Im Schnitt stirbt alle zwei Minuten ein Kind an einer Malaria-Infektion, die durch Mücken übertragen wird. Weltweit wird nach Impfstoffen gegen den Malaria-Erreger geforscht - auch in Tübingen.
Vor einem halben Jahr sprach die WHO von einem Durchbruch, empfahl zum ersten Mal einen Malaria-Impfstoff für den Einsatz in Afrika. Über eine Million Kinder haben den Malaria-Impfstoff Mosquirix seitdem erhalten – vor allem Kleinkinder.
Malaria-Impfstoff Mosquirix wirkt zu 30 bis 40 Prozent
Damit ist ein weiterer Schritt im Kampf gegen Malaria gelungen – aber eben nur ein Schritt. Denn nur etwa drei von zehn schwere Malaria-Verläufe kann der Mosquirix-Impfstoff verhindern. Bisher sterben laut WHO pro Jahr etwa 270.000 Kleinkinder an Malaria. Mit dem neuen Impfstoff könnten immerhin zehntausende Leben gerettet werden, so die Hoffnung.
Malaria-Erreger ist schwer zu bekämpfen
Doch klar ist: Der Malaria-Erreger ist nur schwer zu bekämpfen. Über 100 Malaria-Impfstoffkandidaten hat die Weltgesundheitsorganisation bisher registriert – immer mit dem gleichen Ziel: Ein Impfstoff soll das Risiko für eine ernstzunehmende Malaria-Erkrankung um mindestens 75 Prozent verringern. Das hat aber nie geklappt – zumindest bisher nicht.
Neue Hoffnung durch Impfstoff der Uni Oxford
Doch es gibt neue Hoffnung: Genau vor einem Jahr sorgte ein neuer Malaria-Impfstoff der Universität Oxford für Aufsehen. In einer klinischen Phase-II-Studie konnte der Impfstoff das Risiko für einen schweren Malaria-Verlauf um 77 Prozent verringern. Doch der Impfstoff ist nur bei 450 Kindern getestet worden.
Die Ergebnisse müssen erst in einer größeren Studie bestätigt werden -- und gerade im Kampf gegen Malaria hat schon so manch ein vielversprechender Impfstoff in der letzten entscheidenden Studie versagt.
Parasiten sind sehr wandlungsfähig
Doch warum ist eine Impfung gegen Malaria überhaupt so kompliziert? Es liegt am Erreger: Malaria-Mücken übertragen winzige Parasiten, die im Körper immer wieder ihre Form verändern, mal sind sie rund, mal länglich. Das Immunsystem hat Probleme, die Malaria-Parasiten in all ihren Formen rechtzeitig zu erkennen. Durch die Impfstoffe soll das Immunsystem besser vorbereitet werden. Soweit die Theorie, in der Praxis reicht das Training aber leider oft nicht aus.
Neue Hoffnung durch mRNA-Impfstoffe
Doch auch durch die Corona-Pandemie und die mRNA-Impfstoffe gibt es neue Hoffnung. Biontech entwickelt bereits einen mRNA-Impfstoff gegen Malaria. Klinischen Studien sollen noch dieses Jahr starten. Und Biontech plant bereits in mehreren afrikanischen Ländern mRNA-Produktionsanlagen - für Corona-Impfstoffe, aber auch für Impfstoffe gegen Malaria oder Tuberkulose.
Doch ob Biontech einen wirksameren Malaria-Impfstoff findet, ist offen. Auch Biontech zielt wie die bisherigen Impfstoffkandidaten auf verschiedene Proteine der Malaria-Parasiten ab, die dann im Körper produziert werden.
In Tübingen wird Malaria-Lebendimpfstoff erprobt
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt das Institut für Tropenmedizin der Uniklinik Tübingen: dort wird ein Lebendimpfstoff erprobt – mit echten Malaria-Parasiten. Die Probanden bekommen die lebendigen, aber abgeschwächten Malaria-Parasiten gespritzt.
Dann bekommen sie ein Medikament, das die Parasiten im Körper abtötet. Bis dahin soll das Immunsystem die Parasiten möglichst gut kennen lernen und Abwehrmechanismen entwickeln. Damit verfolgen die Tübinger einen ganz anderen Ansatz als die bisherige Impfstoffforschung gegen Malaria. Aber der Impfstoff muss sich erst noch beweisen.
Weitere Forschung notwendig
Und auch bei Mosquirix, dem schon zugelassenen und verwendeten Impfstoff, sind noch viele Fragen offen. Seit einem halben Jahr wird er eingesetzt -- wie erfolgreich er Kinder tatsächlich vor einem Malariatod schützen kann, muss sich noch zeigen. Für eine Zwischenbilanz ist es noch zu früh - doch klar ist: Die Welt hofft auf einen noch wirksameren Malaria-Impfstoff für die Zukunft!