Wasserstoff war lange der Hoffnungsträger für eine klimaneutrale Zukunft. Sind mit Wasserstoff betriebene Autos besser für das Klima als E-Autos mit Batterie? Eine Einschätzung von SWR Wissenschaftsredakteur Stefan Troendle:
Klimaschutz und Nachhaltigkeit steht in den Wahlprogrammen vieler Parteien bei den Landtagswahlen. Wasserstoffautos sollen ja im Gegensatz zu E-Autos mit Batterie keine Probleme mit der Reichweite haben – sind die vielleicht doch die bessere Alternative, werden sie zum Trend?
Wasserstoffbetriebene Autos sind bislang sehr teuer
Die Modellvielfalt ist bislang sehr überschaubar. Es gibt wirklich nur sehr wenige Wasserstoffautos, BMW hat da was in Planung, das auf dem SUV X5 basieren soll, das kommt aber wohl frühestens nächstes Jahr, Mercedes hatte was – hat das aber eingestellt. Aktuell sind asiatische Hersteller die einzigen, die so etwas in Deutschland anbieten.
Es gibt genau zwei Modelle mit Brennstoffzelle: den Toyota Mirai und den Hyundai Nexo. Die haben beide aber einen entscheidenden Nachteil: Sie sind extrem teuer – um die 80.000 Euro. Das ist nicht richtig massenkompatibel und wenn man den Herstellern glaubt, legen die sogar noch drauf.
Europaweit nur sehr wenige Wasserstoff-Tankstellen
Ein weiteres Problem ist, wenn wir mal auf den Südwesten schauen: Außerhalb der Großräume Stuttgart und Frankfurt ist das kaum interessant, weil es nur sehr wenige Wasserstofftankstellen gibt. In ganz Rheinland-Pfalz zum Beispiel gibt es laut einer Karte nur in Koblenz eine Tankstelle. Also, wenn man so etwas will, dann lohnt sich das nur, wenn man eine Tankstelle in der Nähe hat, sonst nicht.
Und das mit der Reichweite ist natürlich auch nur dann ein Argument, wenn es da, wo man hinfahren will auch Tankstellen gibt. Ich denke jetzt mal an die 1.000 Kilometer vom Frankreich-Urlaub: In ganz Frankreich gibt es genau 3 Wasserstofftankstellen und die sind alle in Paris – es sieht also nicht so aus, dass sich das schnell europaweit verbreitet.
Wie nachhaltig ist Wasserstoff überhaupt?
Wasserstoff ist als Energieträger schon sehr nachhaltig, wenn man Wasserstoff nachhaltig herstellt – durch Windenergie zum Beispiel. Unser Land soll ja bis 2050 klimaneutral sein. Und nach Ansicht von Experten geht das nicht ohne Wasserstoff als Energieträger, der hat ja auch eine hohe Energiedichte und man kann ihn gut speichern. Wenn also weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre kommen soll, dann dürfen wir eben nicht auch mehr so viel Kohle, Erdöl oder Erdgas verfeuern – auch nicht in der Industrie, bei der Produktion von Stahl- oder Zement.
Deswegen will die Bundesregierung in ihrem Corona-Konjunkturpaket Forschungsprojekte zur Herstellung von „grünem“ Wasserstoff also aus alternativen Energien mit neun Milliarden Euro fördern. Denn klar ist: Wenn man auf Wasserstoff umstellen will, dann muss man den auch haben und so hohe Herstellungskapazitäten gibt es zur Zeit eben noch nicht.
Wo wird Wasserstoff aktuell eingesetzt?
Im Südwesten zum Beispiel in Zügen. Auf der Zollernalbbahn bei Tübingen soll in zwei Monaten ein Zug in den Probebetrieb starten, der mit Brennstoffzellen betrieben wird. Das ist ein großer Triebwagen – Erfahrungen gibt‘s schon aus Niedersachsen – da läuft das seit gut zwei Jahren problemlos. Die Züge sind viel umweltfreundlicher als die mit Dieselantrieb – sie haben eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometer – und man kann sich damit eben die Oberleitung sparen.
Lastwagen gibt es aktuell serienmäßig noch keine, obwohl Wasserstoff die Antwort auf alle Reichweitenängste ist. Daimler hat aber gerade einen vorgestellt – er muss halt nur noch in Serie gebaut werden. Immerhin: im Rhein-Main Gebiet unter anderem in Mainz, fahren schon die ersten mit Brennstoffzellen betriebenen Linienbusse.
Auch in der Luftfahrt ist es noch ein weiter Weg: Immerhin plant Airbus ein Wasserstoff-Regionalflugzeug für 100 Passagiere – das soll bis in 14 Jahren fertig sein. Und in Sachen Schiffe forscht das Fraunhofer-Institut gerade mit der Meyer-Werft zusammen, das sind die mit den großen Kreuzfahrtschiffen. Da geht es drum, Methanol zu tanken und den in Wasserstoff umzuwandeln, Platz ist ja da. Aber auch da ist noch nichts serienreif.