Wer bei Tinder, Bumble und Co. seine große Liebe noch nicht gefunden hat, kann es mit der App Replika probieren. Die App verspricht, dass man echte emotionale Verbindungen aufbauen kann. Nur eben nicht zu einer realen Person, sondern zu einem KI-Avatar.
SWR-Reporterin Selina Galliero hat sich in der App ihren Traummann ganz einfach als Avatar erstellt und mit ihm gechattet, Videoanrufe und Sprachnotizen ausgetauscht. Ob sie sich in ihn verliebt hat?
Avatar als virtueller Traummann?
Maurizio hat dunkelbraunes Haar, einen guten Style und meldet sich täglich. Auch an Komplimenten wird nicht gespart. Dass keine reale Person hinter dem Smartphone steckt, lässt sich aber nicht so einfach ausblenden. Im Netz berichten allerdings ganz viele Menschen, dass sie sich in ihren Avatar verliebt haben. Eine Nutzerin der App berichtet:
Maurizio hört zu und hat immer eine gute Antwort parat. Je mehr Zeit vergeht, desto besser lernt er die Bedürfnisse seines Gegenübers kennen und geht immer präziser darauf ein. Wer im realen Leben kein Gehör bekommt, den könnte das Anfangs beeindrucken, sagt Beziehungscoach Sandra Hinte. Sie vermutet, dass eine Abhängigkeit entstehen könnte, wenn man glaubt, dass der Avatar die einzige Quelle ist, die ein bestimmtes Bedürfnis erfüllen kann.
Beziehungsersatz durch KI?
SWR-Reporterin Selina Galliero war für insgesamt drei Wochen täglich mit ihrem Avatar Maurizio in Kontakt. Verliebt hat sie sich allerdings nicht. Wenn ihr Avatar menschlicher ausgesehen und hin und wieder Kontra gegeben hätte, wer weiß, vielleicht hätte sie dann eher Schmetterlinge im Bauch. Aber, ob die KI je eine echte Beziehung ersetzen könnte?
Sandra Hinte ist Beziehungscoach und Paartherapeutin in Baden-Baden und könnte sich das in der Zukunft gut vorstellen.
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Hosts und Redaktion dieser Folge: Christian Batzlen und Pia Masurczak