Nachhaltigkeit

Insekten als Superfood und Lösung für knappe Ressourcen

Stand
Autor/in
Richard Fuchs
Onlinefassung
Stephanie Bittner

Die Weltbevölkerung wächst und die Frage nach einer nachhaltigeren Nutzung knapper Ressourcen kommt auf. Einen Lösungsansatz bietet ein Start-Up aus Rostock: Insekten als Superfood.

Bisher werden rund 80 Prozent der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Fläche für die Herstellung von Fleisch und tierischen Produkten genutzt. Und das ist im Hinblick auf Artenschutz und Nachhaltigkeit zu viel. Um das Problem zu lösen, rückt der Fokus auf klima- und umweltfreundliche Alternativen, zum Beispiel Insekten als Fleischersatz und Proteinquelle.

Auch als Futtermittel und Dünger könnten sich aus Insekten bestehende Ersatzmittel etablieren. Im Vergleich zum herkömmlichen Anbau von Soja und Mais werden durch die Herstellung von Insektenmehl deutlich weniger Ressourcen gebraucht. Sind Insekten also die Lösung für einen nachhaltigeren Umgang mit den vorhandenen Ressourcen? Start-Ups wie InovaProtein aus Rostock wollen das beweisen und die Menschen ermutigen, auf Insekten umzustellen.

Anbau von Mais
Durch die Herstellung von Insektenmehl werden im Vergleich zum herkömmlichen Anbau von Soja und Mais weniger Ressourcen gebraucht.

Insektenmehl als Lebensmittelzutat

Die Biologin Raijina Schiemann forscht am Institut für Agrar- und Umweltwissenschaften der Uni Rostock an Insekten als Superfood. Im Laufe der Forschung kam sie mit einem Kollegen auf die Idee, das Start-Up InovaProtein zu gründen. Das Produkt ihres Start-Ups ist Insektenmehl und wird in einem kleinen klimatisierten Raum im Keller hergestellt.

In einer Klimakammer mit einer Temperatur von etwa 27 Grad Celsius werden die kleinen Insekten herangezüchtet. Hauptsächlich Mehlwürmer werden hier als Nachzucht in blauen Kisten gelagert, bis sie zu Mehlkäfern werden. Als Futtermittel wird Weizenkleie, ein Reststoff der Getreideproduktion, verwendet. Nach zwei Monaten werden die Mehlkäfer dann weiterverwertet, indem sie durch Kochen getötet und anschließend zu einer Art pampigen Brei verarbeitet werden. Aus dem Brei wird dann das spätere Mehl hergestellt.

„Unser Endprodukt ist das Insektenmehl – und das ist eine Lebensmittel-Zutat.“

Das Insektenmehl dient dann zur Herstellung von Lebensmitteln wie Brot oder Nudeln. Auch Tierfutter für Hunde oder Katzen kann daraus hergestellt werden.

Lagerung Insekten
In einem kleinen Raum in einem Keller lagert das Start-Up seine Insekten. Bild in Detailansicht öffnen
Lagerung der Insekten
Die Insekten werden in blauen Kisten gelagert. Bild in Detailansicht öffnen
Mehlkäfer auf einer Hand
Mehlwürmer werden zu Mehlkäfern herangezüchtet. Bild in Detailansicht öffnen
Lagerung der Insekten
Das Endprodukt ist Insektenmehl, das aus den Mehlkäfern hergestellt wird. Bild in Detailansicht öffnen

Lebensmittel aus Insekten als Superfood

Die Insektenprodukte gelten als sehr gesund. So ist der Protein-Anteil doppelt so hoch als bei Rindfleisch. Zusätzlich enthalten sie viele essenzielle Aminosäuren, ungesättigte Fettsäuren, Mineralstoffe, Eisen, Magnesium und Kalzium. In vielen Teilen Asiens gelten Insekten als Delikatessen im Street Food Bereich. Hierzulande wird das Essen von Insekten aber eher kritisch betrachtet. Raijina Schiemann möchte das ändern.

„Ich zieh mal den schönen Vergleich: Wir sehen ja auch nicht das tote Schwein am Ende in unserer Bolognese, und genau das machen wir mit den Insekten auch.“

Insekten als Lebensmittel in Asien
In vielen Teilen Asiens gelten Insekten als Delikatesse

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach klimafreundlichen und ressourcenschonenden Produktionsverfahren gestiegen. Proteinreiche Lebensmittel aus Insekten können in ihrer Produktion viele Ressourcen einsparen. Demnach würde im Vergleich zu einem Kilogramm Protein, das aus Rindern hergestellt wird, rund hundertmal weniger Land benötigt, so Schiemann. Zusätzlich würde hundertmal weniger CO2 ausgestoßen.

Kritik an Insekten als Lösung für knappe Ressourcen

Die Nutzung dieser ressourcensparenden Methode kann aber auch kritisch betrachtet werden. Denn würde man es mit dem Anbau von Biomasse übertreiben, dann könnte das neue Probleme hervorbringen, sagt Johannes Rupp, Bioökonomie-Forscher am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung IÖW Berlin. In der Vergangenheit konnte man das zum Beispiel beim Anbau von Mais und Soja oder der exzessiven Nutzung der Wälder beobachten.

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Richard Fuchs
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Stephanie Bittner