Laut Hochrechnungen wird sich bald über die Hälfte der Europäer mit Omikron angesteckt haben. Helfen neue Medikamente gegen schwere Verläufe? Und wird es noch weitere Mutationen wie Omikron geben?
- Wirken die neuen Corona-Medikamente gegen Omikron?
- Wird es nach Omikron noch weitere Virusvarianten geben?
- Deltakron: Ist eine Misch-Variante möglich?
Wirken die neuen Corona-Medikamente gegen Omikron?
Lange Zeit gab es keine wirksamen Medikamente, die infizierte Risikopatienten zuhause einnehmen können, also bevor sie wegen schwerer Symptome in ein Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Hoffnung macht jetzt vor allem das Mittel Paxlovid, dessen Zulassung derzeit vorbereitet wird.
Bei rechtzeitiger Einnahme kann Paxlovid das Risiko für einen schweren Verlauf um etwa 90 Prozent senken. Molnupiravir, ein zweites, wenn auch weniger effektives Medikament dieser Art, kann in Deutschland bereits von Ärzt*innen verordnet werden. Weil diese Medikamente das Virus nicht an den veränderten Strukturen, den Spike-Proteinen, angreifen, wirken sie auch bei Virusvarianten wie Omikron.
Schlechte Neuigkeiten gibt es hingegen für Infusionstherapien mit Antikörpern, die sich bei früheren Varianten als sehr wirksam bewiesen haben: Sie sind ersten Studien zufolge gegenüber Omikron größtenteils wirkungslos.
Wird es nach Omikron noch weitere Virusvarianten geben?
SARS-CoV-2 ist bereits tausendfach mutiert. Meistens beeinflussen diese Mutationen die Eigenschaften des Erregers nicht. „Von den allermeisten Varianten geht keinerlei Gefahr aus, einfach weil sie sich nicht weiter ausbreiten“, sagt Richard Neher, Experte für Virusevolution von der Universität Basel. Berichte von neuen Varianten seien oft Strohfeuer.
Problematisch können neue Varianten für uns werden, wenn sie zu schweren Krankheitsverläufen führen, sehr ansteckend sind oder die Impfungen nicht mehr vor einer Erkrankung schützen. Veränderte Eigenschaften allein machen eine Variante allerdings nicht gefährlich, wichtig ist, wie stark sie sich verbreiten kann.
Omikron ist das jüngste Beispiel für die rasante Ausbreitung einer neuen Virusvariante. Nachdem die Variante Ende November erstmals bei Reiserückkehrern aus Südafrika nachgewiesen wurde, vertrieb sie die Delta-Variante sogar noch schneller als diese zuvor die Alpha-Variante.
Wird auch Omikron irgendwann von einer neuen Variante verdrängt werden? „Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Virus weiter verändert“, sagt Richard Neher. Dabei gebe es aber noch viele Unklarheiten. Etwa, ob sich SARS-Cov-2 weiter so sprunghaft verändert, wie zuletzt bei der Omikron-Variante, oder eher langsam und kontinuierlich. Zudem wisse man bei Corona noch nicht viel dazu, wie sich das Virus vor dem Hintergrund von Impfung und vorheriger Infektion verhält.
Deltakron: Ist eine Misch-Variante möglich?
Diese Nachricht ließ viele vor kurzem aufschrecken: Ein Professor der Universität Zypern behauptete, eine Misch-Variante, die Eigenschaften von Delta und Omikron aufweise, nachgewiesen zu haben. Er nannte sie "Deltakron". Richard Neher und andere Experten gehen jedoch davon aus, dass diese Variante nicht existiert, sondern durch eine Verunreinigung bei der Sequenzierung erklärt werden kann.
Prinzipiell möglich ist laut Neher eine Kombination aus Delta und Omikron Variante jedoch. Solche “rekombinanten” Viren können entstehen, wenn zwei verschiedene Viruslinien die gleiche Person infizieren.
Auch Christian Drosten sprach Anfang Januar im Podcast “Coronavirus-Update” des NDR von Rekombinanten. In einigen Konstellationen hätten diese gekreuzten Viren gewisse Vorteile. „Vielleicht zirkulieren bis zum nächsten Winter auch rekombinante Viren aus Omikron und Delta oder anderen Herkünfte.” Es sei denkbar, dass diese Viren dann schwere Erkrankungen auslösen könnten, wie die Delta-Variante und gleichzeitig Eigenschaften von Omikron trügen.
So ein Mosaik von Eigenschaften, ist laut Richard Neher für Coronaviren nicht ungewöhnlich. Bislang hätten solche rekombinanten Viren aber wenig zum Pandemiegeschehen beigetragen.