Für die meisten Frauen in Industrieländern ist die Pille – trotz Risiken und Nebenwirkungen – immer noch das Verhütungsmittel der Wahl. Warum gibt es bislang keine Pille für den Mann?
Am 18. August 1960, also vor 60 Jahren, kam in den USA die Pille auf den Markt. Ein Jahr später war es dann auch in Deutschland so weit.
Seit Jahrzehnten heißt es immer wieder, dass es bald auch die Pille für den Mann geben wird – aber es ist immer noch kein marktreifer Ansatz in Sicht.
Pille für den Mann - Tests mit vielen Nebenwirkungen
Eine einfache Pille zum Schlucken ist für Männer immer noch nicht in Sicht, aber grundsätzlich könnte die Verhütung mit Hormonen durchaus auch bei Männern klappen: Eine Kombi aus Testosteronspritzen und dem Hormon Gestagen sah eine Weile ganz gut aus.
Dann hat aber jeder zehnte Teilnehmer der Studie starke Nebenwirkungen entwickelt -- die Weltgesundheitsorganisation hat das Projekt deshalb 2011 eingestellt. Vor allem Depressionen waren ein großes Problem.
Vielleicht funktioniert es besser über die Haut: in den USA testen Wissenschaftler gerade ein Verhütungsgel für Männer. Auch da stecken Testosteron und Gestagen drin. Man muss es täglich an Schulter oder Brust auftragen.
Pille für den Mann ist eine Herausforderung für die Wissenschaft
Erste Studien zeigen, dass die Zahl der Spermien dadurch deutlich sinkt. Ob das reicht, um sicher eine Schwangerschaft zu verhindern, ist aber noch offen. Die Pille für den Mann ist eine Riesenherausforderung für die Wissenschaft: Bei Frauen muss man ja nur dafür sorgen, dass einmal im Monat der Eisprung ausbleibt. Bei Männern dagegen muss man viele Millionen Spermien stoppen – und zwar jeden Tag. Das ist eine gewaltige Aufgabe.
Mit Testosteron ist das zwar möglich, aber der Ansatz ist auch riskant: Wer zu viel Testosteron bekommt, bei dem schrumpfen die Hoden – und zwar dauerhaft.
Verhütungsmittel auf planzlicher Basis werden erforscht
Vielleicht bieten pflanzliche Ansätze einen Ausweg: in Indonesien erforschen Wissenschaftler die Heilpflanze Justicia gendarussa. Daraus brühen sich die Ureinwohner Neuguineas einen angeblich wirksamen Verhütungstee. Das klingt durchaus plausibel: In den Blättern steckt ein Enzym, das die Beweglichkeit von Spermien hemmt.
Und kalifornische Wissenschaftlerinnen haben 2017 zwei weitere vielversprechende Substanzen in Pflanzen entdeckt: Lupeol und Pristimerin: sie bremsen Spermien aus, so dass sie nicht in die Eizelle eindringen können. Ein marktreifes Verhütungsmittel mit Pflanzenstoffen ist aber immer noch nicht in Sicht.
Verhütungsslip soll Spermien mit Wärme lahmlegen
Französische Tüftler haben sich eine Methode ganz ohne Medizin überlegt: sie setzen auf den slip contracéptif, den Verhütungsslip. In dieser Spezial-Unterhose steckt ein Ring, mit dem sich die Hoden ins Körperinnere drücken lassen: Das sorgt für eine kräftige Erwärmung, die Spermienproduktion sinkt. Wer so verhüten will, muss den Slip allerdings täglich für mindestens 15 Stunden tragen.
Viele Männer dürften da doch lieber zu Kondomen greifen. Die haben noch einen weiteren Vorteil: die Partnerin kann kontrollieren, wie der Mann verhütet. Denn egal ob Verhütungsgel, -tee oder Spezialslip: Alle Methoden nur für den Mann setzen großes Vertrauen bei der Frau voraus: Wenn er schlampt, muss sie es am Ende ausbaden.