Die Homöopathie polarisiert: Auf der einen Seite begeisterte Patienten mit ihren homöopathischen Ärzten. Auf der anderen Seite bekämpfen Experten und Institutionen die Homöopathie.
Umstritten ist die Homöopathie schon, seit Samuel Hahnemann diese Therapieform vor rund 200 Jahren begründet hat. Derzeit erleben wir aber eine Zuspitzung der Auseinandersetzung, an deren Ende sich entscheiden dürfte, ob nun tatsächlich das schon oft beschworene Ende der Homöopathie gekommen ist.
179 wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaften fordern nun in einer Stellungnahme für das Bundesgesundheitsministerium, dass die Homöopathie aus der Approbationsordnung für Ärzte gestrichen werden soll. Zudem fordern die beiden wichtigsten ärztlichen Standesorganisationen, die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung, ein Ende der Homöopathie-Erstattung durch die Krankenkassen.
Begründet wird das unter anderem damit, dass bislang für keine einzige Erkrankung eine Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel wissenschaftlich belegt sei.
Das ist Humbug, Scharlatanerie!
Prof. Peter Ruth ist einer der renommiertesten Pharmakologen in Europa. Das ist keine Einzelmeinung – wir haben alle großen, rund 50 wissenschaftlich medizinischen Fachgesellschaften gefragt:
Was ist von den Grundlagen der Homöopathie zu halten?
Das Urteil der vielen Fachgesellschaften: Hahnemanns Grundideen seien nicht haltbar. Die Analyse aller bisherigen Studien zeige: Es gibt keine einzige Erkrankung, bei der die Homöopathie nachgewiesenermaßen besser ist als Placebo. Keine einzige.
Das weiß auch Dr. Jens Behnke. Dennoch behauptet er:
Homöopathie-Lobbyisten versuchen Stimmung zu drehen
Dr. Behnke ist kein Arzt, sondern Kommunikationswissenschaftler und Homöopathie-Lobbyist bei der einflussreichen Karl und Veronica Carstens-Stiftung. „Integrative Medizin“ ist PR- und Marketing-Sprech u.a. der homöopathischen Ärzte und der Homöopathie-Pharmaindustrie, die damit seit einiger Zeit recht erfolgreich versuchen, das Framing und damit das Denken in Sachen Homöopathie/Alternativ-/Komplementärmedizin zu ihren Gunsten zu verändern. Wer ist schon gegen Integration bei so einem Thema?
In der Kügelchen-Szene gilt Behnke als Aushängeschild für Wissenschaftlichkeit. Er agiert auch als Sprecher der WissHom, das ist die selbsternannte Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie, die aber keine anerkannte wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft ist. In einem Vortrag räumt er jedoch ein:
Homöopathie ist ein Superplacebo
Noch drastischer hat es der renommierte Naturheilkundler Prof. Andreas Michalsen in einem Interview mit dem National Geographic ausgedrückt:
Pikant dabei: Michalsen ist Vorstand der Carstens-Stiftung, deren erklärtes Ziel die Förderung der Homöopathie ist.
Trotz des fehlenden wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweises erstatten derzeit aber noch viele Krankenkassen Kosten einer homöopathischen Behandlung. Dagegen formiert sich nun aber auch in Berlin Widerstand.
Naht das Ende der Kostenübernahme durch die Kassen?
Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestages Erwin Rüddel fordert:
Auch Heidrun Gitter, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, fordert, dass wer Homöopathie will, diese privat bezahlen soll. Sie beklagt zudem eine befremdliche Schieflage im System: Ärzte mit der umstrittenen Zusatzbezeichnung Homöopathie bekommen über sogenannte Selektivverträge deutlich mehr Geld als normale Hausärzte.
Schluss mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie
Heidrun Gitter lässt es nicht bei Worten. Sie ist auch Präsidentin der Landesärztekammer Bremen. Die hat als erste Landesärztekammer die Zusatzbezeichnung Homöopathie abgeschafft. Mehrere Landesärztekammern sind diesem Beispiel bereits gefolgt.
Die beiden wichtigsten ärztlichen Standesorganisationen, die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung, fordern ein Ende der Homöopathie-Erstattung durch die Krankenkassen. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestages Erwin Rüddel (CDU, Wahlkreis Neuwied-Altenkirchen, RLP) kündigt an, sich des Themas anzunehmen, und fordert den Krankenkassen, wenn nötig zu untersagen, Homöopathie zu finanzieren.
Wenn die ärztliche Zusatzbezeichnung Homöopathie verschwindet, könnte das tatsächlich der Anfang vom viel beschworenen Ende der Homöopathie sein.