Noch immer ist Alzheimer weit davon entfernt, geheilt zu werden. Dabei tut sich gerade viel in der Alzheimer-Forschung. Nun stellt das US-Pharmaunternehmen Eli Lilly vielsprechende Ergebnisse einer klinischen Studie zu einem Antikörper-Medikament vor – doch ein Wundermittel ist es nicht.
Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Demenzerkrankung. Weltweit sind es 55 Millionen. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Wenn ein Mensch an Alzheimer-Demenz erkrankt ist, dann stören im Gehirn bestimmte Eiweißablagerungen – sogenannte Plaques – die Verbindung zwischen den Synapsen und damit die Kommunikation im Gehirn. Bislang wurde viel Forschung in die Entwicklung von Früherkennungstests gesteckt. Doch auch in der Medikamentenentwicklung gibt es jetzt Fortschritte.
Donanemab – so heißt der Arzneikandidat von Eli Lilly, zu dem es jetzt erste, vielversprechende Studien gibt. Die Endung "mab" deutet auf die Art des Medikaments hin, bei dem es sich um monoclonal antibodies, also monoklonale Antikörper handelt. Ein solches Medikament ist immer gegen ein bestimmtes Ziel gerichtet, zum Beispiel ein Protein.
In diesem Fall heißt das Ziel Amyloid-beta oder einfach A-beta. A-beta ist ein Proteinschnipsel, der sich bei Alzheimerkranken im Gehirn und in Blutgefäßen anlagert. Wenn das Antikörper-Medikament verhindern kann, dass sich A-beta im Gehirn anlagert, dann kann auch der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. So die Idee hinter dem Medikament.
Donanemab zeigte Wirkung in klinischer Studie
Und tatsächlich scheint Donanemab genau das zu erreichen. In der vom Pharmaunternehmen Eli Lilly vorgestellten Studie zeigte sich, dass bei den behandelten Probandinnen und Probanden im Vergleich zur Placebogruppe der Verlauf der Erkrankung um 35 Prozent verlangsamt war.
Zudem waren die mit dem Medikament Behandelten bei Aktivitäten des Alltags um etwa 40 Prozent weniger beeinträchtigt. Bei mehr als der Hälfte konnten die A-beta-Ablagerungen im Gehirn nach einem Jahr völlig entfernt werden und bei fast drei Viertel nach einem weiteren halben Jahr.
Experten nennen diese Ergebnisse ermutigend und früheren Studien überlegen. Doch ein Wundermittel gegen Alzheimer ist auch Donanemab nicht. Es scheint den Krankheitsverlauf zwar zu verlangsamen, aber Alzheimer stoppen oder sogar heilen kann auch dieses Medikament nicht.
Medikament hat starke Nebenwirkungen
Noch in diesem Quartal plant Eli Lilly die Zulassung für Donanemab bei der US-Arzneimittelbehörde FDA zu beantragen. Expertinnen und Experten sprechen zwar von einem wirklichen Fortschritt, waren jedoch auch vor den Nebenwirkungen von Donanemab, die im Gegensatz zu anderen Antikörper-Medikamenten relativ stark sind.
Bei mehr als eineinhalb Prozent der Probanden trat eine ernsthafte Hirnschwellung oder Hirnblutung auf. Zwei Menschen sind sogar daran gestorben, möglicherweise auch drei.
Die von Eli Lilly veröffentlichten Daten sind bisher nur in einer Pressemitteilung veröffentlicht worden und noch nicht in einer von Expertinnen und Experten gegengeprüften Veröffentlichung. Aber sie zeigen, dass das Befreien von A-beta-Ablagerungen ein zumindest teilweise erfolgsversprechender Therapieansatz ist, vielleicht auch als Teil einer Kombinationstherapie.
Auch andere Unternehmen, etwa der niederländische Pharmahersteller Vivoryon, arbeiten an Medikamenten mit einem ähnlichen Wirkprinzip. Die Ergebnisse einer klinischen Studie werden dieses oder nächstes Jahr erwartet.