Es sind immer noch zu wenig Menschen geimpft, um das Coronavirus in den Griff zu bekommen. Die Gründe, warum einige partout nicht zum Impfen gehen wollen, sind vielfältig. Auch wenn es vielleicht banal klingt: Einer ist, dass Menschen Angst vor Spritzen haben. Deswegen denken Forschende jetzt über Alternativen dazu nach.
Impfung per Nasenspray oder Schluckimpfung als mögliche Alternativen
Grundsätzlich gibt es zwei andere Möglichkeiten: Entweder eine Impfung, die als Nasenspray verabreicht wird – das gibt es zum Beispiel schon bei der Grippeimpfung. Das kann dann beispielsweise bei Kindern eingesetzt werden, die Angst vor Spritzen haben – aber auch Kinder mit Blutgerinnungsstörungen können das bekommen, das ist dann einfach sicherer.
Da ist der Vorteil, dass direkt die Schleimhäute geimpft werden – also da, wo das Virus auch in aller Regel in den Körper kommt. Wenn das Virus da erfolgreich abgewehrt werden kann, dann wäre man wirklich sehr gut geschützt.
Die andere Möglichkeit dürfte dem ein oder anderen auch noch bekannt vorkommen: Das wäre eine Schluckimpfung. Ganz bekannt ist da natürlich die Schluckimpfung gegen Polio aus den 60ern. Der ganz große Vorteil daran ist, dass Transport und Lagerung sehr einfach sind. Also in Ländern, wo die Kühlkette vielleicht nicht einfach einzuhalten ist, wäre der Einsatz von solchen Schluckimpfungen unter anderem sinnvoll.
Wie realistisch ist das denn, dass so eine Impfung tatsächlich durchgeführt wird?
Schluck- und Nasensprayimpfung geht nicht einfach mit jedem Impfstof. Auf der ganzen Welt werden aber solche Impfungen entwickelt – es sind mindestens drei Schluckimpfungen und zehn Nasenspray-Impfungen in der klinischen Prüfung. Das heißt, die Chancen stehen gut, dass zumindest ein paar davon auch zugelassen werden.
Wann ist allerdings schwer zu sagen. Die meisten sind noch in frühen klinischen Phasen und dann müssen sie ja auch noch zugelassen werden. Dieses Jahr wird das ziemlich sicher nichts mehr.
Auch in Tübingen wird an Nasenspray-Impfung geforscht
Die Arbeitsgruppe um Ulrich Lauer vom Universitätsklinikum Tübingen arbeitet gemeinsam mit Forschenden des Max-Planck-Instituts in Martinsried an einer Corona-Impfung, die als Nasenspray verabreicht werden kann. Dieses Projekt befindet sich allerdings noch in der sogenannten prä-klinischen Phase, in der ein erfolgsversprechender Impfstoff entwickelt und dann in Zellkultur- und Tierversuchen ersten Wirksamkeits- und Sicherheitstests unterzogen wird. Ulrich Lauer geht davon aus, dass es noch mindestens zwei oder drei Jahre dauern wird, bis der Impfstoff marktreif ist.
Auch andere forschen an nasal oder oral verabreichten Impfstoffen
Auch die Uni Oxford, die zusammen mit Astrazeneca den Vaxzevria-Impfstoff entwickelt hat, arbeitet an einem Impfstoff, der als Nasenspray und als Schluckimpfung funktionieren soll. Der neue Impfstoff ist ebenfalls ein Vektor-Impfstoff, wie Vaxzevria auch schon, und befindet sich aktuell in der ersten der drei klinischen Phasen.
Am weitesten ist das iranische Razi Vaccine and Serum Research Institute, deren Impfstoffkandidat – ein Protein-Impfstoff, also ein klassischerer Impfstoff als die in der EU bisher zugelassenen – befindet sich in der Phase 3-Studie.