Intervallfasten ist sehr beliebt. Forschende aus China behaupten nun, dass Intervallfasten der Gesundheit schaden kann und das Sterberisiko deutlich erhöht. Was ist da dran?
Eine noch nicht veröffentlichte Studie aus Shanghai kommt zu dem Schluss: Menschen, die Intervallfasten betreiben, haben ein erhöhtes Sterberisiko. Angeblich steigert das Fasten das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben um 91 Prozent. Besonders Personen mit Krebs oder Herzerkrankungen seien anfälliger für diese Risiken. Auch in Deutschland betreiben viele Menschen Intervallfasten. Ist die Sorge berechtigt?
Viele Menschen machen Intervallfasten, um Gewicht zu reduzieren
Intervallfasten hat eigentlich einen positiven Ruf. Viele Menschen erzielen damit zum Beispiel einen gewünschten Gewichtsverlust. Müssen sich diese Menschen jetzt Gedanken über Gesundheitsrisiken machen?
Stefan Kabisch, Studienarzt und Ernährungsforscher an der Charité in Berlin, sieht die Studie kritisch: Da es eine Beobachtungsstudie sei, könne sie keine Kausalität belegen. Sie zeige lediglich eine Assoziation bzw. eine Korrelation.
Die Studie, so Kabisch, beschreibe nur, dass Menschen, die Intervallfasten machen, eine erhöhte Sterblichkeit haben. Ob das am Intervallfasten liegt oder an ganz anderen Faktoren, könne diese Studie nicht erklären.
Studie zum Intervallfasten hat methodische Mängel
Besonders wichtig ist es, die Methoden der Studie unter die Lupe zu nehmen. Die Untersuchung basiert nämlich auf Daten der National Health and Nutrition Examination Survey aus den USA. In dieser Umfrage geben die Befragten jedoch gar nicht an, ob sie Intervallfasten betreiben.
Letztlich untersuche diese Studie nur, wie lange diese Menschen täglich essen, erklärt Stefan Kabisch. Das heißt: Sie beschreibt einfach Menschen, die weniger als acht Stunden am Tag essen und solche, die mehr als diesen Zeitraum abdecken.
"Menschen, die weniger als acht Stunden essen, können auch Leute sein, die das nicht unbedingt freiwillig tun", sagt Kabisch. Es könnten beispielsweise Personen sein, die viel arbeiten oder lange Dienstwege haben und deswegen das Frühstück wegließen. "Das ist natürlich auch eine Personengruppe, die ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hat."
Hoher Anteil an Rauchern unter den Menschen, die Intervallfasten betreiben
Außerdem gibt es noch eine weitere Schwierigkeit: Das erhöhte Sterberisiko kann auch an bestehenden Gesundheitsproblemen liegen. Die Menschen, die Intervallfasten machen, sagt Kabisch, hätten im Durchschnitt den höchsten Body-Mass-Index (BMI). Und der Anteil an Raucher*innen sei in dieser Gruppe signifikant erhöht.
Außerdem gebe es in dieser Gruppe den höchsten Anteil an afroamerikanischer Bevölkerung, die in den USA aus sozioökonomischen Gründen die höchsten Gesundheitsrisiken haben. Das alles könne erklären, warum diese Leute früher und häufiger an Herzerkrankungen leiden und daran sterben. Das müsse nicht am Intervallfasten liegen.
Demnach ist es sehr plausibel, dass Menschen, die bereits an Übergewicht oder Diabetes leiden, versuchen das mit Intervallfasten zu beheben. Das heißt dann umgekehrte Kausalität und bedeutet, dass nicht das Fasten selbst diesen Effekt auslöst, sondern die Erkrankungen, wegen denen die Leute fasten. Das können Beobachtungsstudien, wie die vorliegende, nicht sauber trennen. Deswegen ist auf solche Studien kein Verlass. Stattdessen sind Interventionsstudien nötig.
Worauf Sie beim Intervallfasten achten sollten
Sollte man Intervallfasten oder sollte man es lieber bleiben lassen?
Denn: Man nimmt damit zwar ab, aber vorrangig an Muskelmasse, nicht an tiefsitzendem Fett.
Über eine erhöhte Sterblichkeit müssen sich Menschen, die bewusst Intervallfasten betreiben, jedoch keine Gedanken machen. Trotzdem kann man sich fragen, ob Intervallfasten wirklich sinnvoll ist. Wer fastet will, sollte dies generell ärztlich abklären lassen.
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