Medizin Nobelpreis

Auszeichnung für Pioniere der mRNA-Forschung

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Autor/in
Veronika Simon
Portraitbild von Veronika Simon, Multimedia-Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell

Sie legten den Grundstein für die beispiellose Geschwindigkeit bei der Entwicklung der Corona-Impfstoffe: Katalin Karikó und Drew Weissman erhalten den Medizin-Nobelpreis für ihre Forschung zur mRNA.

Für viele war die Frage nicht ob, sondern wann ein Nobelpreis im Zusammenhang mit der mRNA-Technologie verliehen wird. Dieses Jahr ist es soweit: Katalin Karikó und Drew Weissman erhalten den Nobelpreis für Medizin. Ihre grundlegende Forschung ermöglichte den erfolgreichen Einsatz der mRNA-Impfstoffe in der Coronapandemie.

mRNA als Training für das Immunsystem

Die mRNA hat in unserem Körper die Funktion einer Bauanleitung. Darin ist gespeichert, wie genau Proteine aufgebaut sind. Bei den auf mRNA basierten Corona-Impfstoffen stellt der Körper nach dieser Anleitung Teile des Virus selbst her und schult so das Immunsystem darin, diese zu erkennen und zu bekämpfen.


Entscheidend für die Entwicklung dieser völlig neuen Impfstoff-Technologie war ihre Vorarbeit: Katalin Karikó und Drew Weissman hatten bereits 15 Jahre vor der Pandemie entdeckt, wie sie die fremde mRNA verändern müssen, damit sie vom Körper nicht direkt wieder zerstört wird, sondern ihre Wirkung entfalten kann.

Das war eine echte Fleißarbeit, es gab hunderte mögliche Modifikationen – Weissman und Karikó fanden die eine mit der gewünschten Wirkung . Ein Durchbruch, der die medizinische Nutzung von mRNA erst möglich machte.

Ich bin mir sicher, auch ohne die Pandemie hätte es diese Entwicklung des mRNA-Impfstoffs gegeben. Aber plötzlich war der Bedarf da und das hat den Prozess enorm beschleunigt.

Die Ehrung aus Stockholm kam für Karikó überraschend. Der Anruf des Nobelkomitees erreichte die in den USA lebende Ungarin um drei Uhr nachts Ortszeit.

Es ist noch nicht so richtig bei mir angekommen. Ich bin immer noch völlig überwältigt, aber natürlich auch sehr, sehr glücklich!

Viele Menschenleben gerettet

Die Arbeit der Biochemikerin und des Immunologen Weissman retteten während der Pandemie Millionen Leben, betonte das Nobelkomitee.

Die Covid-19-Pandemie hat unser aller Leben betroffen; die Wirtschaft und die öffentliche Gesundheit. Es war dramatisch. Ich muss wohl kaum betonen, dass die grundlegenden Erkenntnisse der Preisträger einen riesigen Einfluss auf unsere Gesellschaft hatten.

Offiziell verliehen wird der Nobelpreis an die beiden Forschenden am 10. Dezember in Stockholm.

In mRNA-Forschung steckt noch viel Potential

Die mRNA-Technologie könnte zukünftig noch für andere Erkrankungen als Corona zum Einsatz kommen. mRNA-basierte Impfstoffe gegen Tropenkrankheiten oder die Grippe sind denkbar.

Aber nicht nur im Infektionsschutz wird die mRNA eine Rolle spielen. Auf Basis von mRNA könnten ganz individuelle Krebstherapien entwickelt werden, mit deren Hilfe das Immunsystem Antikörper produziert, die Krebszellen gezielt bekämpfen.

Bereits im Jahr 2000 hat das Tübinger Unternehmen CureVac damit begonnen, auf mRNA basierende Medikamente gegen Krebs zu entwickeln. Auch das Mainzer Unternehmen BioNTech forscht an der Entwicklung von Krebsmedikamenten. Seit 2013 war auch Karikó bei BioNTech daran beteiligt, mRNA für Therapiezwecke zu entwickeln. In einem Interview mit tagesschau24 bestätigt die Biochemikerin: "Im Moment laufen mehr als 250 klinische Studien mit messenger-RNA".

Impfstoff als Hoffnungsträger Wie mRNA auch bei der Heilung von Krebs helfen könnte

Durch die Corona-Pandemie haben die mRNA-Impfstoffe den Durchbruch geschafft. Doch ganz neu ist der Ansatz nicht. Die mRNA-Technik kommt eigentlich aus der Krebsforschung.

Doch es sei noch weitere Forschung nötig, so Karikó. Eine Impfung gegen Krebs herzustellen ist deutlich komplexer als eine Impfung gegen Viren. Denn jede Tumorart ist anders und selbst innerhalb derselben Erkrankung zeigen Krebszellen große Unterschiede. 

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