfstoffe viel schlechter vor einem schweren Verlauf schützen, gerade bei Omikron.
Unser Immunsystem wehrt sich auf zwei Ebenen gegen gefährliche Erreger: zum einen mit Antikörpern. Zum anderen über T-Zellen und andere Schlüsselzellen des Immunsystems. Die Antikörperbildung funktioniert bei Novavax sehr gut. Aber das zelluläre Immunsystem wird laut Drosten viel weniger angeregt als zum Beispiel bei Biontech, Moderna oder Astrazeneca. Das spricht gegen Novavax, denn diese zelluläre Immunabwehr bleibt langfristig aktiv und schützt viel besser vor neuen Varianten.
Eine dritte Impfung sechs Monate nach der ersten erhöht allerdings den Schutz vor einer Infektion mit der Omikron-Variante ersten Studien zufolge deutlich. Wie auch die anderen bereits zugelassenen Impfstoffe muss Novavax gegen die Omikron-Variante erst noch richtig angepasst werden.
Novavax arbeitet an einer neuen Impfstoffversion, die auch vor Omikron schützen soll, aber es wird vermutlich noch Monate dauern, bis ein angepasster Proteinimpfstoff zugelassen wird.
Was weiß man über die Nebenwirkungen von Novavax?
Generell ist die Impfung mit dem Impfstoff von Novavax in der Studie mit 30.000 Probanden gut vertragen worden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten über übliche Nebenwirkungen, die auch bei den bereits zugelassenen Impfstoffen auftreten, wie zeitweilige Schmerzen an der Einstichstelle sowie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen.
Bisher habe es aber keine Fälle von Blutgerinnseln oder Herzproblemen gegeben, allerdings liegen dazu auch noch zu wenige Daten vor. Deshalb können sehr seltene Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen wie bei den mRNA-Impfstoffen noch nicht ausgeschlossen werden. Die STIKO merkt an, dass die Datenlage zum Novavax-Impfstoff noch limitiert ist.
Welche Vor- und Nachteile hat Novavax gegenüber anderen Impfstoffen?
Novavax gilt als Hoffnungsimpfstoff für die ärmeren Länder: Denn der Impfstoff ist gut lagerfähig, muss nur moderat - von 2 bis 8 Grad - gekühlt werden und ist offenbar extrem lange haltbar.
Protein- und Totimpfstoffe haben den Nachteil, dass die Wirkverstärker, die sie brauchen, auch Nebenwirkungen auslösen können. Bisher ist dazu aber nichts bekannt.
Sollte man sich mit Novavax boostern lassen?
Bisher empfehlen die Experten ausdrücklich nur mRNA-Impfstoffe zum Boostern. Eine Studie im Fachmagazin Lancet hat kürzlich Novavax als Booster mit anderen Impfstoffen verglichen: Da schnitt der Proteinimpfstoff nach zweimal Biontech genauso gut ab wie Astrazeneca und Johnson und Johnson. Noch sehr viel besser war aber das Ergebnis nach einem Booster mit Biontech oder Moderna. Omikron spielte bei dieser Untersuchung übrigens noch keine Rolle.