Astronomie

Weltraumteleskop Euclid liefert erste Bilder

Stand
Autor/in
Frank Wittig
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Das Weltraumteleskop Euclid blickt bis zu zehn Milliarden Jahre in die Vergangenheit des Kosmos. Es könnte neue Erkenntnisse zu Dunkler Materie und Dunkler Energie liefern. Jetzt wurden erste Bilder des Teleskops veröffentlicht.

Mehr als 3.500 Menschen aus 21 Ländern arbeiten an dem Projekt Euclid. Das unter der Federführung der Europäischen Weltraumagentur ESA entwickelte Weltraumteleskop startete am 1. Juli 2023 mit einer SpaceX-Rakete erfolgreich ins All. Auch Forschende aus Deutschland sind am Projekt beteiligt: So wurden beispielsweise am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg und dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching Schlüsselkomponenten zur Optik von Euclid mit entwickelt.

Soll ein Drittel des Himmels kartografieren: Weltraumteleskop Euclid.
Soll ein Drittel des Himmels kartografieren: Weltraumteleskop Euclid.

Euclid blickt bis zu zehn Milliarden Jahre in die Vergangenheit

1,2 Meter Durchmesser hat der Spiegel, mit dem Euclid bis zu 10 Milliarden Lichtjahre tief ins Weltall blicken kann und bei der Suche nach den bisher besten Informationen zur Dunklen Materie und zur Dunklen Energie helfen soll. Diese Kräfte im Kosmos stellen Wissenschaftler bis heute vor große Rätsel.

Seit rund zwanzig Jahren ist bekannt: Wir sehen nur knapp 5 Prozent des Universums. 95 Prozent besteht aus sogenannter Dunkler Energie und Dunkler Materie, die wir nicht direkt beobachten können. Doch diese dunkle Welt beeinflusst die Bewegung und die Entwicklung des sichtbaren Weltalls.

Die Mission ist in ihrem Kern auf das Verständnis von Dunkler Energie fokussiert - aus gutem Grund. Aber die Himmelskarte, die wir im Zuge dieser Forschung machen, wird ganz sicher eine astronomische Schatztruhe sein, die Jahrzehnte, vielleicht ein Jahrhundert lang hält.

Galaxien werden mit Weltraumteleskop vermessen

Euclid – das neueste Weltraumteleskop der ESA – soll innnerhalb der nächsten sechs Jahre ein Drittel des Kosmos kartieren.

Prof. Carole Mundell, Wissenschaftliche Direktorin der ESA, beschreibt die Forschungsstrategie des Projekts: „Euclid ist etwas Besonderes. Denn seine Kamera arbeitet so präzise, dass wir die Formen der Galaxien vermessen können. Und wir wissen, dass die Gravitation der Dunklen Materie die Form der Galaxien verzerrt. Wenn wir das messen, können wir verstehen, wie dunkle Materie die Galaxien und die Entwicklung des Universums beeinflusst.“

Der Perseus ist ein Sternbild des Nordhimmels. Es ist am besten am Herbst- und Winterhimmel zu sehen und liegt mitten im Band der Milchstraße.
Mehrere Hunderttausend solcher hochauflösenden Fotos soll Euclid in den kommenden sechs Jahren aufnehmen.

Dunkle Materie verzerrt Galaxien

Euclid wird mehrere hunderttausend Bilder aufnehmen, etwa ein Drittel des Kosmos präzise kartieren. Je tiefer das Teleskop ins All schaut, desto weiter blickt es in die Vergangenheit zurück. So sind die Fotos nicht nur eine aktuelle Bestandsaufnahme, sondern auch eine Dokumentation der Entwicklung der Strukturen im Weltall: Galaxien, Galaxienhaufen, und noch größere Strukturen, sogenannte Filamente. Ihre Dynamik liefert Informationen über dunkle Seite des Universums.

Im Vordergrund stehen fünf Fragen:

  • Wie verteilt sich die Dunkle Materie im Universum?
  • Wie vollzog sich die Ausdehnung des Universums?
  • Was sagt uns das über die Eigenschaften der Dunklen Energie?
  • Verändert sich der Anteil an Dunkler Energie über die Zeit?
  • Wie formen sich die großräumigen Strukturen im Universum?

Euclid-Mission: Für ein besseres Verständnis des Universums

Das Forschungsprojekt kostet 1,4 Milliarden Euro und soll die Tür aufstoßen zu einem besseren Verständnis des Universums.

Die ersten Aufnahmen von Euclid sind von bestechender Qualität. Was dunkle Materie tatsächlich ist, wird sich mit den Fotos des Superteleskops von Euclid nicht erklären lassen. Aber ihre Verteilung im Weltall zu kennen ist ein wichtiger Trittstein für weitere Forschungsarbeiten an diesem wohl größten Rätsel des Universums.

NGC 6822 gehört aufgrund ihrer ungewöhnlichen Form und ihrer geringen Größe zur Klasse der irregulären Zwerggalaxien.
NGC 6822 gehört aufgrund ihrer ungewöhnlichen Form und ihrer geringen Größe zur Klasse der irregulären Zwerggalaxien. Die zeitliche Entwicklung galaktischer Strukturen bietet Informationen über die Verteilung der Dunklen Materie im Raum.

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