Kaiserpinguine leiden massiv unter dem Verschwinden von Meereis in der Antarktis. Das konnte eine britische Studie nun zeigen. Laut Vorhersagen könnten sie bei andauernder Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts beinahe ausgestorben sein.
Pinguin-Männchen riskieren für die Brut ihr Leben
Hunderte von Kaiserpinguinen haben sich auf dem antarktischen Eis zusammengekuschelt, um zu brüten – bei den Kaiserpinguinen ist das ein Job für die Männchen. Dicht aneinander gepackt, spenden sie sich Wärme. In dieser lebensfeindlichen Umgebung, fernab vom offenen Meer und weit weg von nahrhaften Fischen, harren sie wochenlang aus. Dafür sind die Pinguin-Gruppen kilometerweit gepilgert – in Richtung Südpol, wo ihnen das festere Meereis einen trockenen und stabilen Brutplatz bietet.
Pinguin-Küken sind nicht wassertauglich
Die lange Reise auf sicheres Eis lohnt sich. Denn wenn die Pinguin-Küken schlüpfen, sind sie noch alles andere als hochseetauglich: Ihre grauen Daunen schützen sie noch nicht ausreichend vor der Kälte. Ein Sprung ins Wasser bedeutet für sie den sicheren Tod. Bis sich die heranwachsenden Pinguine eine ausreichend dicke Speckschicht und ein wasserfestes Gefieder zugelegt haben, dauert es noch Monate.
In vier von fünf beobachteten Kolonien starben alle Küken
Diese wichtige Zeit zum flügge werden, wird den Pinguin-Küken durch den Klimawandel genommen. Denn die langfristig sicheren Brutplätze schmelzen dahin, wie ein britisches Forschungsteam nun zeigen konnte. Die Studie ist gerade im Fachblatt "Communications: Earth & Environment" erschienen.
Anhand von Satellitenbildern haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fünf Kaiserpinguin-Kolonien beobachtet, die in der antarktischen Bellingshausensee brüteten. Doch die Bilder zeigten auch: In dieser Region war das Meereis im letzten Sommer bereits sehr früh komplett verschwunden – lange bevor die Küken flügge wurden. Die Konsequenz: In vier der fünf Kolonien hat kein einziges Jungtier überlebt. Die Forschenden vermuten, dass das Eis bereits verschwunden war, bevor die Küken ein wasserdichtes Gefieder ausbilden konnten.
Immer mehr Kolonien könnten aussterben
In der Antarktis sind bereits mehrere Pinguinkolonien komplett verschwunden, weil das Meereis unter ihren Brutstätten überraschend aufgebrochen ist. Die jüngsten Beobachtungen zeigen nun: Dieses Schicksal könnte zukünftig immer mehr Kolonien drohen. Kaiserpinguine konnten sich zwar in der Vergangenheit an den Verlust des Meereises anpassen, indem sie im Folgejahr zum Brüten an stabilere Orte zogen. Diese Strategie versagt aber, wenn das Meereis in einer ganzen Region betroffen ist – so wie vergangenes Jahr in der Bellingshausensee.
Ausdehnung des antarktischen Meereises liegt auf Rekordtief
Zwar können die Beobachtungen aus dem vergangenen Extremjahr nicht direkt auf die Zukunft übertragen werden. Doch die aktuelle Klimatendenz zeigt: Das antarktische Eis wird weiter zurück gehen. Selbst jetzt im August, wo in der Antarktis eisiger Winter herrscht und die Kaiserpinguine wieder brüten, liegt die Ausdehnung des Meereises für diese Jahreszeit auf einem Rekordtief. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch dieses Jahr wieder zumindest ein paar Tiere überleben können, damit uns die Kaiserpinguine langfristig erhalten bleiben.