Lithium wird oft unter fragwürdigen sozialen und ökologischen Bedingungen gewonnen und importiert. Deshalb gibt es Pläne, bei uns Lithium fair abzubauen. Lithium soll quasi als Beiprodukt zur Erdwärme-Nutzung gewonnen werden.
In Rheinland-Pfalz versucht das Unternehmen Vulkan Energy im Oberrheingraben bereits Lithium aus dem Wasser von Geothermie-Anlagen zu filtern. Die Ausbeute ist nicht schlecht. Doch die Förderung in Niedersachsen verspricht doppelt so hohe Erträge.
Im niedersächsischen Munster hat der größte Erdgasproduzent Deutschlands, Exxon Mobil, zehn Jahre lang mehr als 80 Millionen Kubikmeter Gas gefördert. Als zu viel Wasser die Förderstelle flutete, wollte das Unternehmen das Bohrloch eigentlich zubetonieren. Doch das hat Jan Niemann verhindert. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Munster-Bispingen will aus dem Bohrloch Erdwärme gewinnen. Insgesamt gibt es in Niedersachsen noch 2.000 offene Bohrlöcher, wo die Produktion bereits eingestellt wurde.
Neue Industrie kann auf alter Industrie aufgebaut werden
Aus der alten Gasindustrie soll die neue Geothermie-Industrie werden. 90 Prozent aller Erdöl- und Erdgasbohrungen bundesweit finden sich in Norddeutschland und vor allem in Niedersachsen. Von den 30.000 Bohrungen, die tiefer als 400 Meter sind, sind 2.000 noch nicht zugeschüttet worden. Wenn es gelingt, nur zehn Prozent davon für die Gewinnung von Erdwärme zu nutzen, könnte dort auf Jahrzehnte rund um die Uhr viel regenerative Energie gewonnen werden.
So funktioniert die Fernwärme
Das 147 Grad heiße Wasser aus 5.000 Meter Tiefe wird im Kreis gefahren. Es wird über die vorhandene Bohrung nach oben gepumpt, über einen Wärmetauscher geleitet und in einem zweiten Bohrloch, das noch entstehen muss, wieder in die Tiefe geleitet. So will allein Munster 4.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Neben Wärme sollen auch Strom und grüner Wasserstoff erzeugt worden. Und vor allem Lithium, sagt der Niedersächsische SPD-Umweltminister Olaf Lies.
Lithium kommt nur in solchen Gesteinen vor, die in Kontakt mit Salz sind. Bereits im letzten Jahr hat das Landesbergamt Niedersachsen den Stadtwerken eine sogenannte Aufsuchungserlaubnis erteilt, um Lithium zu fördern. Nach allen bisherigen Messungen ist das Projekt machbar und erfolgversprechend.
Anfang 2023 soll eine letzte Testbohrung die vorhandenen Daten bestätigen, danach sollen das zweite Bohrloch erstellt, das Geothermiekraftwerk gebaut und die Fernwärmeleitungen verlegt werden. Spätestens 2026 sollen die Haushalte mit der eigenen Erdwärme kostengünstig heizen.
Förderung in Niedersachsen verspricht hohe Erträge
An der Lithium-Förderung hat das Unternehmen Vulkan-Energy großes Interesse, das selbst im Oberrheingraben eine Pilotanlage zur Förderung von Lithium aufgebaut hat. Sebastian Spöring, der Projektleiter bei den Stadtwerken Munster-Bispingen, rechnet vor, wie viel Milligramm Lithium pro Liter geförderten Wasser jedes Jahr in Munster herausgefiltert werden könnten.
Wandel bietet großes Potenzial
Wenn man den derzeitigen Marktpreis für eine Tonne Lithium von 80.000 Dollar zugrunde legt, sind das allein 40 Millionen Dollar Gewinn aus der Lithiumförderung pro Jahr. Derzeit können maximal 90 Prozent Lithium aus dem Wasser gefiltert werden. In Munster hofft man, dass Vulkan Energy sein Verfahren in den nächsten Jahren so weit verfeinern kann, dass dann nahezu 100 Prozent Lithium gewonnen werden können.
Die Bevölkerung steht dem Projekt sehr offen gegenüber, sagt Bernhard Knapstein von der örtlichen Böhme-Zeitung der Munsteraner. Der Redakteur beobachtet seit Jahren, wie die heimische Erdwärmegewinnung vorangeht.
Für den niedersächsischen Umweltminister Lies hat die Lithium-Förderung großes Potential. Der Ausbau beginne gerade erst, neben Munster werde zum Beispiel auch in Bad Bevensen zwischen Lüneburg und Uelzen die Lithium-Förderung vorangetrieben.
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