Beim Thema Verkehrswende geht es oft um Elektroautos. Aber was ist eigentlich mit dem Fahrrad? Neue Perspektiven im Radverkehr eröffnet die Hochschule Karlsruhe.
Beim Thema Verkehrswende wird dem Fahrrad vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt. Dabei ist das Fahrrad CO2-neutral, leise, braucht wenig Platz und hält fit. Viele fahren trotzdem lieber Auto. Das liegt laut einer aktuellen Umfrage des SWR daran, dass sich 39 Prozent der Radfahrenden unsicher fühlen. 36 Prozent finden die Wege für Radfahrer unübersichtlich.
Um die Situation für Radfahrer:innen nun zu verbessern, fördert das Bundesverkehrsministerium Stiftungsprofessuren für den Radverkehr. Professorin Angela Francke hat die Stiftungsprofessur Radverkehr an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft angetreten. Sie erklärt, was Student:innen im Studium lernen und wie die so ausgebildeten Radfahrexpert:innen dazu beitragen, dass die Infrastruktur ausgebaut wird. So wird es in Zukunft hoffentlich kaum mehr einen Grund geben, auf das Fahrradfahren zu verzichten.
Radverkehr-Studienangebot an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft
Es gibt "keinen genauen Studiengang Radverkehr" erklärt Professorin Angela Francke. An der Hochschule Karlsruhe gebe es aber einen Bachelor-Studiengang Verkehrssystemmanagement mit einer Vertiefung Radverkehr. Hier werden in zahlreichen Vorlesungen und Projekten Themen wie Herausforderungen an die Infrastruktur, die Nutzersicht und die Verkehrssicherheit behandelt. Außerdem gebe es einen Masterstudiengang für Verkehrssystemmanagement, der weiter umgestaltet werden soll. Es gebe dann eine stärkere Vertiefung von nachhaltigem Verkehr, mit Radverkehr als wichtigstem Baustein.
Berufsaussichten nach dem Studium
Angela Francke betont, es gebe viele Einsatzmöglichkeiten von Absolventen mit Vertiefung in Radverkehr. Unter anderem in Betrieben und Unternehmen als Mobilitäts-Manager:in oder Flottenmanager:in. Desweiteren gebe es einen großen Einsatzbereich in Kommunen in der Verwaltung, an Schnittstellen zu anderen Verkehrsmitteln und auch im Bereich der Radverkehrsplanung, explizit als Radverkehrsbeauftragter. "Uns ist auch wichtig, dass sich diese Personen genau jetzt an diesen Schnittstellen auch in den Verwaltungen auswirken" sagt Francke, denn der Bund habe eine sehr große Summe an Fördermitteln bereitgestellt, die man nur abrufen könne, wenn entsprechend viele Radverkehrsplaner:innen auch in der Verwaltung vorhanden sind.
Wie Mobilitätsmanager den Radverkehr in Unternehmen fördern können
Die Mobilität zum Unternehmen, also der tägliche Pendelweg, ließe sich Francke zufolge gut beeinflussen. Wenn ein Arbeitgeber kostenlose Parkplätze zu Verfügung stellt, "ist das für die Arbeitnehmer ein wirklich deutlich höherer Anreiz, mit dem eigenen Pkw zu kommen, als wenn das nicht der Fall ist" erklärt Francke. Möglichkeiten wie ein Jobticket oder ein Job Rad fördere hingegen die Mobilität in Unternehmen. Arbeitnehmer, die mit dem Fahrrad zu Arbeit fahren, sollen deutlich weniger Krankheitstage haben, was auch ökonomisch für die Unternehmen sehr förderlich sei.
Karlsruhe hat im Frühjahr bei einem Ranking der Fahrradstädte wieder sehr gut abgeschnitten
Karlsruhe habe sich vor vielen Jahren entschieden, die Stadt umzugestalten, so dass sowohl der Radverkehr, als auch der Fußverkehr deutlich attraktiver wird. Dies zeige sich auch in der Zufriedenheit der Fahrradfahrenden vor Ort. Die umgesetzten Maßnahmen seien auch direkt zu erkennen, in dem bestimmte Markierungen hervorgehoben, Fahrradstraßen angelegt und Absenkungen in Bordsteinen nachgefräst wurden. Das Ziel sei laut Francke, dass die Radfahrenden ein zusammenhängendes Fahrradnetz vorfinden.
Das Fahrradnetz ist in vielen Städten und Gemeinden noch ausbaufähig
Manchmal haben Radfahrer:innen ein sehr gut ausgebautes Rad-Infraststruktur-Stück, dann müsse man doch wieder im Mischverkehr auf einer vierspurigen Straße fahren. Solche nicht ausgebauten Teilstücke der Fahrrad-Infrastruktur schrecken potenziell ungeübte Radfahrende oder Radfahrer:innen mit Kinderanhänger ab. Es sei trotzdem wichtig, erstmal mit dem Ausbau des Fahrradnetzes anzufangen und gegebenenfalls erst einmal Provisorien anzulegen. "Wenn eine gute Radverkehrinfrastruktur mit Fahrradabstellanlagen angelegt wird, dann kommen auch Radfahrende", betont Angela Francke abschließend.