Die "Juice"-Sonde soll die drei Eismonde Ganymed, Europa und Kallisto des Gasplaneten Jupiter erkunden. Am 14. April um 14:14 Uhr unserer Zeit hob die Ariane-5-Rakete mit der ESA-Raumsonde erfolgreich ab.
Juice – Das steht für den Jupiter Icy Moons Explorer der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Erforscht werden sollen vor allem die drei Eismonde Ganymed, Europa und Kallisto. An Bord einer Ariane 5-Rakete ist die hochmoderne Sonde vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyanains Weltall gestartet.
Deshalb musste der Start auf den 14. April verschoben werden
Der Start war ursprünglich am 13. April geplant, musste jedoch verschoben werden. Grund für die Verschiebung der "Juice"-Mission zum Jupiter war nicht etwa ein technisches Problem, weiß Bernhard von Weyhe, Pressesprecher der ESA, nach dem Startabbruch am Donnerstag: „Es gab ein relativ hohes Gewitterrisiko und es war wohl eine Gewitterzelle zu nah am Startplatz dran. Dementsprechend wurde der Start in letzter Minute abgebrochen.“
Vor dem ersten Startversuch seien laut von Weyhe mehrere Wetterballons hochgeschickt worden. Natürlich würde man für einen solchen Raketenstart mit einer so wichtigen historischen Mission optimale Konditionen haben wollen und kein Risiko eingehen.
Eismonde sollen erkundet werden
Der Jupiter ist ein besonderer Planet: Er ist der größte des Sonnensystems. Die Erde würde 1.300 mal in den Planeten hineinpassen. Und: er bildet das Zentrum eines "Beinahe-Sonnensystems". Umkreist wird er zwar nicht wie die Sonne von Planeten, aber von 95 Monden. Die größten sind ähnlich groß und sogar größer als der Planet Merkur.
Doch weil der Jupiter keine Sonne ist, wärmt er seine Monde nicht von außen. Die Oberflächentemperaturen liegen bei etwa Minus 150 Grad Celsius. Viele der Monde sind deshalb mit einer Eisschicht überzogen. Die drei größten Eismonde sind Ganymed, Europa und Kallisto. Und die sind auch das Ziel der Juice-Mission: Unter ihrer Eisschicht könnten lebensfreundliche Ozeane verborgen liegen. Denn der Jupiter wärmt seine Monde von innen.
Lebensformen könnten im warmem Wasser existieren
Sein Schwerefeld "knetet" die großen Monde durch. Walkt sie durch, wie einen halbplatten Autoreifen beim Fahren. Ein gewalkter Autoreifen wird warm, ein gewalkter Mond auch. Die Gezeitenkräfte des Jupiter beeinflussen Eis, Wasser und Gestein seiner Monde. Nähern sich die Monde dem Planeten auf ihrer Umlaufbahn an, verformen sie sich elliptisch. Entfernen sie sich, werden sie wieder kugelförmiger. Diese Bewegungen erzeugen Wärme.
Durch die Hitze aus dem Inneren der Monde könnte es unter der Eisschicht verborgene, heiße Quellen geben, wie sie auch am tiefen Meeresgrund der Erde zu finden sind. Das sind die sogenannten "Black Smoker", hydrothermale Quellen, an denen sich sogar einst das erste Leben auf der Erde entwickelt haben könnte. Könnte es also auch auf Ganymed, Europa oder Kallisto Leben geben?
Das wird über die Monde angenommen:
Wissenschaftliche Instrumente mit deutscher Beteiligung entwickelt
Bislang kann vieles über die Monde nur vermutet werden. Die Messinstrumente, mit denen Juice ausgestattet ist, sollen nun für mehr Gewissheit sorgen. Und einige davon wurden sogar in Deutschland entwickelt. So zum Beispiel GALA. Das ist die Abkürzung für Ganymed Laser Altimeter, ein Höhenmesser, der mit Laserinfrarotlicht die Oberfläche von Ganymed abtasten wird. Das Messinstrument wurde unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) gebaut.
GALA könnte entscheidende Hinweise darauf liefern, ob Ganymed einen Ozean hat. Denn dann sollte es auch Ebbe und Flut geben. Hat Ganymed Ozeane, sollte sich seine Eiskruste ganymedtäglich um sieben Meter heben und senken. Hat Ganymed keinen Ozean unterm Eis, sollte dieser Tidenhub nicht einmal zehn Zentimeter betragen. Dieser Unterschied wird durch GALA messbar.
Auch das Submillimeter Wave Instrument, das Teilchenspektrometer Particle Environment Package, das Jupiter Magnetometer J-MAG, das Radar-Instrument Radar for Icy Moons Exploration und der Radiosondierer 3GM sowie das Kamerasystem JANUS wurden mit deutscher Beteiligung entwickelt. Insgesamt hat Juice zehn Messinstrumente an Bord.
Von Airbus stammen Entwicklung und Bau des elektrischen Systems der Raumsonde. Die Ingenieure aus Immenstaad am Bodensee haben auch die Versorgung mit Solarenergie entwickelt, außerdem betreuten sie einige der technischen Messinstrumente.
Wenn die Mission erfolgreich ist, könnten die Erkenntnisse auf die Erforschung von Exo-Planetensystemen übertragen werden. Und auch die Frage, ob es dort Ozeane gibt, sollte klarer beantwortet werden können – und gegebenenfalls die Forschung nach außerirdischem Leben vorantreiben. Denn wenn die Monde Ozeane haben, könnten im warmen Wasser Lebensformen existieren.
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