Eine Studie zeigt: Ein Drittel der Befragten hat mindestens einen Arzttermin ausgelassen - am häufigsten Kontrollen beim Zahnarzt. Dabei spielt Mundgesundheit eine große Rolle bei der Prävention anderer Erkrankungen.
Was hat eine Zahnfleischentzündung mit Diabetes zu tun? Sehr viel mehr, als man auf den ersten Blick denken würde - denn beide Erkrankungen haben Wechselwirkungen. Das Verständnis zum Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und allgemeiner Gesundheit hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Umso wichtiger ist es, sich auch entsprechend um diese zu kümmern.
Mundgesundheit hat Wechselwirkungen zu anderen Krankheiten
Die Wechselwirkungen kommen so zustande: Hohe Blutzuckerwerte schwächen die Widerstandskraft des Zahnhalteapparates und begünstigen somit Infektionen. Besonders betrifft das Diabetes, wie Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, betont. Laut ihm gibt es aber auch einen Zusammenhang zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen: die Gefäße werden weniger flexibel und entsprechend enger, wodurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch einen Schlaganfall steigt.
Auch für eine Auswirkung von Mundgesundheit auf Demenz gibt es einige Hinweise, bisher allerdings aber noch keine Erklärung. Umgekehrt haben aber auch Menschen mit Diabetes im Vergleich zu Nicht-Diabetikern ein dreimal so hohes Risiko, an der Zahnfleischentzündung Parodontitis zu erkranken.
Mundgesundheit ist mehr als Zahngesundheit
Lange Zeit standen bei der Mundgesundheit außerdem lediglich Befunde der Zähne im Vordergrund. Etwa: liegt Karies vor? Hat die Füllung einen Spalt? Wie tief sind die Zahnfleischtaschen? Inzwischen werden Krankheiten ganzheitlicher betrachtet. Besonders wichtig ist dabei die Vorsorge - denn damit können ernste Krankheiten, aber auch Parodontitis, eine Entzündung des Zahnfleisches im besten Falle schnell erkannt und behandelt werden.
Studie zeigt: Pandemiebedingter Rückgang insbesondere von Zahnarztbesuchen
Doch: Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 waren Viele verunsichert, ob sie zum Arzt oder zur Ärztin gehen sollten – oder sie durften es sogar nicht, weil solche Besuche vorübergehend verboten waren. Das Journal of Health Monitoring hat deshalb in einer Studie das Verhalten der Menschen, inwieweit sie weiterhin zu Ärzten gehen, untersucht. Das Ergebnis der Studie: fast 36 Prozent der Befragten – also mehr als ein Drittel - haben mindestens einen Behandlungs- oder Vorsorge-Termin abgesagt oder sind trotz Beschwerden nicht zur Untersuchung gegangen. Gerade die Zahnmedizin war mit 15 Prozent besonders betroffen von der Skepsis der Patienten und Patientinnen.
Dabei sind Zahnärzte weder Spreader von Krankheiten noch selbst besonders gefährdet, wie auch Christoph Benz betont. Schon vor Corona hatten diese eine langjährige Erfahrung im Umgang mit infektiösen Erkrankungen - und konnten sich auch schon an entsprechende Hygienemaßnahmen gewöhnen. Trotzdem gab es während der Pandemie eine recht große und auch einige Zeit andauernde Angst vor diesen Arztbesuchen - besonders mutig waren Ältere und Frauen.
Eklatanter Rückgang bei Kleinkindern
Eklatant waren die Zahlen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr bei den Kleinkindern bis fünf Jahren. Aus Daten einer der größten Gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland, der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, geht hervor: Im Jahr 2020 waren 40 Prozent weniger Kinder bei der Vorsorge. Im weiteren Verlauf der Pandemie hat sich die Lage zunächst leicht entspannt und es gab wieder mehr Zahnkontrollen bei Kindern. Im ersten Halbjahr 2022 gab es jedoch keinen erneuten Anstieg.
Besonders für Kinder ist Zahnvorsorge wichtig
Dabei ist die Prävention bei Kindern aus vielerlei Hinsicht wichtig: gerade in der Kindheit können diese geprägt und für das Thema Mundgesundheit sensibilisiert werden, damit sie dann auch im späteren Leben möglichst wenig mit Problemen zu tun haben. Das geschieht, indem das Thema angesprochen wird oder indem beispielsweise im Kindergarten gemeinschaftlich geputzt wird.
Christoph Benz betont aber auch: „Früher hat man geglaubt, damit ist das so ähnlich wie lesen und schreiben. Ich bringe den Kindern bei, wie Mundpflege funktioniert und dann können sie es das ganze Leben lang. So funktioniert das nicht, das wissen wir mittlerweile." Trotzdem können frühe Angewohnheiten dazu führen, dass sie ein Leben lang wichtig bleiben.
Mundgesundheitsziele bis 2030
Gesunde Zähne sind ein Thema für alle Altersgruppen. Deshalb hat die Bundeszahnärztekammer Mundgesundheitsziele bis 2030 festgelegt. Ganz oben auf der Agenda: Parodontitis. Unter Zahnfleischentzündung leiden laut Experten nämlich rund 35 Millionen Menschen in Deutschland. Über 10 Millionen von ihnen sogar in so schwerer Form, dass Sie intensiv behandelt werden müssen. Denn: Gesund beginnt im Mund. Und so ließe sich auch einigen anderen Krankheiten vorbeugen.