In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben sich in den letzten Wochen ungewöhnlich viele Menschen mit Keuchhusten angesteckt. Besonders gefährdet sind Säuglinge und ältere Menschen mit Vorerkrankungen.
In Baden-Württemberg wurden dieses Jahr schon etwa 2.000 Fälle von Keuchhusten (Pertussis) gemeldet - vor der Pandemie waren es im gleichen Zeitraum maximal um die 800 Fälle.
Besonders ungewöhnlich sei, dass die Zahlen schon seit April steigen, sagt Dr. Christiane Wagner-Wiening vom Gesundheitsamt Baden-Württemberg. In der Regel trete Keuchhusten vor allem im Herbst und Winter auf. Von daher sei diese "Saisonalität im Frühjahr, Sommer schon eher nicht das, was wir erwarten würden", erklärt die Virologin.
Risiko für Keuchhusten in ganz Baden-Württemberg vergleichbar hoch
Innerhalb von Baden-Württemberg gebe es immer wieder regionale Ausbrüche, zum Beispiel an Schulen. Aber jetzt deute nichts auf regionale Unterschiede im Infektionsgeschehen hin. "Wir gehen von einem flächenhaften Infektionsgeschehen aus", sagt die Virologin Wagner-Wiening. "Und von daher sind die Risiken an Keuchhusten zu erkranken über Baden-Württemberg gesehen vergleichbar."
Auch in Rheinland-Pfalz gab es in den vergangenen Wochen etwas mehr Keuchhustenfälle als erwartet. Bisher wurden dieses Jahr um die 330 Fälle gemeldet. Insgesamt sind es aber ähnliche Zahlen wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie.
Für die steigenden Zahlen kommen verschiedene Gründe in Frage. Dazu gehören laut Wagner-Wiening normale Schwankungen alle paar Jahre, aber auch ein Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie. Versäumte Impfungen könnten in Baden-Württemberg ebenfalls ein Grund sein: In zirka 40 Prozent der Fälle gebe es keine Impfung gegen Keuchhusten. Kinder und Jugendliche stecken sich besonders häufig an.
Keuchhusten: Säuglinge haben nicht unbedingt Hustenanfälle
Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst. Wenn man sich damit ansteckt, fühlt es sich am Anfang so ähnlich wie eine Erkältung an. Später kommen starke Hustenanfälle dazu, die auch zu Erbrechen führen können.
Ältere Menschen mit Vorerkrankungen und Säuglinge leiden besonders unter der Erkrankung. "Das Besondere an den kleinen Säuglingen ist, dass die nicht unbedingt diesen klassischen Keuchhusten zeigen, diese anfallsartigen Hustenserien, sondern manchmal einfach mit einer Atempause reagieren und nicht mehr atmen. Und das kann natürlich schnell gefährlich werden", erklärt Dr. Martin Heideking, Oberarzt an der Universitätskinderklinik Tübingen.
Impfungen schützt gegen Keuchhusten
Die Impfung gegen Keuchhusten kann vor einer Ansteckung schützen und schwere Verläufe verhindern. Sehr wichtig ist dabei, Säuglinge rechtzeitig nach dem Impfkalender zu impfen und auf Auffrischungsimpfungen zu achten. Auch Schwangere und Kontaktpersonen von Säuglingen sollten sich impfen lassen.
Wie sich die Keuchhustenzahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz weiterentwickeln, lässt sich noch nicht sicher sagen. Es lohnt sich aber, mal im Impfpass nachzuschauen, ob eine Keuchhusten-Impfung fällig ist. So kann man sich selbst und andere Menschen besser schützen.
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