Der Deutsche Zukunftspreis 2020 geht an die Entwickler der EUV-Lithographie. Mit dieser Technologie wird die Herstellung winziger Mikrochips plötzlich möglich.
Mikrochips sind längst ein grundlegender Bestandteil unseres Alltags. Dass wir riesige Datenmengen in Sekundenbruchteilen aufrufen und versenden können, hinterfragt kaum jemand - Ein Griff in die Hosentasche reicht bei den Meisten, um einen der leistungsstarken Rechenchips in der Hand zu halten. Dabei kann kaum jemand sagen, wie die Hersteller es schaffen, unsere Smartphones immer kleiner und leichter, aber trotzdem leistungsstärker werden zu lassen.
Auf dem zentralen Steuer-Chip sind als wesentlicher Bestandteil Transistoren angebracht. Nur damit kann das Smartphone arbeiten, Internetseiten öffnen oder Rechenoperationen durchführen. Je mehr Transistoren, desto mehr Rechnungen können durchgeführt werden.
Microchips werden immer leistungsfähiger
So formuliert es Peter Kürz, der bei der Oberkochener Carl Zeiss AG an der Entwicklung einer neuen Technologie arbeitet, die sich EUV-Lithographie nennt. Mit ihr lassen sich Chips bauen, die noch kleiner und fähiger sind, als bisher. Für dieses Verfahren wurde das Entwicklerteam jetzt mit dem Deutschen Zukunftspreis 2020 ausgezeichnet.
Internationale Zusammenarbeit ermöglicht Fortschritt
Entwickelt wurde die EUV-Lithographie vom Optik- und Elektronikkonzern Zeiss, dem Laserhersteller Trumpf aus Ditzingen, dem Fraunhofer Institut IOF aus Jena und den niederländischen Konzern ASML. Zeiss, Trumpf und ASML konstruieren aber nicht die Computerchips, sondern eben die Geräte, mit denen die winzigen Chips hergestellt werden. ASML baut die Maschine, Trumpf baut den Laser und Zeiss das optische System.
Leistungsfähige Mikrochips mittels Lasertechnik
10 Milliarden Transistoren. Es ist nicht ganz leicht, diese unvorstellbare Menge in etwas wirklich Greifbares zu übersetzen. Es ist so, als ob die Oberkochener den Motor für einen neuen Rennwagen erfunden hätten. Wie schnell der Rennwagen fährt, hängt von vielen anderen ab, Konstrukteuren, Fahrern, Mechanikern. Aber dieser Motor, der ist eben entscheidend. Was er kann, erklärt Peter Kürz:
Belichtung der Chips mit extremer Ultraviolett-Strahlung
Das EUV-Tool also ist das Herzstück der neuen Technologie. Abkürzung für „Extremes Ultraviolett“. Die Leiterbahnen auf Mikrochips werden damit unvorstellbar klein. Die runden Platten, die Wafer, aus denen nachher die Chips herausgesägt werden, sind Silizium-Scheiben, die mit Fotolack beschichtet wurden.
Eine Optik belichtet sie. Hundert Belichtungsvorgänge pro Platte, mit Hilfe von extrem ultraviolettem Licht, im Vakuum und statt mit Linsen mit Hilfe von Spiegeln. Das sind jedoch nicht etwa irgendwelche Spiegel, sondern die mit Abstand genauesten Spiegel der Welt.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen für Konstruktion perfekter Spiegel
Solche Spiegel werden in gesicherten Produktionsstätten hergestellt, die nicht einfach zugänglich sind. Personal muss die Fertigungsräume durch eine Schleuse betreten, in der die Schuhe von unten gebürstet werden, danach werden sie mit Plastiküberziehern ausgestattet.
Kein Staub darf in die Anlage kommen, wenn dort das Eingangstor hochgezogen wird. Das Schleifen der Spiegel erfordert viel Zeit: Unter der Zugabe von Schleifflüssigkeit und jeder Menge Wasser braucht die Maschine 6 Stunden für 0,2 Millimeter der Spiegelfläche. Und das ist der grobe Teil der Arbeiten.
Keine Angst vor Konkurrenz
Peter Kürz befürchtet nicht, dass ein solcher Einblick in den Herstellungsprozess dazu führen könnte, dass eine asiatische Großmacht diese Technologie kopieren und selbst auf den Markt bringen könnte. Es gibt mehrere Punkte, die ihn so sicher machen:
2.300 Menschen arbeiten in Oberkochen schon jetzt an der EUV-Technologie, mit mehr als 2 Millionen Stunden Entwicklungszeit allein im vergangenen Jahr. Jetzt ist sie in Serie gegangen und sichert langfristig die Position des Firmenverbundes als Weltmarktführer.
Von 8-Bit-Melodien zu Künstlicher Intelligenz
In Speicherkapazität übersetzt konnten die ersten Chips zur Zeit der ersten Mondlandung 1969 gerade mal einen Takt der 5. Symphonie von Beethoven in reduzierter 8-bit-Qualität abspielen.
Heute passt das Gesamtwerk Beethovens auf einen USB-Stick - und die gesammelten Kompositionen von Mozart, Bach, Haydn, Bruckner und Brahms noch dazu, als Videos in HD-Qualität.
Was diese neue Generation Computerchips einmal leisten kann, steht noch in den Sternen. Autonomes Fahren, Künstliche Intelligenz, Anwendungen im Gesundheitsbereich oder Möglichkeiten, die noch gar nicht ausgedacht sind. Man kann die Chancen oder die Risiken sehen, aber zumindest ist es keine Frage der Produktion mehr.