Neue Studie

Deshalb sind Labradore so verfressen

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Autor/in
Ulrike Till
Portraitbild von Ulrike Till, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
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Leila Boucheligua

Labradore gehören zu den beliebtesten Hunderassen - kein Wunder: Sie sind freundlich, mögen Kinder und wollen ihren Besitzer*innen gefallen. Doch viele Labradore sind zu dick. Forschende der Uni Cambridge konnten nun aufschlüsseln, warum manche Labradore und Flat Coated Retriever so hemmungslos verfressen sind.

Bei übergewichtigen Labradoren steckt in vielen Fällen eine Genmutation dahinter. Die ist schon länger bekannt - doch erst jetzt konnte ein Forschungsteam der Universität Cambridge aufschlüsseln, weshalb genau manche Labradore und Flat Coated Retriever dadurch so verfressen sind. Die Studie ist gerade im Journal Science Advances erschienen.

Gen, das das Hungergefühl reguliert, ist mutiert

Dass manche Labradore und Flat Coated Retriever so verfressen sind, liegt an einem einzigen veränderten Gen: an dem sogenannten POMC-Gen. Bei etwa jedem vierten Labrador und sogar zwei Drittel der Flat Coated Retriever ist dieses Gen mutiert. Es ist verkürzt, weshalb vermutlich bestimmte Botenstoffe nicht mehr hergestellt werden, die das Hungergefühl regulieren.

Die neue Studie hat nun gezeigt: Betroffene Hunde fühlen sich viel kürzere Zeit satt als Vierbeiner ohne Genmutation. Wenn sie unbegrenzt fressen dürfen, nehmen sie aber nicht mehr zu sich als andere Artgenossen. Egal ob mit oder ohne Genmutation, von den 87 Versuchshunden hat jeder fast zwei Kilogramm Dosenfutter verschlungen, wenn sie die Gelegenheit hatten. Nur waren die mit mutiertem POMC-Gen danach viel schneller wieder hungrig.

Labardore und Flat Coated Retriever mit einer Mutation im POMC-Gen haben schneller wieder Hunger, als ihre Artgenossen ohne Genmutation.
Labardore und Flat Coated Retriever mit einer Mutation im POMC-Gen haben schneller wieder Hunger, als ihre Artgenossen ohne Genmutation. Das macht sie so verfressen.

Die Forschenden fanden noch mehr Unterschiede

Das veränderte Gen sorgt auch dafür, dass betroffene Labradore und Flat Coated Retriever grundsätzlich viel gieriger auf Essen sind als andere Hunde. Im Labor in Cambridge wurde ihnen eine durchsichtige, fest verschlossene Box mit Wurst hingestellt. Die Tiere mit Genmutation haben viel vehementer versucht, die Box zu öffnen als die anderen Vierbeiner.

Beim nächsten Test gab es eine weitere interessante Beobachtung. Messungen der Atemluft beim Schlafen haben ergeben, dass Hunde mit der Mutation rund ein Viertel weniger Kalorien verbrennen als ihre Artgenossen. Eine fatale Kombination, denn sie sind ewig hungrig - und setzen mit der gleichen Menge Futter schneller Fett an als Tiere ohne Genveränderung.

Können Besitzer und Besitzerinnen gegensteuern?

Das britische Forschungsteam gibt leider keine konkreten Tipps für Besitzer mit besonders verfressenen Vierbeinern. Sie sagen lediglich, dass Labrador-Besitzer*innen darauf achten müssen, dass ihre Hunde nicht zu dick werden. Das klingt jedoch leichter als es ist, wenn die Vierbeiner mit Genmutation so gierig nach Futter sind.

Ein simpler Trick ist, eher mehrere kleine Portionen als nur eine große Portion am Tag zu füttern. Außerdem anstelle von fettem Schweineohr lieber mal eine Möhre als Leckerli geben - viele Retriever lieben auch Gemüse und Obst.

Wenn man dem Bettelblick überhaupt nicht widerstehen kann, gibt es auch kalorienarmes Futter und magere Snacks vom Tierarzt. Wer nicht will, dass der Hund irgendwann nur noch watscheln kann, darf Fleischwurst und Käse wirklich nur noch ausnahmsweise mal geben.

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