118 Jahre – so alt wurde eine französische Ordensschwester und damit deutlich älter als ihre Lebenserwartung. Doch was bedeutet die Lebenserwartung eigentlich genau?
Was bedeutet Lebenserwartung genau?
Die Altersangaben, die regelmäßig als Lebenserwartung genannt werden, beziehen sich grundsätzlich auf die aktuellen Jahrgänge. Für die Jahrgänge 2019 bis '21, zum Beispiel liegt sie laut statistischem Bundesamt bei 83 Jahren für Mädchen und bei 78 Jahren für Jungen. Für diejenigen, die vorher geboren wurden, galt damals eine andere Lebenserwartung. Für einen Jungen, der 1987 zum Beispiel geboren ist, lag die Lebenserwartung bei 72 – 6 Jahre weniger als heute.
Da aber manche Menschen auch vor dem Erreichen ihrer Lebenserwartung sterben – und damit den Schnitt senken – muss es auch Personen geben, die älter als diese Lebenserwartung werden und somit den Schnitt wieder heben. Dass Männer, die 1987 geboren wurden also 75, 80 oder älter werden, dürfte keine Seltenheit sein.
Wie hat Corona die Lebenserwartung beeinflusst?
Warum steigt die Lebenserwartung und welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung?
Der Hauptgrund ist, dass die Gesundheitsversorgung immer besser wird. Dadurch sinkt vor allem die Kindersterblichkeit, welche die Lebenserwartung in der Vergangenheit deutlich gesenkt hat. Um 1870 starben in Deutschland ungefähr ein Viertel der Säuglinge vor ihrem ersten Geburtstag und die Lebenserwartung war bei weniger als 40 Jahren. Im Vergleich dazu sterben heute fast gar keine Säuglinge mehr – die Säuglingssterblichkeit liegt bei etwa 0,3 bis 0,4 Prozent – und auch ältere Kinder und Jugendliche sterben nicht mehr so häufig, wie früher.
Zusätzlich macht die Medizin bei Älteren Fortschritte. Wer heute ein bestimmtes Alter erreicht, wird in der Regel nochmal älter als früher. Dennoch gibt es eine ganze Menge Faktoren, die die Lebenserwartung bei uns niedriger halten als sie sein könnte. Zum Beispiel ernähren sich viele Menschen ungesund und bewegen sich zu wenig.
Werden wir automatisch immer älter?
Die Medizin wird weiterhin Fortschritte machen vor allem in Richtung individualisierte Medizin. Das bedeutet: Jede und jeder bekommt eine Therapie, die genau auf einen zugeschnitten ist. In der Krebstherapie, zum Beispiel, werden in den kommenden Jahren deutliche Fortschritte in dieser Hinsicht erwartet.
Doch je mehr die Bevölkerung wächst, desto wahrscheinlicher wird es auch, dass neue Krankheiten entstehen und beispielsweise zu einer Pandemie führen können, welche die Lebenserwartung sinken lässt. In Deutschland ist die Lebenserwartung durch die Corona-Pandemie tatsächlich leicht gesunken. Aber auch die Folgen des Klimawandels könnten die Lebenserwartung in Zukunft wieder senken.
Aber auch vom bestmöglichen Szenario ausgegangen: wir haben eine perfekte, individuelle Medizin, wir ernähren uns richtig und bewegen uns genug und werden praktisch so alt wie es nur geht – dann gibt es irgendwann eine biologische Obergrenze, vermuten Forschende. Schätzungen zufolge liegt sie bei etwa 120 bis 130 Jahren. Das liegt zum einen daran, dass sich unsere Zellen irgendwann nicht mehr weiter teilen können und zum aderen daran, dass unser Körper mit der Sauerstoffversorgung der Muskulatur und des Gehirns irgendwann nicht mehr hinterherkommt. Diese Hindernisse könnten nur mit bedeutenden Eingriffen in die Genetik umgangen werden, die noch gar nicht möglich sind und die – zumindest heute noch – aus ethischer Sicht abgelehnt werden.
Wie wird man alt?
Ein Patentrezept fürs Altwerden gibt es leider nicht. Doch wer sich gesund ernährt, sich viel bewegt, nicht raucht und nicht trinkt wird der Wahrscheinlichkeit nach älter – aber auch das gilt nur im Schnitt. Im Einzelfall kann es durchaus anders aussehen.
Viele Krankheiten haben genetische Faktoren, die wir nicht in der Hand haben und unter Umständen gar nicht kennen. Auch Krebs kann ohne einen Einfluss von außen entstehen.
Hauptsächlich ist es aber die Gesundheitsversorgung, welche unsere Lebenserwartung erhöht. Diese in Anspruch zu nehmen, beispielsweise durch Vorsorgeangebote oder zum Arzt zu gehen, wenn einem was komisch vorkommt, ist durchaus ratsam.