Der geografische Nordpol rückt näher - jedes Jahr ein paar Zentimeter Richtung Europa. Grund ist die Umverteilung der Wassermassen auf der Erde. Daran ist auch der Mensch schuld.
Deshalb ist die Erdachse in Schieflage
In der frühen Erdgeschichte - als die Erde noch ein junger Feuerball war - stand ihre Rotationsachse Theorien zufolge noch gerade zur Umlaufbahn um die Sonne. Es gab keine Jahreszeiten und überall auf der Erde war es gleich lang Hell wie Dunkel. Dann - vermutet man - schoss ein Brocken etwa so groß wie der Mars auf sie zu, stieß den Mond aus ihr raus, und brachte sie in Schieflage.
Verlagerung der Erdmassen führt zu Verschiebungen
Heute liegt die Erdachse etwa 23.5 Grad gegenüber der Umlaufbahn geneigt. Und auch diese Position variiert, wenn auch auf viel kleineren Skalen. Grund dafür ist unter anderem eine ständige Verlagerung der Erdmassen, wie Gletscherschmelze, Erdbeben, aber auch das Abpumpen von Grundwasser durch den Menschen.
Vor allem auf der Nordhalbkugel werden jährlich enorme Mengen Grundwasser aus den Reservoirs entnommen. Über den Wasserkreislauf landet das Wasser dann in der Atmosphäre und im Meer. Von der Menge her gesehen ist das so, als würden wir jährlich circa zwei bis drei Mal den Bodensee auskippen und die Wassermasse gleichmäßig auf dem Erdball verteilen. Der Meeresspiegelanstieg ist sogar berechenbar: Über sechs Millimeter in knapp 20 Jahren.
Weil die Wassermassen aber nicht gleichmäßig entnommen werden, verlagert sich die Rotationsachse. Im Vergleich zur Gesamtmasse der Erde sind die Wassermassen klein - der Effekt ist demensprechend gering, aber bemerkbar: Die umverteilten Massen zerren die Erdachse jedes Jahr um mehr als vier Zentimeter Richtung Island, so die Ergebnisse einer neuen Studie. Insgesamt rückt der geografische Nordpol jährlich circa zehn Zentimeter zu uns Richtung Europa - da spielen auch noch das Abschmelzen des Grönlandeises durch den Klimawandel und weitere Effekte eine Rolle.
Ist die Verschiebung ein Problem?
Negative Auswirkungen der Achsenverschiebung haben wir deshalb nicht zu befürchten: Die geografischen Pole sind schon immer mit den Jahreszeiten hin und her gewandert, wenn Eis auf einer Erdhalbkugel gefriert und auf der anderen schmilzt und Biomassen sich verändern. Da fällt die menschengemachte Verschiebung durch die Wassermassen momentan deutlich geringer aus.
Durchaus besorgniserregend ist aber die Entleerung der unterirdischen Wasserreservoirs. Im Norden Indiens liegt der Grundwasserspiegel bereits großflächig über einen halben Meter tiefer. Studien zufolge seien ein Drittel der weltweiten Wasservorräte übernutzt. Das hat Auswirkungen auf die Umwelt und natürlich auf die Wasserverfügbarkeit vor Ort.
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Ohne den Mond hätten wir keine verlässlichen Jahreszeiten. Denn der Mond stabilisiert die Erdachse. Ohne ihn geriete die Erdachse alle paar Millionen Jahre kräftig ins Trudeln. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.