Die Besatzungsmitglieder der Internationalen Raumstation ISS mussten sich in Sicherheit bringen. Es bestand die Gefahr, dass die ISS von Trümmerteilen eines Satelliten getroffen wird, den das russische Militär kurz zuvor abgeschossen hatte.
Der Künzelsauer Alexander Gerst war schon dort – jetzt gerade befindet sich der deutsche Matthias Maurer auf der ISS - der internationalen Raumstation – zusammen mit sechs Kolleginnen und Kollegen aus den USA und Russland.
Trümmerteile fliegen jahrelang durchs All
Jetzt mussten sich die Astronautinnen und Astronauten in ihrer Raumstation in über 400 Kilometern Höhe in Sicherheit bringen, indem sie sich für einige Zeit in die an der ISS angedockten Raumkapseln zurückgezogen haben, um im Notfall sofort ablegen und zur Erdoberfläche zurückkehren zu können. Das russische Militär hatte kurz zuvor einen Satelliten abgeschossen. Die Trümmerteile hätte für die ISS und deren Personal durchaus gefährlich werden können. Ein Vorgang, der die NASA extrem verärgert hat.
Auch chinesisches Militär hatte schon Satelliten abgeschossen
Es war bereits das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass sich die Besatzung der ISS vorübergehend in die angedockten Raumschiffe zurückziehen musste, um dort abzuwarten, ob ein anfliegendes Trümmerteil die ISS trifft oder nicht. Den ersten Alarm vor wenigen Tagen löste ein Trümmerstück aus, dass aus dem Jahr 2007 stammt. Damals, vor 14 Jahren, hatte das chinesische Militär absichtlich einen eigenen chinesischen Satelliten abgeschossen.
Technik- und Machtdemonstration
2008 haben die USA einen Satelliten per Raketenabschuss zertrümmert – weil dieser außer Kontrolle geraten war. Er flog bereits so niedrig, dass seine Reste in der Erdatmosphäre verglühten und keine Gefahr für die ISS darstellten. Trotzdem war auch dies wie der chinesische Abschuss eine Technik- und Machtdemonstration, denn es ist nicht so einfach, mit einer Rakete vom Boden aus ein relativ kleines Ziel im Weltall zu treffen. Nun hat Russland dasselbe getan.
Versprechen, wenig Weltraummüll zu erzeugen
Diese Demonstrationen sind allerdings fragwürdig. Denn je nach Höhe, in der der Satellit zerstört wird, rasen seine Trümmer noch Jahrhunderte um die Erde und gefährden Menschen und Material im All. Jedes Stück Weltraumschrott ist eines zu viel. Das haben mittlerweile auch die Raumfahrtnationen verstanden und versichern sich gegenseitig, im Rahmen der zivilen Raumfahrt möglichst wenig Weltraummüll produzieren zu wollen.
Kein gutes Signal für internationale Teamarbeit
Aber das Militär scheint sich in China und Russland nicht um diese guten Absichten zu kümmern. Und bringt dadurch auch eigene Raumfahrer in Gefahr, denn an Bord der ISS forschen auch russische Landsleute und zwar in ausgesprochen guter Teamarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den westlichen Raumfahrtnationen.
Auch an Bord der neuen chinesischen Raumstation sind die drei Besatzungsmitglieder der Gefahr durch Trümmer im All ausgesetzt wie an Bord der ISS. Auf all diese Punkte hat auch die NASA in einem von Verärgerung durchzogenen Statement hingewiesen.
ISS - Eines der großen Friedensprojekte der Menschheit
Die amerikanische Raumfahrtbehörde wurde von dem russischen Abschuss und der daraus resultierenden Gefahrensituation offensichtlich völlig überrascht. Damit ein Trümmerteil der ISS gefährlich werden kann, muss es nur 10 Zentimeter groß sein. Davon sausten bislang bereits mehrere Zehntausend Stück um die Erde . Und durch den russischen Satellitenabschuss nun wohl noch einige mehr.
Die Besatzung der ISS musste bislang ein bis zweimal pro Jahr wegen anfliegendem Weltraumschrotts Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, also vorsichtshalber in die Rückkehrkapseln zurückziehen oder mit der ISS Ausweichmanöver fliegen. Künftig dürfte das aber tendenziell häufiger der Fall sein. Dies ist definitiv kein netter Umgang Russlands mit der ISS, die man durchaus als eines der großen Friedensprojekte der Menschheit bezeichnen darf.