Wetterextreme wie Starkregen, Hitze und Stürme werden aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten, sagt Werner Eckert aus der SWR Umweltredaktion im Gespräch mit SWR2 Impuls.
Ist der Starkregen in Rheinland-Pfalz und in der Eiffel nur Wetter, also ein singuläres Ereignis? Oder ist das schon Klimawandel und Klima?
Das einzelne Event ist sicherlich immer Wetter. Aber die Häufigkeit, mit der das vorkommt, das ist dann doch Klimawandel. Natürlich hat es solche Starkregen-Events immer wieder an verschiedenen Orten gegeben. Das Problem ist ganz einfach: Dadurch dass sich die Atmosphäre erwärmt, kann auch mehr Wasser aufgenommen werden. Die Arktis erwärmt sich dramatisch und deshalb gibt es geringere Temperaturunterschiede zwischen Arktis und Tropen.
Dadurch schwächelt der Jetstream, also die große Höhenströmung. Die Tatsache, dass der Jetstream langsamer wird, führt dazu, dass Hochs und Tiefs immer stärker auf einer Stelle bleiben. Das haben wir die letzten Jahre gespürt. Einerseits mit Hitzewellen und Dürren, andererseits mit solchen lokalen Starkregenereignissen, wo sich das Tief gar nicht mehr wegbewegen mag.
Wir alle erinnern uns an Braunbach in Bayern vor einigen Jahren, wo wir das schon mal erlebt haben. Auch da stand das Tief lange. Hier haben wir jetzt diesmal über der Nordeiffel stundenlang Regen mit 200 Millimeter Niederschlag innerhalb kürzester Zeit.
Kann man relativ klar sagen: Das hat mit dem Klimawandel, mit der Erderwärmung zu tun?
Man kann das heutzutage sogar berechnen, und das dauert immer eine Weile. Das werden wir erst in einigen Wochen wissen. Aber es gibt Forscher*innen, die den Anteil des Klimawandels an solchen konkreten Ereignissen berechnen. Sie hatten bei den Hitzewellen – das ist im Grunde der gleiche Mechanismus – gesagt, dass das eigentlich von Natur aus kaum vorkommt, nur alle tausend Jahre und jetzt eben mehrfach im Jahrhundert. Und das kann man dann relativ deutlich auf die Erwärmung zurückführen.
Werden extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hitzeperioden zunehmen?
Ja, das zeigen alle Modelle – gerade für unsere Breiten also die gemäßigten Breiten. Das muss man einfach annehmen und sich entsprechend darauf rüsten. Sollte es dennoch anders kommen, dann ist das gut, aber die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch.
Wie kann man sich für so etwas rüsten?
Es gibt ja vorsorgen für alles Mögliche. Anpassung an die Folgen des Klimawandels, "Adaption" ist ein großes Stichwort, auch bei Klimakonferenzen zum Beispiel. Ganz banal fängt das mit Vorhersagen an: Man braucht also möglichst genaue Vorhersagen, um zu wissen, was auf einen zukommt. Gerade bei diesen lokalen Dingen tun sich die Meteorologen immer noch sehr schwer zu sagen, wann wo wie viel Regen fällt. Aber das würde sehr helfen.
Außerdem kann man in Städten eine strukturelle Vorsorge bei Hochwasser treffen. Zum Beispiel dadurch, dass man möglichst viel Wasser versickern lässt – also die Versiegelung der Landschaft reduziert, damit Wasser möglichst von den versiegelten Flächen in Versickerungen abgeführt wird und nicht in Kanäle oder Bäche fließt., Denn diese Bäche könnten dann reißen.
Des Weiteren kann noch ganz unmittelbar etwas in den Gemeinden getan werden. Zum Beispiel ist sehr oft ein Problem, dass man bei relativ kleinen und völlig unproblematischen Bächen die Brücken mit Kanalrohren baut, weil das billig und einfach ist. Aber das sind Engstellen. Und wenn der Bach dann mal anschwillt, dann ist diese Brücke ein Staudamm. Das führt dazu, dass die Gemeinde unter Wasser gesetzt wird. Solche Dinge kann man wissen und planen.
Haben solche Regen nicht auch etwas "Gutes"? Die Grundwasserspeicher waren ja fast leer wegen der Dürre oder Trockenheit.
Das ist richtig. Allerdings muss man sagen: Wenn es Hochwasser gibt, dann ist dies immer ein Zeichen dafür, dass das Wasser gar nicht mehr in den Boden eindringen kann. Es läuft dann oberflächig ab, sonst hätten wir ja dieses Hochwasser an der Stelle nicht.
Es dauert Jahre und Jahrzehnte bis sich Grundwasser bildet. Wir haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg deutlich weniger Grundwasserneubildung gehabt. In Baden-Württemberg haben wir 25 Prozent weniger Grundwasserbildung und an die 20 Prozent weniger in Rheinland-Pfalz.
Auch in diesem Winter hatten wir eine defizitäre Grundwasserneubildung gehabt. Da ändert ein einzelner Monat nichts dran. Das heißt, wir benötigten jetzt Jahre, die überdurchschnittlich nass sind. Und das ist schlicht und einfach nicht zu erwarten. Wir müssen wahrscheinlich uns eher darauf einstellen, dass die Grundwasserstände unter Druck bleiben.