Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz ist nach wie vor hoch. Irgendwann stellt sich die Frage: Kommen die Testlabore noch hinterher?
Wie viel können die Labore testen?
Es gibt für die Labore eine harte Obergrenze – die ist erreicht, wenn die Geräte ausgelastet sind. Und da ist bundesweit noch ein bisschen Luft. Der Verbund der Akkreditierten Labore in der Medizin ALM gibt die Auslastung aktuell mit 85 Prozent an. Manche Labore sind da drüber – teilweise auch deutlich über 100 Prozent – aber noch können sie die Proben, die liegenbleiben, einfach an andere Labore schicken.
Aber es kommt nicht nur auf die Geräte an, sondern hauptsächlich auch auf das Personal, die sie bedienen kann. Die Labore stellen zwar wieder Leute ein, um mehr Proben abarbeiten zu können, aber Fachkräfte sind schwer zu bekommen und neue Mitarbeitende müssen auch erst eingearbeitet werden. Das belastet wieder das Personal, das schon da ist. Zudem kommt es aktuell vermehrt zu krankheitsbedingten Ausfällen.
Mit der 85-prozentigen Auslastung der Geräte ist also tatsächlich bereits die personelle Obergrenze erreicht. Kurzfristig kann auch mehr gearbeitet werden, aber nicht über längere Zeit.
Haben die Laborengpässe Einfluss auf die gemeldeten Inzidenzen?
Laut Hendrick Borucki, Sprecher von Bioscientia, gibt noch ein bisschen Luft nach oben. Die Labore können also alle Proben noch zuverlässig abarbeiten. Die Inzidenzen stimmen also noch halbwegs – abgesehen von der Dunkelziffer, die es ja schon immer gab und dem Meldeverzug bei den Gesundheitsämtern. Denn dort kommt es immer mehr zu verspäteten Meldungen. Die Inzidenz stimmt erst einige Tage später.
Das sieht man ganz gut, wenn man die Inzidenz eines bestimmten Tags eine Zeitlang verfolgt: Zum Beispiel wurde am 30. November die Inzidenz für den 29. November mit etwa 450 angegeben. Einen Tag später lag sie aber bei ungefähr 470. Das liegt an den Nachmeldungen.
Aber auch die Labore kommen irgendwann nicht mehr hinterher. Der Appell der ALM ist also, jetzt zu handeln – auch weil Maßnahmen immer ein bisschen brauchen, bis sie ziehen. Eine Impfpflicht, zum Beispiel, würde den Laboren frühestens Mitte, Ende Januar helfen und bis dahin wären sie vermutlich schon überlastet.
Zur schnellen Verhinderung von Infektionen müssen vor allem wieder Kontakte reduziert werden. Auch 3G- oder 2G+-Regeln belasten die Labore, weil das einfach zusätzliche Tests sind, die gemacht werden müssen. Laut Borucki gibt es schon Kapazitäten für freizeitbedingte Tests, aber es sollte nicht wesentlich mehr werden, so dass die Kapazitäten, die es noch gebe, für Tests genutzt werden können, die aus medizinischer Sicht notwendig sind – und nicht um ins Fußballstadion zu gehen oder wegen eines Friseurtermins.
Wann wird denn zur Zeit ein PCR-Test gemacht? Sobald ein Schnelltest positiv ist?
Es gibt Kriterien vom Robert Koch-Institut, welche Fälle wie zu priorisieren sind. Am wichtigsten ist es natürlich diejenigen zu testen, die Symptome haben und deswegen ein dringender Verdacht besteht, dass sie infiziert sind. Als nächstes werden enge Kontaktpersonen von Infizierten getestet, auch wenn sie keine Symptome haben. So sollen Infektionsketten unterbrochen werden. Teilweise werden auch Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mittels eines PCR-Tests getestet.
Alle anderen sollten erstmal einen Schnelltest bekommen – sollte der positiv sein, dann wird das mit einem PCR-Test noch einmal überprüft. Wenn diese Kriterien eingehalten werden, dann können die Testkapazitäten, die es gibt, effizient eingesetzt werden.