Einige Kraken- und Fischarten jagen zusammen nach Beute und scheinen sich die Aufgaben dabei zu teilen. Der Erfolg ist so größer, als wenn die Arten alleine auf die Jagd gehen.
Kraken gelten eigentlich als Einzelgänger, auch wenn es um die Nahrungssuche geht. Doch ein Forschungsteam der Uni Konstanz hat herausgefunden, dass das nicht immer so ist.
Bei 120 Stunden Tauchgängen im Roten Meer konnten Eduardo Sampaio und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie Jagdrudel aus Kraken und Fischen beobachten. Zusammen mit mehreren Arten von Meerbarben und Zackenbarschen haben die Oktopusse Weichtiere und Krebstiere gejagt. Die Kooperation führt zu einem höheren Erfolg, als wenn die Arten alleine jagen.
Komplexe Interaktionen zwischen Kraken und Fischen
Das Forschungsteam hat sich vor allem auf das Zusammenspiel von Oktopus und Meerbarbe geschaut. Dabei zeigte sich, dass das Verhalten der Tiere raffinierter ist als bislang angenommen.
"Es ist interessant, denn meistens werden Gruppen aus mehreren Arten als weniger intelligent angesehen, als wenn die Arten unter sich bleiben", berichtet Dr. Eduardo Sampaio. Das sei so, weil man davon ausgehe, dass nur Artgenossen komplexe Interaktionen zeigen und Probleme lösen können. "Aber wir haben herausgefunden, dass das nicht stimmt", sagt Verhaltensforscher Sampaio.
Zwischen den Kraken und Fischen gibt es eine komplexe Gruppeninteraktion. Bei ihren Tauchgängen konnte das Forschungsteam feststellen, dass Entscheidungen während der Jagd auf die verschiedenen Tierarten verteilt sind.
Krake übernimmt die Führung beim Jagen der Beute
Mit seinen langen Greifarmen fällt es dem Oktopus leichter, Beute wie Weichtiere und kleine Krebse aus ihrem Versteck zu locken. Das machen sich Fische zunutze, die dem Oktopus folgen. Doch auch die Meerbarben helfen dem Oktopus: Sie zeigen ihm den Weg zu Orten mit mehr Nahrung. Wo es lang geht, entscheidet jedoch immer noch der Oktopus.
Allerdings orientiert sich der Oktopus dabei am Verhalten der Fische - obwohl er als Einzelgänger gilt. Um zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine Zusammenarbeit bei der Jagd handelt, haben die Forschenden ein Experiment gemacht, in dem sie Futter auf einer Struktur befestigten. "Wenn der Fisch diese angriff, hat in 90 Prozent der Fälle auch der Oktopus angegriffen", erklärt Eduardo Sampaio. "Daraus können wir schließen, dass der Oktopus die soziale Kommunikation des Fisches versteht.“
Doch auch die Intelligenz der Fische ist nicht zu unterschätzen. "Die Fische benutzen den Oktopus sozusagen wie ein Taschenmesser", sagt Verhaltensforscher Sampaio. "Sie spüren das Futter auf und schauen dann auf den Oktopus und sagen: 'Komm hierher!', und versuchen ihn zur Beute zu locken."
Forscher beobachten aggressive Kontrollmechanismen
Unter den Gruppenmitgliedern herrscht nicht immer Einigkeit, und so kommt es auch zu aggressiven Kontrollmechanismen. Fische verjagen Nahrungskonkurrenten, indem sie auf sie zuschießen. Kraken verdrängen Fische an den Rand der Jagdgruppe, indem sie die Fische mit ihren Fangarmen schlagen.
Jagdgemeinschaft von Kraken und Fischen ist flexibler
Sempaio und seine Kollegen entdeckten: Die Krake-Fisch-Jagdgruppe ist im Vergleich zu anderen gemischten Jagdgruppen flexibler, wenn es darum geht, soziale Informationen zu nutzen, um ihre Jagdstrategie zu ändern.
Dadurch unterscheiden sie sich zu anderen artübergreifenden Jagdgemeinschaften, wie dem Zusammenschluss von Dachs und Kojote oder Zackenbarsch und Muräne.