Die Debatte um die Frage, ob Kopfbälle für bleibende Schäden bei Fußballern sorgen, ist nicht neu. Eine schwedische Studie liefert nun neue Erkenntnisse.
Die kürzlich im Fachblatt Lancet Public Health veröffentlichte Studie beruht auf Daten von rund 6.000 männlichen Spielern der schwedischen Top-Liga von 1924 bis 2019. Laut der Studie war das Risiko für Alzheimer und andere Formen von Demenz bei den schwedischen Profifußballern rund 60 Prozent höher als in der Normalbevölkerung. Als Ursache gelten wiederholte leichte Hirnverletzungen durch Kopfbälle.
Dabei zeigten sich je nach Position auf dem Feld Unterschiede zwischen den Spielern: Das erhöhte Demenzrisiko zeigte sich nur bei Feldspielern, nicht bei Torhütern. Wer im Tor steht, köpft den Ball deutlich seltener. Bei einer ansonsten ähnlichen Lebensweise während und vermutlich auch nach der Fußballkarriere stützt das die Annahme, dass Kopfbälle der Grund für das erhöhte Alzheimerrisiko darstellen, folgert der an der Studie beteiligte Forscher Peter Ueda vom schwedischen Karolinska Institutet.
Deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Krankheiten
Die Wahrscheinlichkeit für Profifußballer, an Alzheimer oder anderen Demenzkrankheiten zu erkranken, beträgt der Studie zufolge 8%, was gegenüber dem Wert von 5% in der Normalbevölkerung ein um 60% erhöhtes Risiko bedeutet. Für Erkrankungen, die das motorische Nervensystem betreffen – wie die Nervenkrankheit ALS – fand die Studie kein erhöhtes Risiko.
Bei Parkinson wurde sogar ein niedrigeres Risiko ersichtlich, was laut Björn Pasternak vom Karolinska Institutet, einem der federführenden Studienautoren, daran liegen könnte, dass die potenziellen Risiken von Kopfstößen durch eine gute körperliche Fitness ausgeglichen werden.
Ergebnisse nur begrenzt auf heute übertragbar
Die Studie wertete Daten von Profifußballern im Zeitraum von 1924 bis 2019 aus. Dabei geben die schwedischen Forschenden zu bedenken, dass ihre Ergebnisse nur begrenzt auf den heutigen Profifußball übertragbar sind. So könnte das Risiko einerseits höher sein, da heutzutage intensiver trainiert werde, während andererseits jedoch auch ein Spiel- und Trainingsstil herrscht, der weniger Kopftraumata verursachen sollte.
Fußballverbände ergreifen bereits Schutzmaßnahmen
Zuletzt hatte jedoch eine schottische Studie ergeben, dass häufige Kopfbälle sogar ein dreieinhalbfach erhöhtes Risiko für Abbauerkrankungen des Gehirns bei Profikickern zur Folge haben. Die Scottish Football Association hat bereits Maßnahmen zum gesundheitlichen Schutz von Profispielern ergriffen.. Kopfbälle im Training für unter Zwölfjährige sind in Schottland und auch in England sogar ganz verboten.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat das Thema auch im Blick. Von einem Verbot hält der DFB allerdings nichts und setzt im Jugendtraining stattdessen auf leichte Bälle im Training und ein Schwerpunkttraining, bei dem auf viele Wiederholungen verzichtet werden soll. Laut DFB ist es zudem zentral, die richtige Technik zu vermitteln, um Schäden zu minimieren. So soll es für den Schutz des Gehirns zentral sein, beim Kopfball den Ball mit der Stirn zu treffen und die Hals- und Nackenmuskulatur bewusst anzuspannen, da so die Krafteinwirkung auf das Gehirn gemindert werden sollen.