Ein Wespennest in unmittelbarer Nähe führt bei vielen Menschen zu Panik. Doch wir sollten gut abwägen, bevor wir ein Nest der Nützlinge zerstören oder umsiedeln.
Wespen sind nützlich für das biologische Gleichgewicht. Doch sie bauen ihre Nester immer häufiger in unmittelbarer Nähe zu Menschen. Sie siedeln unter Hausgiebeln, an Garagendecken oder auch in Rolladenkästen. Dadurch fühlen sich viele Menschen bedroht. Sie wollen die Wespennester entfernen.
Ab Mitte August beginnt die Wespenplage
Die eigentliche Belästigung durch Wespen beginnt Mitte August. Davor sind die Wespen mit sich selbst und ihrer Brut beschäftigt. Insektenexperte Karl-Heinz Jellinek vom Naturschutzbund Deutschland erklärt, dass in der Regel ab Mitte August die Geschlechtstiere ausfliegen und die Wespen dann beginnen in Menschennähe auf die Jagd nach Süßem und Fleisch zu gehen.
Abwägen zwischen tatsächlicher Gefahr und Naturschutz
Im Bundesnaturschutzgesetz steht, dass Wespennester nur dann beseitigt werden dürfen, wenn ein vernünftiger Grund vorliegt. Das können Schäden an Gebäuden sein oder auch wenn konkrete Gefahren für Leib und Leben zu befürchten sind.
Wespennester, die weiter entfernt sind, können bleiben
Bärbel Holl, Geschäftsführerin beim Verband für ökologische Schädlingsbekämpfung, rät davon ab, ein Wespennest sofort zu zerstören. Vor allem wenn es mehrere Meter entfernt ist und die Anflugschneise der Tiere möglicherweise gar nicht die Laufwege des Menschen kreuzt. Dazu kommt: Wespen zeigen keinerlei Abwehr oder Kampf-Verhalten.
Fairer Umgang mit Wespen gefordert
Die beiden großen Berufsverbände der Schädlingsbekämpfer haben dazu das Projekt „Faire Wespe“ gegründet. Es geht es darum, nach Lösungen für mögliche Tier-Mensch-Konflikte zu suchen.
"Faire Wespe“ steht auch für eine Beratunfg durch IHK-geprüfte Fachleute, die sich auch in der Schädlingsbekämpfung dem Artenschutz verpflichtet fühlen.
Wespenkonflikte durch Umsiedeln lösen
Das Abtöten von Wespen im Nest durch Insektizide ist nur dann erlaubt, wenn ein vernünftiger Grund vorliegt, wie der Schutz von Alten, Kranken, Kindern und Allergikern. Oder wenn sich das Wespennetz zum Beispiel auf einem Spielplatz befindet. An einem Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen.
In vielen Fällen lassen sich Konflikte aber auch ohne das Töten lösen. Eine Möglichkeit ist das Umsiedeln des Nestes. Das gelingt vor allem dann, wenn die Königin und Arbeiterinnen erst gerade mit dem Nestbau begonnen haben.
Schwarze Schafe unter den Schädlingsbekämpfern
Allerdings werben in letzter Zeit immer mehr angebliche Schädlingsbekämpfer dafür Wespennester zu bekämpfen. Sie töten die Wespen mit fragwürdigen Methoden.
Der Verbund „Faire Wespe“ stellt sich bewusst auch gegen die Abzocke durch Betrüger die für das Entfernen eines Wespennestes bis zu mehreren tausend Euro verlangen.
Mitte Oktober ist die Wespenplage vorbei
In der Regel ist die Wespensaison Mitte Oktober zu Ende. Dann sind die Königinnen ausgeflogen und begeben sich in die Winterruhe, um im nächsten Jahr neue Völker zu gründen. Die Drohnen und Arbeiterinnen sterben. Ihre Nester sind leer und verfallen.